Eresinger Feuerwehrauto taucht in Hessen auf
Oldtimer Was passiert eigentlich mit ausrangierten Löschfahrzeugen: Wartet die Schrottpresse oder findet sich ein Liebhaber? So läuft es beim alten LF 8 der Eresinger Feuerwehr
Eresing Was passiert eigentlich mit Feuerwehrfahrzeugen, die nach vielen Jahren im Einsatz ausgemustert werden? Endet ein solches Fahrzeug in der Schrottpresse, landet es im Ausland oder in liebevoller Privathand? Nun gab es nach 34 Jahren ein Lebenszeichen vom Eresinger LF 8 mit dem Kennzeichen LL-2080, das von 1987 bis 2004 im Dienst der Eresinger Feuerwehr war.
Den wohl spektakulärsten Einsatz hatte das Fahrzeug 1996, als auf der A 96 ein tschechischer Omnibus verunglückte. Die Retter mussten über das Dach des Feuerwehrautos in den oberen Teil des stark beschädigten Busses zu einem Patienten kommen, dem vor Ort ein Bein amputiert werden musste. Das Bild mit dem nahe am Bus stehenden Feuerwehrauto ging damals durch die Presse von Süd bis Nord. Als das Fahrzeug in Eresing 2004 durch ein neues LF16 ersetzt wurde, übernahm die Feuerwehr Pflaumdorf
Die Ersatzteilbeschaffung ist eine Herausforderung
den Mercedes-Benz mit 132 PS und einem Gesamtgewicht von 7,49 Tonnen. 15 Jahre verbrachte das Fahrzeug bei der Pflaumdorfer Feuerwehr. 2019 wurde es ausgemustert. Das LF 8 wurde an einen Feuerwehrfahrzeughändler verkauft, bei ihm verlor sich seine Spur.
Im September kam nun über die Homepage der Feuerwehr Eresing eine Anfrage von Michael Rüfer aus dem Taunus, und zwar aus Burgholzhausen, einem Stadtteil von Friedrichsdorf. Er berichtete auch, was aus dem Feuerwehrauto geworden ist. „Euer 2080er kam wohl 2018/19 ins Hessische, den Papieren zu entnehmen über einen Händler nach Marburg. Dort wurde er 2019 von unserem Vorbesitzer erworben und an die hessische Bergstraße überführt. Dieser hat angefangen
und wollte ihn zum Camper ausbauen. Leider kam es nicht mehr dazu, da er verstarb.“
Seiner Witwe sei es wichtig gewesen, dass das Fahrzeug in „gute Hände“komme, schreibt Rüfer weiter. „Wir konnten dem wohl gerecht werden und waren uns schnell handelseinig.“Am 30. März brachte Rüfer das ehemalige LF 8 von der Bergstraße in den Taunus. „Für mich als Nicht-Berufskraftfahrer war die erste Fahrt mit einem 7,5-Tonner und Druckluftbremse durch die Innenstadt direkt auf die A5 über das Frankfurter Kreuz schon eine Herausforderung. Mein Sohn wollte gerne dabei sein, er ist
aber der Sicherheit halber mit Mama im Auto hinterhergefahren, da ich die erste Fahrt ohne Gurt nicht verantworten konnte.“
Es sei nicht lange ein Geheimnis geblieben, dass vor seinem Haus ein altes LF 8 steht, berichtet Rüfer weiter, „und ich glaube, dass bereits jede der vier Stadtteilwehren bei uns ,zufällig’ mal vorbeigefahren ist.“
Anfang April sei das Fahrzeug ohne Murren durch den TÜV gekommen. Mittlerweile habe es eine H-Zulassung. „Wir werden ihn zwar auch zum Camper umbauen, dies aber mit wesentlich mehr Aufwand, da wir das Erscheinungsbild des Fahrzeugs in Gänze erhalten
wollen.“Da seine Frau Miryam und Sohn Bela im Musikzug der Feuerwehr Oberstedten spielen und dessen Wehrführer die Aktion auch klasse gefunden habe, werde das ehemalige LF 8 nach fertigem Ausbau beim Tag der offenen Tür mit auf dem Hof stehen. Das und die Absicht, eine Chronik über das Fahrzeug zu schreiben, sei auch der Grund gewesen, warum der jetzige Besitzer bei der Eresinger Feuerwehr mehr über das LF 8 erfahren wollte. Wie Rüfer weiter mitteilte, sei der Frontsuchscheinwerfer nicht mehr am Fahrzeug und er habe noch keinen Ersatz finden können, da diese Scheinwerfer sehr rar seien.
Auch die Hydraulik zum Kippen des Fahrerhauses habe ihren Dienst versagt. Auf die Beantwortung einer Anfrage bei Weberhydraulik warte er noch. Auch die Anfrage bei der Firma Ziegler nach Dichtungsgummis an den Rollläden des Kofferaufbaus sei nicht so verlaufen, wie er es sich vorgestellt habe, berichtete Rüfer weiter. Auch ein paar weitere Kleinigkeiten mussten erneuert werden, da der Zahn der Zeit an dem Auto nagt.
Fazit: Das ehemalige Feuerwehrfahrzeug ist in guten Händen und man kennt jetzt auch in Hessen seinen ganzen Lebenslauf, der die Familie Rüfer stolz macht.