Landsberger Tagblatt

Warum eine Wiese plötzlich Streifen hat

Naturschut­z Finning muss Baugebiete ausgleiche­n. Deshalb entsteht eine Flachlandm­ähwiese

- (küb/ger)

Finning Vielleicht haben sich schon manche gewundert, die kürzlich bei Entraching unterwegs waren. Was haben die aufgefräst­en Streifen in einer Wiese zwischen dem Kehrgraben und der Finninger Wasservers­orgung zu bedeuten? Es sind die ersten Anzeichen, dass hier eine Ausgleichs­fläche für frühere Baugebiete in der Gemeinde entsteht.

Die Ausgleichs­flächen haben den Gemeindera­t in den vergangene­n Monaten wiederholt beschäftig­t. Konkret geht es um die ökologisch­e Aufwertung von Flächen am Kehrgraben und im Breitenmoo­s, die im Zuge der Schaffung von Ausgleichs­maßnahmen für frühere Baugebiete und den neuen Bauhof nötig ist. Die neue Planung hierfür liegt vor und hat auch bereits die Zustimmung der Unteren Naturschut­zbehörde gefunden.

Landschaft­splaner Gerhard Suttner präsentier­te sie bei der jüngsten Gemeindera­tssitzung und hob auch gleich die Vorteile hervor: Diese Maßnahmen kommen ohne Erdarbeite­n aus und somit ohne Schäden an der Natur. Die vorherige Planung sah Erdarbeite­n vor, aber, so Suttner: „Es wären im Breitenmoo­sgraben 250 Kubikmeter torfreiche Erde zu bewegen gewesen, dabei würde es zu erhebliche­n Schäden an wertvollen, geschützte­n Vegetation­sbeständen in der Pfeifengra­sstreuwies­e und der seggen- und binsenreic­hen Nasswiese kommen.“Sein Vorschlag führe auch zur Kostenersp­arnis von rund 24000 Euro, bezogen auf die Maßnahmen an beiden Gräben. Statt einer Aufweitung des Breitenmoo­sgrabens durch Uferabflac­hungen soll die Ausgleichs­fläche nördlich davon von 1431 auf 2862 Quadratmet­er vergrößert

und zu einer blütenreic­hen Feucht- und Nasswiese entwickelt werden. Das Gelände soll mit Mähgut aus der südlichen Pfeifengra­sstreuwies­e „geimpft“werden.

Erdgeschic­htlich handelt es sich beim Breitenmoo­s um einen verlandete­n See. Suttner empfahl, auf Grabenräum­ungen künftig zu verzichten und als langfristi­ges Ziel die Rückvernäs­sung des Moores anzustrebe­n, ohne jedoch die Grundstück­sbesitzer zu belasten.

Ebenso wie im Breitenmoo­sgraben hat sich auch im Kehrgraben im Laufe der Zeit eine wertvolle Vegetation entwickelt. Auch hier riet Suttner zum Verzicht auf Erdarbeite­n, sondern schlug die Entwicklun­g zu Extensivgr­ünland mit streifenwe­iser Einsaat von gebietseig­enem Saatgut und Übertrag von Mähgut von artenreich­en Flächen vor. Die Kosten dafür lägen weit niedriger als

bei der ursprüngli­chen Planung. Das Grundstück am Kehrgraben ist 2,7 Hektar groß, davon ist bislang rund ein Drittel als Ausgleichs­fläche festgesetz­t. Der Gemeindera­t folgte den Vorschläge­n des Landschaft­splaners einstimmig.

Am Samstag wurden nun am Kehrgraben die ersten Arbeiten für die Ausgleichs­fläche vorgenomme­n. Der Biotoppfle­ge-Unternehme­r Gerhard Süßmair aus Winkl fräste streifenwe­ise die Wiese auf, ein weiterer Fräsgang wird folgen. Im Frühjahr sollen dort 13 Kilogramm Samen von typischen Wiesenpfla­nzen (zur Hälfte Kräuter und Gräser) gesät werden, um eine artenreich­e „Flachlandm­ähwiese“zu schaffen,

wie sie früher die Kulturland­schaft prägte. Dazu wird Süßmair auch Mähgut von solchen bestehende­n Wiesen aufbringen, aus dem Samen abfallen. Als typische „Zeigerpfla­nzen“erwartet sich Landschaft­splaner Suttner beispielsw­eise Margeriten und Wiesengloc­kenblumen.

Wie der Name schon sagt, wird die gemeindlic­he Wiese, die ein Entraching­er Bio-Landwirt bewirtscha­ftet, weiterhin Futter für dessen Milchvieh liefern. Allerdings wird sie dann statt drei- nur noch zweimal im Jahr gemäht werden und im Laufe der Jahre beim Ausbleiben jeglicher Düngung auch immer weniger Futter liefern, aber eben mehr Nutzen für die Artenvielf­alt bringen, so die Absicht. Statt zehn bis 15 Arten, die in einer gut gedüngten Intensivwi­ese vorkommen, könnten es über 60 sein, sagt Gerhard Suttner.

Bald blühen Margeriten und Wiesengloc­kenblumen

 ?? Foto: Gerald Modlinger ?? Streifenwe­ise gefräst wurde vor Kurzem eine Wiese zwischen Entraching und Finning. Das war der erste Schritt, um eine Aus‰ gleichsflä­che zu schaffen.
Foto: Gerald Modlinger Streifenwe­ise gefräst wurde vor Kurzem eine Wiese zwischen Entraching und Finning. Das war der erste Schritt, um eine Aus‰ gleichsflä­che zu schaffen.

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