Fokus auf afghanischer Kunst
Faieqa Sultani und ihr Mann Ali Reza Haidary flüchten vor den Taliban nach Landsberg. In einer Ausstellung machen sie auf Missstände in ihrer Heimat aufmerksam.
Landsberg Die Künstlerin Faieqa Sultani und ihr Ehemann, Filmemacher Ali Reza Haidary, aus Afghanistan haben in ihrer Heimat jahrelang auf Missstände aufmerksam gemacht und sich insbesondere für die Rechte von Frauen eingesetzt. Nach der Machtübernahme der Taliban im vergangenen Jahr gelang ihnen die Flucht, die sie schließlich nach Landsberg führte (LT berichtete). Vor fünf Monaten wurde ihr Sohn Kian geboren und am Wochenende folgt ein weiterer Meilenstein: Im Rochlhaus in Thaining ist erstmals eine Ausstellung von ihnen im Landkreis zu sehen.
Die Geschichte des Ehepaars hat viele Menschen bewegt. Die damals schwangere Faieqa Sultani (29), die in Kabul eine eigene Galerie hatte, und Ali Reza Haidary (30) fassten im vergangenen Jahr nach der Machtübernahme der Taliban den Entschluss, Afghanistan zu verlassen. Unter der Herrschaft der radikalislamistischen Bewegung droht dort Aktivistinnen und Aktivisten der Tod. Die Flucht gelang auf dramatische Weise im zweiten Anlauf – auch dank der Unterstützung von Niklas (ehemals Schenck) und Ronja von Wurmb-Seibel. In ihrem Dokumentarfilm „True Warriors“porträtierte das deutsche Journalisten-Ehepaar Überlebende eines Selbstmordanschlags bei einer Theaterpremiere in Kabul im Jahr 2014 – darunter auch Faieqa Sultani.
Die junge Frau und ihre Familie haben in Landsberg Fuß gefasst und eine Wohnung gefunden. Ali Reza Haidarys Eltern, die mit ihnen nach Deutschland gekommen sind, leben ganz in der Nähe. „Ich mag den Frieden hier und die Leute“, sagt Faieqa Sultani. Die 29-Jährige und Ali Reza Haidary lernen Deutsch und studieren an der Akademie der Bildenden Künste in München. Mit ihren künstlerischen und kulturellen Aktivitäten wollten sie sich in der Gesellschaft nützlich machen.
Von ihrer Familie und ihren Freunden erhalte Faieqa Sultani weiterhin entsetzliche Nachrichten aus ihrem Heimatland. „Sie können nicht studieren oder arbeiten – sie können nicht einmal frei herumlaufen. Ich hoffe, der Tag wird kommen, an dem wir uns nicht mehr wünschen müssen, unser Land zu verlassen.“
Unter dem Titel „Dead Bodys Still Alive“wird ab Freitag, 11. November, ihre Ausstellung mit Fotos und Gemälden im Rochlhaus in Thaining zu sehen sein. Laut Faieqa Sultani geht es dabei um die Situation der Frauen in Afghanistan. „Tag für Tag sind sie Gewalt ausgesetzt, aber trotzdem versuchen sie, auf den Füßen zu bleiben“, sagte die Malerin und Fotografin.
Die Ausstellung wird ab 16 Uhr eröffnet. Weitere Besuchstage sind der 12., 13., 19. und 20. November, jeweils von 15 bis 18 Uhr. Am Samstag, 12. November, wird außerdem der Dokumentarfilm „True Warriors“im Rochlhaus gezeigt.
Anschließend führen Niklas und Ronja von Wurmb-Seibel sowie Faieqa Sultani und Ali Reza Haidary ein Publikumsgespräch, wo es unter anderem um die aktuelle Situation Kunstschaffender in Afghanistan geht.