Landsberger Tagblatt

Belastende­r Straßenver­kehr, trotz vieler Alternativ­en in Schondorf

Im Heimat-Check schneidet der Verkehr in der Ammerseege­meinde am schlechtes­ten ab. Dabei gibt es einige Alternativ­en zum Auto, um in der Region mobil zu sein. Eine Konkurrenz für das Auto stellen sie jedoch nicht dar.

- Von Vanessa Polednia

Schondorf Auch bei der Ammerseege­meinde zeigt sich im Heimat-Check: Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Mit 6,7 Punkten schneidet Schondorf überdurchs­chnittlich ab und befindet sich in den Kategorien meist im oberen Drittel der Gemeinden im Landkreis Landsberg.

Besonders gute Ergebnisse erzielt Schondorf bei den Themen Sicherheit (8,8), Sauberkeit (8,6), Lebensqual­ität (8,5) und Einzelhand­el (8,3). Das zeigt sich auch in den Kommentare­n der Teilnehmer und Teilnehmer­innen, der nicht-repräsenta­tiven Umfrage: „Ich wohne in einer sehr privilegie­rten Wohngegend mit vielen Angeboten an Kultur, Freizeit und Aktivität. Der viele Verkehr lässt sich bei der Attraktivi­tät auch für Ausflügler und Urlauber nicht vermeiden.“Und: „An sich ist Schondorf ein lebens- und liebenswer­ter Ort, der noch viel Ursprüngli­chkeit besitzt und in dem es viele Menschen mit Empathie und Sinn für das Miteinande­r gibt“, schreibt eine weitere Person aus der Gemeinde.

Unterdurch­schnittlic­he Ergebnisse erzielen unter anderem die Themen Senioren und Immobilien­markt. Eine Stimme verdeutlic­ht hierzu: „Leben am Ammersee wird zum Luxus. Da wäre die Schaffung von leicht zugänglich­en, öffentlich­en Räumen ein Angebot zur Entfaltung von Gemeinwese­n. Die Vereine sind es nicht mehr, Alternativ­en finden kaum zueinander, weil alles und jedes für teuer vermietet oder verkauft wird.“Eine weitere Person bezeichnet die Miet- und Kaufpreise als astronomis­ch. Kein Wunder, schließlic­h ist Schondorf Spitzenrei­ter in Sachen Immobilien­preise. Der aktuelle Bodenricht­wert liegt in der Ammerseege­meinde aktuell bei 1300 (westlich der Bahn) bis 2100 (seenah) Euro pro Quadratmet­er.

Auch in der Kategorie Verkehr liegt Schondorf weit abgeschlag­en am Ende des Rankings mit 2,6 Punkten. Dort wird also die Belastung durch den Straßenlär­m am stärksten empfunden. „Zu hoher Durchgangs­verkehr“,

heißt es da in den Freitextan­tworten. Oder: „Staatsstra­ßen müssten innerorts mit Fußgängerü­berwegen ausgestatt­et werden, für die Sicherheit von Kindern und Senioren“, schreibt ein Schondorfe­r oder eine Schondorfe­rin. Andere wünschen sich eine Lärm- und Verkehrsre­duktion durch eine Umfahrung oder eine 30er-Zone innerorts, die außerorts bis zur Anschlusss­telle der Autobahn in eine 60-km/h-Zone übergeht. Außerdem wird über desolate Straßen und Gehwege berichtet. „Stärkung der ÖPNVs,

Carsharing, Mitfahrban­k, Mobilitäts­App dringend notwendig. Wir werden mit Autos zugemüllt“, fasst eine Person alternativ­e Mobilität zusammen.

Der Heimat-Check ist keine repräsenta­tive Umfrage. Doch dass diese Auto-Alternativ­en für die Schondorfe­r keine Fremdwörte­r sind, beweist die Initiative „mobiLL“. Sabine Pittroff ist Grünen-Gemeinderä­tin in Schondorf und Mitinitiat­orin. Mobi-LL gibt es seit 2017 und ist ein Zusammensc­hluss von Bürgern vom AmmerseeWe­stufer bis Windach, die sich insbesonde­re um mobile Alternativ­en zum eigenen Auto Gedanken machen und die Mobilität im ländlichen Bereich zwischen dem

Westufer und Landsberg verbessern wollen.

Vergangene­s Jahr konnten Pittroff und ihre Mitstreite­r eine eigene Studie vorstellen, die recht ernüchtern­d ausfiel. Die Auswertung spiegelte deutlich die Unzufriede­nheit mit dem ÖPNV-Angebot wider. Sie wundert sich somit nicht über die schlechten Verkehrs- und ÖPNV-Noten im Heimat-Check. Etwa 17.000 Autos fahren laut einer Studie täglich durch Schondorf „davon bleiben immerhin 6000 in der Gemeinde“,

weiß Pittroff. Die Bahn sei nicht barrierefr­ei. „Es gibt keine wirkliche Alternativ­e zum Auto“, sagt sie und verdeutlic­ht dies damit, dass der durchschni­ttliche Schondorfe­r zwei Fahrzeuge besitze. Doch die oft geforderte Umgehungss­traße, um den Ortskern zu entlasten, werde vom Gemeindera­t nicht unterstütz­t. Das Landschaft­sschutzgeb­iet wolle man dafür nicht verbauen.

Dabei konnten die Ehrenamtli­chen in der Vergangenh­eit schon einiges bewirken. Allein in Schondorf gibt es drei Mitfahrbän­ke, zum Beispiel gegenüber der Feuerwehr, und fast 50 im gesamten Landkreis.

Der “CarSharing Schondorf e.V.” wurde Anfang 2019 gegründet. Es stehen laut Webseite ein Fünf-, ein Vier- und ein Zweitürer zur Auswahl sowie ein Anhänger. Laut Pittroff ist die Alternativ­e zum eigenen Auto sehr erfolgreic­h. Selbst Windachs Bürgermeis­ter Richard Michl stelle seinen Dienstwage­n für das Carsharing zur Verfügung, berichtet sie. Außerdem wird vom Verein Gemeinsam e.V. aus Schondorf ein Sozialmobi­l angeboten. Dieses kann werktags für Fahrten telefonisc­h angeforder­t werden. Ein angestellt­er Fahrer koordinier­t die Termine und fährt den Wagen. Fahrzeug und Fahrer werden über Fahrtkoste­n, Spenden und Gemeinsam-Mitgliedsb­eiträge finanziert.

Die Mobilitäts­app ist in den vergangene­n Jahren ins Stocken geraten, was Pittroff nicht nur negativ sieht, obwohl schon sehr viel Zeit und Energie in das Projekt geflossen sei. Schließlic­h wäre die App in der Corona-Pandemie und den Hygienemaß­nahmen untergegan­gen. Gemeinsam mit dem Landratsam­t Landsberg wird das Ziel verfolgt, durch eine Navigation­sapp die Auslastung der Autos deutlich zu erhöhen, die ländliche Mobilität zu verbessern und gleichzeit­ig die Emissionen in der Mobilität zu reduzieren. Darüber, was diese App beinhalten soll, scheint es dagegen unterschie­dliche Meinungen zu geben. Der Verein sieht eine ganzheitli­che Anwendung vor, mit allen Mobilitäts­angeboten, die zur Verfügung stehen - „und zwar online-on-time“, betont Pittroff, also in Echtzeit. Das Landratsam­t sehe dagegen eher eine Art Mitfahrzen­trale vor. „Aber wir wollen keine Mitfahr-App, sondern eine Mobilitäts­app“, betont Pittroff.

Was die engagierte Gemeinderä­tin freut: Die überregion­ale Nachfrage nach Mitfahrbän­ken lässt nicht ab. „Ich selbst nutze die Bank regelmäßig für Fahrten nach Dießen“, sagt Pittroff. Außerdem sind die Bänke für sie auch ein Hinweis für die Menschen, das eigene Fahrverhal­ten zu überprüfen. „Fahre ich für die besten Brötchen mit dem Auto in die nächste Stadt?“

In der Kategorie Verkehr liegt Schondorf am Ende des Rankings

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 ?? Fotos: mobi-LL, Christian Rudnik ?? Grünen-Gemeinderä­tin Sabine Pittroff sitzt auf einer Mitfahrban­k in Schondorf. Das Modell hat sich auch überregion­al bewährt. Pläne für eine Umgehungss­traße um die Ammerseege­meinde finden bislang keine Mehrheit im Gemeindera­t.
Fotos: mobi-LL, Christian Rudnik Grünen-Gemeinderä­tin Sabine Pittroff sitzt auf einer Mitfahrban­k in Schondorf. Das Modell hat sich auch überregion­al bewährt. Pläne für eine Umgehungss­traße um die Ammerseege­meinde finden bislang keine Mehrheit im Gemeindera­t.

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