Belastender Straßenverkehr, trotz vieler Alternativen in Schondorf
Im Heimat-Check schneidet der Verkehr in der Ammerseegemeinde am schlechtesten ab. Dabei gibt es einige Alternativen zum Auto, um in der Region mobil zu sein. Eine Konkurrenz für das Auto stellen sie jedoch nicht dar.
Schondorf Auch bei der Ammerseegemeinde zeigt sich im Heimat-Check: Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Mit 6,7 Punkten schneidet Schondorf überdurchschnittlich ab und befindet sich in den Kategorien meist im oberen Drittel der Gemeinden im Landkreis Landsberg.
Besonders gute Ergebnisse erzielt Schondorf bei den Themen Sicherheit (8,8), Sauberkeit (8,6), Lebensqualität (8,5) und Einzelhandel (8,3). Das zeigt sich auch in den Kommentaren der Teilnehmer und Teilnehmerinnen, der nicht-repräsentativen Umfrage: „Ich wohne in einer sehr privilegierten Wohngegend mit vielen Angeboten an Kultur, Freizeit und Aktivität. Der viele Verkehr lässt sich bei der Attraktivität auch für Ausflügler und Urlauber nicht vermeiden.“Und: „An sich ist Schondorf ein lebens- und liebenswerter Ort, der noch viel Ursprünglichkeit besitzt und in dem es viele Menschen mit Empathie und Sinn für das Miteinander gibt“, schreibt eine weitere Person aus der Gemeinde.
Unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielen unter anderem die Themen Senioren und Immobilienmarkt. Eine Stimme verdeutlicht hierzu: „Leben am Ammersee wird zum Luxus. Da wäre die Schaffung von leicht zugänglichen, öffentlichen Räumen ein Angebot zur Entfaltung von Gemeinwesen. Die Vereine sind es nicht mehr, Alternativen finden kaum zueinander, weil alles und jedes für teuer vermietet oder verkauft wird.“Eine weitere Person bezeichnet die Miet- und Kaufpreise als astronomisch. Kein Wunder, schließlich ist Schondorf Spitzenreiter in Sachen Immobilienpreise. Der aktuelle Bodenrichtwert liegt in der Ammerseegemeinde aktuell bei 1300 (westlich der Bahn) bis 2100 (seenah) Euro pro Quadratmeter.
Auch in der Kategorie Verkehr liegt Schondorf weit abgeschlagen am Ende des Rankings mit 2,6 Punkten. Dort wird also die Belastung durch den Straßenlärm am stärksten empfunden. „Zu hoher Durchgangsverkehr“,
heißt es da in den Freitextantworten. Oder: „Staatsstraßen müssten innerorts mit Fußgängerüberwegen ausgestattet werden, für die Sicherheit von Kindern und Senioren“, schreibt ein Schondorfer oder eine Schondorferin. Andere wünschen sich eine Lärm- und Verkehrsreduktion durch eine Umfahrung oder eine 30er-Zone innerorts, die außerorts bis zur Anschlussstelle der Autobahn in eine 60-km/h-Zone übergeht. Außerdem wird über desolate Straßen und Gehwege berichtet. „Stärkung der ÖPNVs,
Carsharing, Mitfahrbank, MobilitätsApp dringend notwendig. Wir werden mit Autos zugemüllt“, fasst eine Person alternative Mobilität zusammen.
Der Heimat-Check ist keine repräsentative Umfrage. Doch dass diese Auto-Alternativen für die Schondorfer keine Fremdwörter sind, beweist die Initiative „mobiLL“. Sabine Pittroff ist Grünen-Gemeinderätin in Schondorf und Mitinitiatorin. Mobi-LL gibt es seit 2017 und ist ein Zusammenschluss von Bürgern vom AmmerseeWestufer bis Windach, die sich insbesondere um mobile Alternativen zum eigenen Auto Gedanken machen und die Mobilität im ländlichen Bereich zwischen dem
Westufer und Landsberg verbessern wollen.
Vergangenes Jahr konnten Pittroff und ihre Mitstreiter eine eigene Studie vorstellen, die recht ernüchternd ausfiel. Die Auswertung spiegelte deutlich die Unzufriedenheit mit dem ÖPNV-Angebot wider. Sie wundert sich somit nicht über die schlechten Verkehrs- und ÖPNV-Noten im Heimat-Check. Etwa 17.000 Autos fahren laut einer Studie täglich durch Schondorf „davon bleiben immerhin 6000 in der Gemeinde“,
weiß Pittroff. Die Bahn sei nicht barrierefrei. „Es gibt keine wirkliche Alternative zum Auto“, sagt sie und verdeutlicht dies damit, dass der durchschnittliche Schondorfer zwei Fahrzeuge besitze. Doch die oft geforderte Umgehungsstraße, um den Ortskern zu entlasten, werde vom Gemeinderat nicht unterstützt. Das Landschaftsschutzgebiet wolle man dafür nicht verbauen.
Dabei konnten die Ehrenamtlichen in der Vergangenheit schon einiges bewirken. Allein in Schondorf gibt es drei Mitfahrbänke, zum Beispiel gegenüber der Feuerwehr, und fast 50 im gesamten Landkreis.
Der “CarSharing Schondorf e.V.” wurde Anfang 2019 gegründet. Es stehen laut Webseite ein Fünf-, ein Vier- und ein Zweitürer zur Auswahl sowie ein Anhänger. Laut Pittroff ist die Alternative zum eigenen Auto sehr erfolgreich. Selbst Windachs Bürgermeister Richard Michl stelle seinen Dienstwagen für das Carsharing zur Verfügung, berichtet sie. Außerdem wird vom Verein Gemeinsam e.V. aus Schondorf ein Sozialmobil angeboten. Dieses kann werktags für Fahrten telefonisch angefordert werden. Ein angestellter Fahrer koordiniert die Termine und fährt den Wagen. Fahrzeug und Fahrer werden über Fahrtkosten, Spenden und Gemeinsam-Mitgliedsbeiträge finanziert.
Die Mobilitätsapp ist in den vergangenen Jahren ins Stocken geraten, was Pittroff nicht nur negativ sieht, obwohl schon sehr viel Zeit und Energie in das Projekt geflossen sei. Schließlich wäre die App in der Corona-Pandemie und den Hygienemaßnahmen untergegangen. Gemeinsam mit dem Landratsamt Landsberg wird das Ziel verfolgt, durch eine Navigationsapp die Auslastung der Autos deutlich zu erhöhen, die ländliche Mobilität zu verbessern und gleichzeitig die Emissionen in der Mobilität zu reduzieren. Darüber, was diese App beinhalten soll, scheint es dagegen unterschiedliche Meinungen zu geben. Der Verein sieht eine ganzheitliche Anwendung vor, mit allen Mobilitätsangeboten, die zur Verfügung stehen - „und zwar online-on-time“, betont Pittroff, also in Echtzeit. Das Landratsamt sehe dagegen eher eine Art Mitfahrzentrale vor. „Aber wir wollen keine Mitfahr-App, sondern eine Mobilitätsapp“, betont Pittroff.
Was die engagierte Gemeinderätin freut: Die überregionale Nachfrage nach Mitfahrbänken lässt nicht ab. „Ich selbst nutze die Bank regelmäßig für Fahrten nach Dießen“, sagt Pittroff. Außerdem sind die Bänke für sie auch ein Hinweis für die Menschen, das eigene Fahrverhalten zu überprüfen. „Fahre ich für die besten Brötchen mit dem Auto in die nächste Stadt?“
In der Kategorie Verkehr liegt Schondorf am Ende des Rankings