Das Radom hat eine neue Hülle
Technik Bei einem schweren Sturm im Februar 2020 wird die Antenne 1 der Erdfunkstelle Raisting schwer beschädigt. Die Montageaktion der neuen Hülle muss zunächst abgebrochen werden. Am Sonntag läuft dann alles nach Plan
Raisting „Ich habe die ganze Woche über Anfragen erhalten“, so Raistings Bürgermeister Martin Höck, der am Samstag um 8 Uhr mit der Feuerwehr in Richtung Erdfunkstelle fuhr. Angesichts des Wochenendes und des schönen Wetters rechnete er „mit sehr vielen Besuchern“. Deshalb hatte die Feuerwehr schon am Morgen Verkehrsleitstellen aufgebaut. Die Vermutung war richtig. Im Laufe des Vormittags waren weit über 100 Besucher gekommen, um sich die Montage der neuen Traglufthülle des Radoms anzuschauen. Wie berichtet, hatte ein schwerer Sturm im Februar 2020 die alte Hülle so schwer beschädigt, dass die Antenne seitdem quasi nackt war.
Zu einer planmäßigen Montage der Traglufthülle kam es am Samstag allerdings nicht. Technische Probleme sorgten immer wieder für Verzögerungen, bis schließlich kurz nach 13 Uhr die Arbeiten abgebrochen wurden. „Da uns der Wind am
Der Wind ist am Samstag zu stark
Beginn der Einhub-Phase leider einen Strich durch die Planung gemacht hat“, so René Jakob, „wurde der Einhub der neuen Traglufthülle des Radoms abgebrochen.“Jakob ist Geschäftsführer der „Radom Raisting GmbH“. Der Abbruch sei notwendig gewesen, um eine Gefährdung der beteiligten Personen auszuschließen. Das sei die schwierigste Entscheidung überhaupt gewesen. Sie sei aber einvernehmlich von allen Beteiligten getroffen worden.
Am Samstag wurde laut Jakob aber alles so belassen, dass am Sonntag ein neuer Versuch unternommen werden konnte. Da dann Vorbereitungsarbeiten wegfielen, könnte der Einhub bereits gegen 7 Uhr wieder aufgenommen werden. Dann könnte die Hülle gegen 8.30 Uhr über die Antenne eingeschwenkt werden, vermutete der Experte am Samstag. Mit seiner Einschätzung lag René Jakob richtig. Am Sonntag, um 9 Uhr, war die über zehn Tonnen schwere Hülle bereits in ihrer Position. Nach der Entfernung des aufblasbaren Rings am unteren Ende, der die Hülle auf
spannte, konnte kurz nach 10 Uhr mit der Verschraubung begonnen werden. 320 Schrauben mussten mit Drehmomentschlüsseln angezogen werden. Jakob war zu diesem Zeitpunkt zuversichtlich: „Heute bringen wir es fertig.“Der vorausgegan
gene Hüllentausch von vor zehn Jahren habe auch innerhalb eines Tages geklappt. „Um 19.50 Uhr habe ich damals das letzte Foto gemacht“, erinnerte er sich.
Nach der Verschraubung musste die Kugel, die ein Volumen von
56000 Kubikmetern hat, noch aufgeblasen werden. Ein Überdruck von 400 Pascal sei nötig, damit die Hülle in Form bleibe. Sie hat eine Höhe von 32 Metern und einen Durchmesser von 48 Metern.
„Ich bin froh, dass wir unser
Wahrzeichen künftig wieder so sehen, wie wir es kennen“, so Bürgermeister Martin Höck, der auch am Sonntag wieder in Feuerwehrmontur im Einsatz war. WeilheimSchongaus Landrätin Andrea Jochner-Weiß war am Sonntag auch noch mal auf die Baustelle gekommen. Für sie ist das Radom „als Wahrzeichen so bedeutend für den Landkreis wie die Wieskirche“. Deshalb sei die Wiederherstellung so wichtig. Da die neue Hülle kaum Licht durchlässt, sieht JochnerWeiß neue Nutzungsmöglichkeiten für das Radom. Auch wenn die Antenne die Attraktion bleibe, könnten jetzt auch 360-Grad-Projektionen die Besucher informieren. Das Radom solle für möglichst viele Besucher interessant sein. Sie könne sich bei der künftigen Nutzung auch eine Zusammenarbeit mit dem Förderverein vorstellen, da es auch Nachfrage nach Technikführungen gebe.
Die Geschichte des Raistinger Radoms ist bewegt. Bei Baubeginn der „Antenne 1“1963 war diese die fünfte Empfangsstation weltweit.
Die Hülle wiegt mehr als zehn Tonnen
Nach nur zwei Jahrzehnten war die Antenne technisch überholt und wurde stillgelegt. 2012 wurde die Grundfunktion der Antenne von interessierten Technikern wieder hergestellt. Seit 1999 steht das Radom als Industriedenkmal in der nationalen Denkmalliste. 2007 erwarb die vom Landkreis Weilheim-Schongau gegründete „Radom Raisting GmbH“das Radom. Zwei Jahre später musste das Bauwerk wegen Einsturzgefahr der Kuppel für 2,4 Millionen Euro saniert werden. Dabei wurde auch eine neue Traglufthülle eingebaut.
Diese Hülle wurde am 27. Februar 2020 durch eine Sturmböe zerstört. Durch den Einsturz der Traglufthülle wurde die Antenne beschädigt. Um die Anlage zu sichern, wurde sie im Frühling 2020 mit Behelfsdächern abgedeckt. Die Versicherung deckt den Schaden und die Wiederherstellungs- und Sicherungskosten in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro ab. Somit konnte eine neue Hülle in Auftrag gegeben werden. Diese besteht aus einem Textilgewebe, das mit mehreren Lackschichten versiegelt ist.