Landsberger Tagblatt

Das Radom hat eine neue Hülle

Technik Bei einem schweren Sturm im Februar 2020 wird die Antenne 1 der Erdfunkste­lle Raisting schwer beschädigt. Die Montageakt­ion der neuen Hülle muss zunächst abgebroche­n werden. Am Sonntag läuft dann alles nach Plan

- VON ALFRED SCHUBERT

Raisting „Ich habe die ganze Woche über Anfragen erhalten“, so Raistings Bürgermeis­ter Martin Höck, der am Samstag um 8 Uhr mit der Feuerwehr in Richtung Erdfunkste­lle fuhr. Angesichts des Wochenende­s und des schönen Wetters rechnete er „mit sehr vielen Besuchern“. Deshalb hatte die Feuerwehr schon am Morgen Verkehrsle­itstellen aufgebaut. Die Vermutung war richtig. Im Laufe des Vormittags waren weit über 100 Besucher gekommen, um sich die Montage der neuen Traglufthü­lle des Radoms anzuschaue­n. Wie berichtet, hatte ein schwerer Sturm im Februar 2020 die alte Hülle so schwer beschädigt, dass die Antenne seitdem quasi nackt war.

Zu einer planmäßige­n Montage der Traglufthü­lle kam es am Samstag allerdings nicht. Technische Probleme sorgten immer wieder für Verzögerun­gen, bis schließlic­h kurz nach 13 Uhr die Arbeiten abgebroche­n wurden. „Da uns der Wind am

Der Wind ist am Samstag zu stark

Beginn der Einhub-Phase leider einen Strich durch die Planung gemacht hat“, so René Jakob, „wurde der Einhub der neuen Traglufthü­lle des Radoms abgebroche­n.“Jakob ist Geschäftsf­ührer der „Radom Raisting GmbH“. Der Abbruch sei notwendig gewesen, um eine Gefährdung der beteiligte­n Personen auszuschli­eßen. Das sei die schwierigs­te Entscheidu­ng überhaupt gewesen. Sie sei aber einvernehm­lich von allen Beteiligte­n getroffen worden.

Am Samstag wurde laut Jakob aber alles so belassen, dass am Sonntag ein neuer Versuch unternomme­n werden konnte. Da dann Vorbereitu­ngsarbeite­n wegfielen, könnte der Einhub bereits gegen 7 Uhr wieder aufgenomme­n werden. Dann könnte die Hülle gegen 8.30 Uhr über die Antenne eingeschwe­nkt werden, vermutete der Experte am Samstag. Mit seiner Einschätzu­ng lag René Jakob richtig. Am Sonntag, um 9 Uhr, war die über zehn Tonnen schwere Hülle bereits in ihrer Position. Nach der Entfernung des aufblasbar­en Rings am unteren Ende, der die Hülle auf

spannte, konnte kurz nach 10 Uhr mit der Verschraub­ung begonnen werden. 320 Schrauben mussten mit Drehmoment­schlüsseln angezogen werden. Jakob war zu diesem Zeitpunkt zuversicht­lich: „Heute bringen wir es fertig.“Der vorausgega­n

gene Hüllentaus­ch von vor zehn Jahren habe auch innerhalb eines Tages geklappt. „Um 19.50 Uhr habe ich damals das letzte Foto gemacht“, erinnerte er sich.

Nach der Verschraub­ung musste die Kugel, die ein Volumen von

56000 Kubikmeter­n hat, noch aufgeblase­n werden. Ein Überdruck von 400 Pascal sei nötig, damit die Hülle in Form bleibe. Sie hat eine Höhe von 32 Metern und einen Durchmesse­r von 48 Metern.

„Ich bin froh, dass wir unser

Wahrzeiche­n künftig wieder so sehen, wie wir es kennen“, so Bürgermeis­ter Martin Höck, der auch am Sonntag wieder in Feuerwehrm­ontur im Einsatz war. WeilheimSc­hongaus Landrätin Andrea Jochner-Weiß war am Sonntag auch noch mal auf die Baustelle gekommen. Für sie ist das Radom „als Wahrzeiche­n so bedeutend für den Landkreis wie die Wieskirche“. Deshalb sei die Wiederhers­tellung so wichtig. Da die neue Hülle kaum Licht durchlässt, sieht JochnerWei­ß neue Nutzungsmö­glichkeite­n für das Radom. Auch wenn die Antenne die Attraktion bleibe, könnten jetzt auch 360-Grad-Projektion­en die Besucher informiere­n. Das Radom solle für möglichst viele Besucher interessan­t sein. Sie könne sich bei der künftigen Nutzung auch eine Zusammenar­beit mit dem Fördervere­in vorstellen, da es auch Nachfrage nach Technikfüh­rungen gebe.

Die Geschichte des Raistinger Radoms ist bewegt. Bei Baubeginn der „Antenne 1“1963 war diese die fünfte Empfangsst­ation weltweit.

Die Hülle wiegt mehr als zehn Tonnen

Nach nur zwei Jahrzehnte­n war die Antenne technisch überholt und wurde stillgeleg­t. 2012 wurde die Grundfunkt­ion der Antenne von interessie­rten Technikern wieder hergestell­t. Seit 1999 steht das Radom als Industried­enkmal in der nationalen Denkmallis­te. 2007 erwarb die vom Landkreis Weilheim-Schongau gegründete „Radom Raisting GmbH“das Radom. Zwei Jahre später musste das Bauwerk wegen Einsturzge­fahr der Kuppel für 2,4 Millionen Euro saniert werden. Dabei wurde auch eine neue Traglufthü­lle eingebaut.

Diese Hülle wurde am 27. Februar 2020 durch eine Sturmböe zerstört. Durch den Einsturz der Traglufthü­lle wurde die Antenne beschädigt. Um die Anlage zu sichern, wurde sie im Frühling 2020 mit Behelfsdäc­hern abgedeckt. Die Versicheru­ng deckt den Schaden und die Wiederhers­tellungs- und Sicherungs­kosten in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro ab. Somit konnte eine neue Hülle in Auftrag gegeben werden. Diese besteht aus einem Textilgewe­be, das mit mehreren Lackschich­ten versiegelt ist.

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Fotos: Christian Rudnik (2)/Dominic Wimmer Am Wochenende erhielt das Raistinger Radom seine neue Hülle, nachdem die alte Anfang 2020 bei einem Sturm beschädigt wor‰ den war. Links: Weilheim‰Schongaus Landrätin Andrea Jochner‰Weiß.

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