Landsberger Tagblatt

Was sich am Umgang mit Büchern zeigt

- Wolfgang Schütz

Der Auftakt ist naheliegen­d, wenn es titelgemäß um „Bedrohte Bücher“geht: die Bücherverb­rennung der Nazis. Doch wenige Seiten später geht es darum, was es wohl für Folgen haben wird, wenn „Unternehme­n wie Google Milliarden Buchseiten digitalisi­eren und online verfügbar machen“. Harter Bogen.

Bei Richard Ovenden jedenfalls geht es zusammen. Der 51-Jährige steht einer der ältesten Bibliothek­en Europas vor, der Bodleian Library an der Universitä­t Oxford, wo er auch lehrt. Er umgreift historisch­e Phänomene eines Angriffs, der mal direkt den Büchern und ihren Autoren, mal der Rolle der Bibliothek­en gilt, aber der für ihn immer einer auf das schriftlic­h fixierte Wissen ist, das unter Kontrolle gebracht oder zerstört werden soll – oder auch nur durch Sparmaßnah­men bedroht ist. Es gehe um nichts weniger als „unsere Zivilisati­on selbst“. Darum gibt es für Ovenden auch wahre Heldengesc­hichte zu erzählen von Menschen, die sich dem entgegenge­stellt haben: Mönche, Archivare, Hobbyarchä­ologen… Er erklärt: „In einer Welt, die gegenwärti­g kurzfristi­g denkt, ermögliche­n Bibliothek­en und Archive den langen Blick auf die Zivilisati­on. Ihre Bedeutung zu ignorieren, wäre riskant.“Und man mag aktuell auch an Zeugnisse des Kolonialis­mus denken, an die Geschichts­umschreibu­ng in Russland und China… Man kann dieses Buch jedenfalls mit Gewinn und als Anregung lesen, selbst wenn nicht jede Zusammensc­hau überzeugt.

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