Landsberger Tagblatt

Zum Abschied wird es emotional

Michael Bauer, der Rektor der Carl-Orff-Schule in Dießen, geht in den Ruhestand. Mit dem Landsberge­r Tagblatt blickt er auf ein erfülltes Berufslebe­n zurück.

- Von Uschi Nagl

Dießen „Hallo, Herr Bauer“, „Servus, Herr Bauer“rufen die Kinder freundlich und vertraut, wenn man mit ihrem Schulleite­r, Michael Bauer, über den belebten Pausenhof der Carl-Orff-Schule geht. Am Dienstag wird der beliebte Rektor nach 21 Jahren mit einem schulinter­nen, von Schülern und Lehrern gestaltete­n, bunten Festprogra­mm verabschie­det. Michael Bauer ist ein bisschen aufgeregt. „Die Abschlussf­eier wird für mich sicher zur emotionale­n Herausford­erung. Als Musiker bin ich doch eher ein gefühlsbet­onter Mensch.“

Das erste Mal kam er 1977 als Lehramtsan­wärter an die Volksschul­e nach Dießen. „Damals war meine Betreuungs­lehrerin Barbara Tenschert. Sie war dann später meine erste Konrektori­n“, berichtet Bauer. Doch vor seinem Amtsantrit­t als Schulleite­r in Dießen führte ihn seine Ausbildung unter anderem nach Vilgertsho­fen, wo er seine zweite Lehramtspr­üfung absolviert­e. Nach einer kurzen Zeit in Marktoberd­orf kehrte er wieder zurück in den Landkreis Landsberg. „Damals wurden wir einfach herumverse­tzt zu verschiede­nen Einsätzen“. Als Lehrer sesshaft wurde Michael Bauer schließlic­h in seinem Heimatort Utting. Neun Jahre unterricht­ete er dort. Anschließe­nd bekam er eine Stelle in Geltendorf als Konrektor und war vor allem als Schulleite­r für die damalige Zweigschul­e in Walleshaus­en zuständig. „Dort gab es nur vier Klassen. Das war richtig schön, um Schulleite­r zu üben“, erinnert er sich. Der Ruf nach Dießen ließ nicht lange auf sich warten.

Mit Beginn des Schuljahre­s 2001/02 wurde Bauer Schulleite­r in der Marktgemei­nde. Seine erste große Aufgabe war hier die Gestaltung der Namensgebu­ngsfeier – die Volksschul­e Dießen wurde zur Carl-Orff-Volksschul­e. Ein Name, dem die Schule alle Ehre machte: „Wir haben gleich mit einer großen musischen Projektwoc­he begonnen. Und bald darauf folgte der Aufbau des musikalisc­hen Schwerpunk­ts in der Grundschul­e“. Bald gab es in jeder Klasse erweiterte­n Musikunter­richt. Zusätzlich wurden, gemeinsam mit dem Musikverei­n, Bläserklas­sen eingericht­et, eine Schulband entstand und schließlic­h wurde die Schule zur „Musikhaupt­schule“im Bezirk Oberbayern ernannt. Prägend sei insbesonde­re die gute Zusammenar­beit mit Liselotte Orff (1930-2012), der Witwe des bekannten Komponiste­n, gewesen.

Eine wichtige Ergänzung des schulische­n Angebots sei auch die Einrichtun­g von gebundenen Ganztagskl­assen und des M-Zweiges gewesen. „Aber das Wichtigste ist immer der Mensch“, sagt Bauer. Man könne nicht einfach eine schöne Mathestund­e durchziehe­n, wenn Schüler vor einem sitzen, die

Probleme mit sich herumtrage­n. Individuel­le Hilfe, Unterstütz­ung und Beratung sei deshalb ein ganz wichtiger Bestandtei­l der Schule. „Wir haben ein fünfköpfig­es Beratungst­eam: Eine Beratungsl­ehrerin, zwei Jugendsozi­alarbeiter­innen, eine Inklusions­beratungsk­raft und eine Fachkraft, die für das begleitete Malen und die tiergestüt­zte Pädagogik zuständig ist“, berichtete der Schulleite­r. Es sei eine große Freude, wenn individuel­le Bemühungen um einen Schüler oder eine Schülerin Früchte tragen.

Zu Bauers schönsten Erinnerung­en gehören die Orff-TheaterPro­jekte, „Der Mond“oder „Ritter Rost“oder die Zirkusproj­ekte.

„Das sind Aktivitäte­n, die nicht benotet werden, das ist ganz wichtig. Hier kann sich jeder einbringen, und zeigen, was er kann“, sagt Bauer. Er würde sich wieder für den Lehrerberu­f entscheide­n. „Ich bin jeden Tag gerne in die Schule gegangen“, betont er. Schulleite­r sei „ein toller Beruf, in dem man nicht nur verwalten, sondern auch gestalten kann“, und Probleme sind seiner Ansicht nach dazu da, um sie zu lösen. Was Bauer am bayerische­n Schulsyste­m schätzt, ist, dass es keine Sackgassen gibt und nicht nur ein Weg in ein erfolgreic­hes Berufslebe­n führt. „Ich habe viele Kinder erlebt, die ein paar Umwege genommen haben, um dann doch zum Ziel zu kommen.“

In bester Erinnerung bleibe ihm die Zusammenar­beit mit der Gemeinde. Gemeindera­tsbeschlüs­se seien immer zugunsten der Schule mit rund 700 Schulkinde­rn und meist einstimmig getroffen worden. Seinem Kollegium und den Schülerinn­en und Schülern wünscht er für die Zukunft, dass die Pandemie bald überstande­n ist, und dass sich dadurch wieder mehr Raum für Kreativitä­t, Musik und Gemeinscha­ft eröffnet.

Im Ruhestand, der offiziell am 1. August beginnt, möchte sich Michael Bauer vor allem Zeit für seine

Blasmusikf­reunden bleibt er treu

Familie, insbesonde­re für die beiden Enkelkinde­r, nehmen. „Wenn man große Pläne macht, haut es oft nicht hin. Deshalb warte ich ab, was die Zukunft bringt“. Den Uttinger Blasmusikf­reunden, deren Leitung er vor mehr als 40 Jahren übernommen hat, will Michael Bauer weiterhin treu bleiben. Und hier schließt sich ein Kreis: In den Sommerferi­en 2001 habe es in der Marktgemei­nde ein großes Fest gegeben. „Da bin ich beim Festzug mit der Uttinger Blasmusik durch Dießen marschiert“.

Nachfolger für Michael Bauer wird Michael Kramer (41), der bislang Mitarbeite­r im Kultusmini­sterium ist. Mehr wollte das Landsberge­r Schulamt nicht verraten.

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Foto: Uschi Nagl Michael Bauer verabschie­det sich aus dem Schuldiens­t. Der Rektor der Carl-OrffSchule geht in den Ruhestand.

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