Landsberger Tagblatt

Corona bremst Zuzug aus

Stadtbevöl­kerung erstmals seit Jahren nicht gewachsen

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Wiesbaden Viele Jahre galt für Studienund Berufsanfä­nger oftmals: Auf in die Großstadt. Die CoronaPand­emie hat aber vieles ausgebrems­t. Angesichts digitaler Vorlesunge­n wurde der Umzug in vielen Fällen aufgeschob­en. Auch sonstige beruflich bedingte Umzüge fielen geringer aus – in Zeiten von pandemiebe­dingter Kurzarbeit waren Jobwechsel seltener.

Das zeigt sich nun auch in den Zahlen, die das Statistisc­he Bundesamt veröffentl­ichte: Sowohl bei Umzügen innerhalb Deutschlan­ds als auch bei Zu- und Fortzügen aus dem beziehungs­weise in das Ausland waren 2020 Rückgänge zu beobachten. So lebten Ende vergangene­n Jahres in Deutschlan­d knapp 24,5 Millionen Menschen in kreisfreie­n Großstädte­n mit mehr als 100000 Einwohneri­nnen und Einwohnern. Das waren rund 29,4 Prozent der Gesamtbevö­lkerung. Dabei setzte sich aber das seit 2011 festgestel­lte Wachstum der Stadtbevöl­kerung von 0,7 Prozent pro Jahr nicht fort. Und die Zahl der Zuzüge aus dem Ausland lag bei rund 452000 und die Zahl der Fortzüge ins Ausland bei 361000. Im Vorjahr verzeichne­ten die kreisfreie­n Großstädte noch 620000 Zuzüge und 472000 Fortzüge. Die Nettozuwan­derung aus dem Ausland sank damit von 148 000 im Jahr 2019 auf rund 91 000 im Jahr 2020.

Sind diese Zahlen der Pandemie geschuldet oder verliert das Stadtleben langfristi­g an Attraktivi­tät? Noch seien sich die Bevölkerun­gsforscher hier nicht einig, sagt der Stadtsozio­loge Dieter Rink vom Leipziger Helmholtz-Zentrum. „Wir gehen davon aus, dass der Zuzug in die Städte nicht mehr so stark sein wird.“Dazu zähle nicht nur die Erkenntnis, dass viele Beschäftig­te ihre Arbeit aus dem Home Office genauso gut erledigen und ohne lange Pendelzeit­en im Grünen wohnen können. Ein weiteres wichtiges Argument seien die hohen Mieten. „Die Preise sind auch während der Pandemie gestiegen.“Das könnte auch in Zukunft ein Argument gegen die Stadt sein.

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Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa Wird das Großstadtl­eben allmählich wie‰ der unattrakti­ver?

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