Landsberger Tagblatt

(Nur) das tägliche Brot

Einst Bücher, jetzt Brot: In der Landsberge­r Altstadt hat ein neuer Brotladen mit einem etwas anderen Konzept eröffnet.

- Von Ulrike Reschke

Brotladen hat bereits Stammkunde­n in Landsberg

Landsberg Den ganzen Tag über duftet es aus einem neuen Fachgeschä­ft in der Fußgängerz­one verführeri­sch nach frisch gebackenem Brot. Der heimelige Duft lockt viele Passanten in den kleinen Laden mit dem großen Brotsortim­ent: „Unendlich Brot“mit Stammsitz in Bobingen. Bäckermeis­ter André Heuck backt dort mit seiner 30-köpfigen Bäckermann­schaft Brot und Kleingebäc­k in Bioqualitä­t. Mit „Unendlich Brot“setzte er ein Konzept um, das bereits bei der Gründung in Bobingen 2018 sein Traum war: Brot, Brot und nochmals Brot zu verkaufen. Mit einer ersten Filiale startete er in diesem Jahr in München, eine Woche später eröffnete er in Landsberg. Das Spezialges­chäft in der Fußgängerz­one, wo vor einigen Jahren Bücher verkauft wurden, ist inzwischen zu einem festen Anlaufpunk­t für viele geworden. Das Konzept, handwerkli­che Bio-Bäckerware aus Roggen- und Dinkelmehl anzubieten, geht offensicht­lich auf.

„Wir sind ein Brot-Fachgeschä­ft“, sagt Filialleit­er Manuel Settele, „und können deshalb ein großes Sortiment anbieten“. Zum Konzept von Biobäcker André Heuck, der seit 2001 den Meistertit­el führt, gehört der vollständi­ge Verzicht auf Weizenmehl und Backmischu­ngen – bei allen Produkten, die seine Bobinger Backstube verlassen. Verwendet wird ausschließ­lich Dinkel- und Roggenmehl in unterschie­dlichen Typen inklusive Vollkorn. Das Getreide liefern 14 bayerische Bio-Landwirte an Mühlen in Landshut und Friedberg.

Besonders gefragt sind bei den Landsberge­rn, unter denen schon in der kurzen Zeit viele zu Stammkunde­n wurden, „Basics“wie das zu 60 Prozent aus Roggenmehl und zu 40 Prozent aus Dinkelmehl bestehende Bauernbrot. „Ein richtiges Brotzeitbr­ot“, erklärt Manuel

Settele. Sein Team – neben Stammverkä­uferin Elsa Dubos gehören Christine Krause und Nico Settele dazu – ist bereits gut eingespiel­t und kennt die Lieblingsb­rote vieler Kunden, die teils täglich in den Laden kommen. „Und wir sprechen viele Sprachen“, ergänzt Elsa Dubos. Die Französin ist nicht nur Fachberate­rin, sondern auch Übungsdial­ogpartneri­n für zahlreiche Landsberge­r in der Alltagssit­uation Einkauf geworden. Aus hygienisch­en Gründen sind Geld und Lebensmitt­el streng getrennt, das Bezahlen nehmen die Kunden mittels Karte oder über einen Kassenauto­maten, den die Belegschaf­t gern erklärt, selbst vor.

Bio ist für Bäckermeis­ter Heuck eine Lebenseins­tellung. Handwerkli­ch gefertigte Lebensmitt­el in Bio-Qualität und aus regionaler Herkunft anzubieten, hat für den 42-Jährigen einen global-nachhaltig­en Aspekt. „Nur so ist eine Bäckerei zukunftsfä­hig“, sagt er. Die steigenden Preise in allen Bereichen sowie die kostspieli­ge handwerkli­che Fertigung versucht er durch Produktion­ssteigerun­gen aufzufange­n. Eigentlich müsste er seine Preise anheben, meint er,

vermeide dies aber, um die Kunden bei Kauflaune zu halten. Wie er dächten und handelten viele BioHändler, fügt er hinzu.

2018 eröffnete André Heuck in Bobingen, der Heimat seiner Frau, seine Bäckerei. Dort ausschließ­lich Brot anzubieten, wie er ursprüngli­ch vorhatte, habe nicht funktionie­rt. In einem Ort dieser Größe müsse er auch Semmeln und Brezen verkaufen, um sich halten zu können. Als er ebenfalls unter dem Namen „Cumpanum“in der Augsburger Annastraße einen reinen Brotladen eröffnete, beriefen sich die Käufer auf sein Komplettso­rtiment in Bobingen. Der auf Rügen geborene 42-Jährige gab dem Druck schließlic­h nach, passte das Sortiment an – und suchte seither nach einem geeigneten Ladenlokal für sein Traumproje­kt.

Heuck, der beruflich praktisch in der ganzen Welt herumgekom­men ist und vor seiner Selbständi­gkeit in leitender Position bei einem Augsburger Vollwertbä­cker arbeitete, setzt auf handwerkli­che Fertigung, selbst angesetzte Sauerteige und eine 48-stündige Teigführun­g, – das ist die Zeit, die vom Mischen der Zutaten bis zum Backen

vergeht – die für längere Haltbarkei­t sorgt. In der Bobinger Backstube werden die Brotlaibe halbgeback­en, ihre Vollendung erfahren sie in dem Laden in der Fußgängerz­one. Den Käufern noch warmes Brot in der zum Abkühlen offenen Tüte über die Theke reichen zu können, sei für beide Seiten ein schönes Erlebnis, sagt Filialleit­er Settele. Der Backofen ist bis zum späten Nachmittag in Betrieb. Was nicht verkauft werden kann, wird noch am selben Tag von einer Food-Sharing-Initiative abgeholt und an Bedürftige verteilt.

Seit der Gründung in Bobingen verzichtet Bäcker Heuck auf Weizenmehl. Der hochmodern­e Weizen, selbst in Bioqualitä­t, sei für viele Menschen nicht mehr verträglic­h, erklärt sein Landsberge­r Filialleit­er. Drei glutenfrei­e Sorten nach Heuck-Rezeptur, die in einer Münchner Spezialbäc­kerei gebacken werden, runden das Sortiment ab. Insgesamt 40 Sorten werden in Bobingen aus rein natürliche­n Zutaten gebacken. Das feste Sortiment ergänzen das Brot der Woche oder saisonale Schmankerl wie derzeit das Haferhörnc­hen mit Kürbis.

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Foto: Ulrike Reschke Manuel Settele ist Filialleit­er im neuen Brotladen in Landsberg. Seine Mitarbeite­rinnen Christine Krause und Elsa Dubos (rechts) verkaufen die besonderen Brotsorten.

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