Kinsau: Kein Platz mehr für die Vereine?
Gesellschaft In Kinsau ist ein neues Dorfgemeinschaftshaus geplant. Eigentlich soll die Mehrzweckhalle erst abgerissen werden, wenn der Neubau steht – das geht aber nicht. Was jetzt vorgesehen ist
Kinsau Schwere Zeiten könnten für einige Vereine in Kinsau anbrechen. Wurden diese erst von der CoronaKrise ausgebremst, die Treffen unmöglich machte, so könnte es ihnen passieren, bald für längere Zeit keine Räume mehr zu haben. Der Neubau des Dorfgemeinschaftshauses läuft nämlich nicht wie geplant. Das wurde bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in Kinsau bekannt.
Für den Neubau des Dorfgemeinschaftshauses muss sich die Gemeinde Kinsau nämlich einen anderen Standort suchen. Das Gebäude kommt nach den neuen Plänen nun genau dort hin, wo jetzt noch die alte Mehrzweckhalle steht, die dafür natürlich zuerst abgerissen werden muss. Und so kann es zu Engpässen für die Vereine kommen.
Ursprünglich hatte die Gemeinde das Dorfgemeinschaftshaus nördlich der bisherigen Mehrzweckhalle errichten wollen. Weil dieser Standort nahe am Wasserschutzgebiet liegt, hatte die Gemeinde eine Ausnahmegenehmigung beantragt. Wie in der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt wurde, hat die Kommune
Nach Corona fehlt der Sport ganz extrem
aber die nötige Ausnahmegenehmigung nicht bekommen.
Das werde die Gemeinde jetzt natürlich akzeptieren, erklärte Bürgermeister Marco Dollinger in der Sitzung. Was den Antrag für die Ausnahmegenehmigung betrifft, betonte er gegenüber dem Landsberger Tagblatt aber nochmals: Diesen habe die Gemeinde nur gestellt, da sie sich sicher gewesen sei, dass der Bau das Schutzgebiet nicht gefährdet hätte. Der Neubau hätte weder in der Schutzzone selbst noch im Sicherheitszuschlag gelegen, erläuterte der Bürgermeister.
Die Gemeinde handelte umgehend auf die Ablehnung ihres Antrags: Den Gemeinderatsmitgliedern lagen in der Sitzung bereits die geänderten Pläne mit dem neuen Standort vor. Der Gemeinderat stimmte dem Standortwechsel und den neuen Plänen einstimmig zu und billigte auf dieser Basis den Bauantrag für die Errichtung des neuen Dorfgemeinschaftshauses.
Dies bedeutet nun zwangsläufig, dass die Vereine während der Bauzeit keine Räumlichkeiten haben werden. Denn die alte Mehrzweck
halle muss jetzt erst abgerissen werden, bevor die neue gebaut werden kann. Wie berichtet, sollte eigentlich erst mir dem Abriss begonnen werden, sobald das neue Dorfgemeinschaftshaus steht.
Es könnte eineinhalb bis zwei Jahre dauern, bis die Vereine nach dem Abriss wieder neue Räume bekommen. Einen Zeitplan für den Abriss und den Neubau gibt es noch nicht: „Wir müssen erst die Förderzusagen und die Genehmigung abwarten. Erst dann werden wir einen
Zeitplan machen“, kündigte Dollinger an. Eine Sorge bereiten dem Gemeindechef insbesondere der Schützenverein und die Turnabteilung, da es für diese wohl innerörtlich keine Ausweichmöglichkeit während der Bauphase geben wird. Für die Blaskapelle könnte vielleicht noch ein anderer Ort für die Proben gefunden werden, meinte Dollinger.
Tanja Heinrich, Abteilungsleiterin Turnen beim SV Kinsau, ist eine der Betroffenen. An drei Tagen in der Woche nutzen die Turnerinnen
und Turner die Mehrzweckhalle für ihre unterschiedlichsten Angebote, von Seniorenturnen über Linedance, Mutter-Kind-Turnen oder Zirkeltraining. Mit den Nachbarorten hat sie sich wegen einer Ausweichmöglichkeit noch nicht kurzgeschlossen, aber die Stunden so lange ausfallen zu lassen, wäre keine Option. „Gerade bei den Kindern und Jugendlichen merkt man, wie ihnen der Sport während Corona gefehlt hat.“Aber auch die Erwachsenen „gehen gestresst rein in die
Stunde und zufrieden wieder raus“, ist ihre Erfahrung.
Ziemlich gelassen reagierte Michael Nieberle, Vorsitzender des Musikvereins, auf die Nachricht, dass es Engpässe bei einem Probenraum geben könnte. „Momentan proben wir aufgrund der aktuellen Corona-Situation sowieso nicht“, sagte er. Und: „Es gibt kein Problem, für das es nicht auch eine Lösung gibt.“
Und bei dieser Lösung des Problems werde die Gemeinde auch behilflich sein, so Bürgermeister Marco Dollinger. „Es gibt dazu bereits Planspiele“, so Kinsaus Bürgermeister, doch „wir müssen das Pferd ja nicht von hinten aufzäumen.“Zunächst müsse abgewartet werden, ob die neuen Pläne so genehmigt werden, dann könne man sich dem Raumproblem der betroffenen Vereine zuwenden. „Wir lassen da niemanden allein“, verspricht der Bürgermeister.
In den neuen Plänen ist nun auch kein eigenes Heizhaus mehr vorgesehen: Stattdessen wird die alte Ölheizung im nebenan gelegenen Schulhaus durch eine Hackschnitzelheizung ersetzt. Diese Hackschnitzelheizung wird dann künftig
Weg von den fossilen Brennstoffen
mehrere Gebäude erwärmen: Das Dorfgemeinschaftshaus, die Schule, der Kindergarten und das Rathaus werden dann alle zentral beheizt. Man wolle weg von den fossilen Brennstoffen – hin zu einer klimafreundlichen Heizung, erläuterte Dollinger.
Herzstück des neuen Dorfgemeinschaftshauses wird ein 220 Quadratmeter großer Saal im Erdgeschoss, in dem Veranstaltungen für bis zu 199 Personen stattfinden können. Die Vereine bekommen ein großes Stüberl sowie zwei Probenräume, die gemeinsam genutzt werden sollen. Darüber hinaus erhält jeder Verein einen Lagerraum. Die Schießstände für die Schützen und ein Auswerteraum sind im Keller vorgesehen. Ein Aufzug verbindet Keller, Erdgeschoss und Obergeschoss miteinander. Die Parkplätze – die eigentlich am Standort der alten Halle vorgesehen waren – kommen jetzt in den Norden.
Die Kostenschätzung beläuft sich auf rund fünf Millionen Euro. Vom Amt für Ländliche Entwicklung erwartet Kinsau einen höheren Zuschuss.