Was sich am Umgang mit Büchern zeigt
Der Auftakt ist naheliegend, wenn es titelgemäß um „Bedrohte Bücher“geht: die Bücherverbrennung der Nazis. Doch wenige Seiten später geht es darum, was es wohl für Folgen haben wird, wenn „Unternehmen wie Google Milliarden Buchseiten digitalisieren und online verfügbar machen“. Harter Bogen.
Bei Richard Ovenden jedenfalls geht es zusammen. Der 51-Jährige steht einer der ältesten Bibliotheken Europas vor, der Bodleian Library an der Universität Oxford, wo er auch lehrt. Er umgreift historische Phänomene eines Angriffs, der mal direkt den Büchern und ihren Autoren, mal der Rolle der Bibliotheken gilt, aber der für ihn immer einer auf das schriftlich fixierte Wissen ist, das unter Kontrolle gebracht oder zerstört werden soll – oder auch nur durch Sparmaßnahmen bedroht ist. Es gehe um nichts weniger als „unsere Zivilisation selbst“. Darum gibt es für Ovenden auch wahre Heldengeschichte zu erzählen von Menschen, die sich dem entgegengestellt haben: Mönche, Archivare, Hobbyarchäologen… Er erklärt: „In einer Welt, die gegenwärtig kurzfristig denkt, ermöglichen Bibliotheken und Archive den langen Blick auf die Zivilisation. Ihre Bedeutung zu ignorieren, wäre riskant.“Und man mag aktuell auch an Zeugnisse des Kolonialismus denken, an die Geschichtsumschreibung in Russland und China… Man kann dieses Buch jedenfalls mit Gewinn und als Anregung lesen, selbst wenn nicht jede Zusammenschau überzeugt.