Tierische Wurzeln der Menschlichkeit
„Immer wieder gibt es welche unter euch, die sagen: Seid lieb zu den Tieren, denn vergesst nicht, auch der Mensch ist ein Tier. Nein. Der Mensch ist kein Tier.“Der Kater Matou in Michael Köhlmeiers gleichnamigem Roman ist sich da sicher. Nachdem der ein irre schneller und breit interessierter Leser ist, sollte er auch zu diesem eindrucksvollen Sachbuch greifen: „Das Tier in uns“des Göppinger Mediziners Martin Bleif. Nicht nur für den Kater könnte aufschlussreich sein, inwiefern der Mensch bis heute von seinen Genen, seiner Biologie, seinem Körper, von der Natur geprägt ist – dass also die Nähe zum Tier durchaus noch wesentlich und der Mensch als „Krone der Schöpfung“bloß eine eitle Verklärung ist. Der Autor zeichnet – passend mit reichlich natur- wie geisteswissenschaftlichen Referenzen – sogar das Bild von „biologischen Wurzeln der Menschlichkeit“und zeichnet eine Evolution der Moral.
Vor allem für den Menschen aber sollte von Interesse sein, wo diese Prägung aber auch enden kann, dass es keine Vorbestimmung und keine unabänderlichen Zugehörigkeiten gibt. Bleif schreibt: „Wir sind freier als andere Tiere, unser Wir und den Stellenwert der Gruppe aktiv zu verändern, zu verschieben oder zu erweitern.“Und widerspricht damit freilich auch kulturellen und politischen Spaltern: „Der Mensch ist eine genetisch sehr homogene Tierart. Kein Wunder. Wir sind eine junge Art. Das genetische Repertoire der Menschheit geht auf eine kleine Gründerpopulation zurück, die vor kaum mehr als 250000 Jahren gelebt hat.“Und der Mensch, er bleibt noch immer ein Wesen im Werden.