Landsberger Tagblatt

Kinsau: Kein Platz mehr für die Vereine?

Gesellscha­ft In Kinsau ist ein neues Dorfgemein­schaftshau­s geplant. Eigentlich soll die Mehrzweckh­alle erst abgerissen werden, wenn der Neubau steht – das geht aber nicht. Was jetzt vorgesehen ist

- VON MANUELA SCHMID UND MARGIT MESSELHÄUS­ER

Kinsau Schwere Zeiten könnten für einige Vereine in Kinsau anbrechen. Wurden diese erst von der CoronaKris­e ausgebrems­t, die Treffen unmöglich machte, so könnte es ihnen passieren, bald für längere Zeit keine Räume mehr zu haben. Der Neubau des Dorfgemein­schaftshau­ses läuft nämlich nicht wie geplant. Das wurde bei der jüngsten Gemeindera­tssitzung in Kinsau bekannt.

Für den Neubau des Dorfgemein­schaftshau­ses muss sich die Gemeinde Kinsau nämlich einen anderen Standort suchen. Das Gebäude kommt nach den neuen Plänen nun genau dort hin, wo jetzt noch die alte Mehrzweckh­alle steht, die dafür natürlich zuerst abgerissen werden muss. Und so kann es zu Engpässen für die Vereine kommen.

Ursprüngli­ch hatte die Gemeinde das Dorfgemein­schaftshau­s nördlich der bisherigen Mehrzweckh­alle errichten wollen. Weil dieser Standort nahe am Wasserschu­tzgebiet liegt, hatte die Gemeinde eine Ausnahmege­nehmigung beantragt. Wie in der jüngsten Gemeindera­tssitzung bekannt wurde, hat die Kommune

Nach Corona fehlt der Sport ganz extrem

aber die nötige Ausnahmege­nehmigung nicht bekommen.

Das werde die Gemeinde jetzt natürlich akzeptiere­n, erklärte Bürgermeis­ter Marco Dollinger in der Sitzung. Was den Antrag für die Ausnahmege­nehmigung betrifft, betonte er gegenüber dem Landsberge­r Tagblatt aber nochmals: Diesen habe die Gemeinde nur gestellt, da sie sich sicher gewesen sei, dass der Bau das Schutzgebi­et nicht gefährdet hätte. Der Neubau hätte weder in der Schutzzone selbst noch im Sicherheit­szuschlag gelegen, erläuterte der Bürgermeis­ter.

Die Gemeinde handelte umgehend auf die Ablehnung ihres Antrags: Den Gemeindera­tsmitglied­ern lagen in der Sitzung bereits die geänderten Pläne mit dem neuen Standort vor. Der Gemeindera­t stimmte dem Standortwe­chsel und den neuen Plänen einstimmig zu und billigte auf dieser Basis den Bauantrag für die Errichtung des neuen Dorfgemein­schaftshau­ses.

Dies bedeutet nun zwangsläuf­ig, dass die Vereine während der Bauzeit keine Räumlichke­iten haben werden. Denn die alte Mehrzweck

halle muss jetzt erst abgerissen werden, bevor die neue gebaut werden kann. Wie berichtet, sollte eigentlich erst mir dem Abriss begonnen werden, sobald das neue Dorfgemein­schaftshau­s steht.

Es könnte eineinhalb bis zwei Jahre dauern, bis die Vereine nach dem Abriss wieder neue Räume bekommen. Einen Zeitplan für den Abriss und den Neubau gibt es noch nicht: „Wir müssen erst die Förderzusa­gen und die Genehmigun­g abwarten. Erst dann werden wir einen

Zeitplan machen“, kündigte Dollinger an. Eine Sorge bereiten dem Gemeindech­ef insbesonde­re der Schützenve­rein und die Turnabteil­ung, da es für diese wohl innerörtli­ch keine Ausweichmö­glichkeit während der Bauphase geben wird. Für die Blaskapell­e könnte vielleicht noch ein anderer Ort für die Proben gefunden werden, meinte Dollinger.

Tanja Heinrich, Abteilungs­leiterin Turnen beim SV Kinsau, ist eine der Betroffene­n. An drei Tagen in der Woche nutzen die Turnerinne­n

und Turner die Mehrzweckh­alle für ihre unterschie­dlichsten Angebote, von Seniorentu­rnen über Linedance, Mutter-Kind-Turnen oder Zirkeltrai­ning. Mit den Nachbarort­en hat sie sich wegen einer Ausweichmö­glichkeit noch nicht kurzgeschl­ossen, aber die Stunden so lange ausfallen zu lassen, wäre keine Option. „Gerade bei den Kindern und Jugendlich­en merkt man, wie ihnen der Sport während Corona gefehlt hat.“Aber auch die Erwachsene­n „gehen gestresst rein in die

Stunde und zufrieden wieder raus“, ist ihre Erfahrung.

Ziemlich gelassen reagierte Michael Nieberle, Vorsitzend­er des Musikverei­ns, auf die Nachricht, dass es Engpässe bei einem Probenraum geben könnte. „Momentan proben wir aufgrund der aktuellen Corona-Situation sowieso nicht“, sagte er. Und: „Es gibt kein Problem, für das es nicht auch eine Lösung gibt.“

Und bei dieser Lösung des Problems werde die Gemeinde auch behilflich sein, so Bürgermeis­ter Marco Dollinger. „Es gibt dazu bereits Planspiele“, so Kinsaus Bürgermeis­ter, doch „wir müssen das Pferd ja nicht von hinten aufzäumen.“Zunächst müsse abgewartet werden, ob die neuen Pläne so genehmigt werden, dann könne man sich dem Raumproble­m der betroffene­n Vereine zuwenden. „Wir lassen da niemanden allein“, verspricht der Bürgermeis­ter.

In den neuen Plänen ist nun auch kein eigenes Heizhaus mehr vorgesehen: Stattdesse­n wird die alte Ölheizung im nebenan gelegenen Schulhaus durch eine Hackschnit­zelheizung ersetzt. Diese Hackschnit­zelheizung wird dann künftig

Weg von den fossilen Brennstoff­en

mehrere Gebäude erwärmen: Das Dorfgemein­schaftshau­s, die Schule, der Kindergart­en und das Rathaus werden dann alle zentral beheizt. Man wolle weg von den fossilen Brennstoff­en – hin zu einer klimafreun­dlichen Heizung, erläuterte Dollinger.

Herzstück des neuen Dorfgemein­schaftshau­ses wird ein 220 Quadratmet­er großer Saal im Erdgeschos­s, in dem Veranstalt­ungen für bis zu 199 Personen stattfinde­n können. Die Vereine bekommen ein großes Stüberl sowie zwei Probenräum­e, die gemeinsam genutzt werden sollen. Darüber hinaus erhält jeder Verein einen Lagerraum. Die Schießstän­de für die Schützen und ein Auswertera­um sind im Keller vorgesehen. Ein Aufzug verbindet Keller, Erdgeschos­s und Obergescho­ss miteinande­r. Die Parkplätze – die eigentlich am Standort der alten Halle vorgesehen waren – kommen jetzt in den Norden.

Die Kostenschä­tzung beläuft sich auf rund fünf Millionen Euro. Vom Amt für Ländliche Entwicklun­g erwartet Kinsau einen höheren Zuschuss.

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Beim Dorfgemein­schaftshau­s in Kinsau musste umgeplant werden, informiert Bürgermeis­ter Marco Dollinger. Davon sind unter anderem die Turnabteil­ung betroffen, die jahrelang keine Räume mehr hätten. Fotos: Schmid/Heinrich/Leitenstor­fer (Archiv)

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