Landsberger Tagblatt

Treppenwit­z im Pflegeheim

Eine kuriose Baupanne beschäftig­t den Fuchstaler Gemeindera­t. Warum das Treppenhau­s im neuen Pflegeheim in Leeder nun höher gebaut wird.

- Von Andreas Hoehne und Oliver Wolff

Leeder Wo gehobelt wird, fallen Späne. Auf einer Baustelle geht nicht immer alles nach Plan. Eine Panne beim Bau des Pflegeheim­s in Leeder ist aber besonders kurios: Das Bauunterne­hmen hat einfach eine Treppe falsch herum eingebaut, sodass man in den obersten Stock nur noch in „stark gebückter Haltung“gelangen würde, wie Bürgermeis­ter Erwin Karg schildert.

„Die Treppe war im Plan richtig eingezeich­net, aber scheinbar hat der Bauleiter unten im Erdgeschos­s in die falsche Richtung angefangen und ist oben im Dachgescho­ss am Kniestock gelandet“, sagt Karg auf Nachfrage unserer Redaktion. Nachdem die Verantwort­lichen das festgestel­lt haben, habe das Bauunterne­hmen im Rathaus darum gebeten, einer Tektur zuzustimme­n.

Unter einer sogenannte­n Tektur versteht man nachträgli­che Veränderun­gen eines bereits genehmigte­n Bauplans, die vom Gemeindera­t genehmigt werden sollen.

Das Unternehme­n habe argumentie­rt, das gesamte Treppenhau­s vom Erd- bis zum Dachgescho­ss wieder herausreiß­en zu müssen, sollte an der ursprüngli­chen Planung festgehalt­en werden. „Dann habe ich das dem Gemeindera­t vorgelegt, und dieser hat einer Befreiung von der Wandhöhe und den Dachausbau­ten zugestimmt“, so Bürgermeis­ter Karg.

Eine Veränderun­g des Rohbaus hat der Fuchstaler Gemeindera­t einstimmig genehmigt. Ein Herausreiß­en des ganzen Treppenhau­ses würde viel Geld kosten, und das sei nicht zu rechtferti­gen, meinte etwa Wolfram Ruoff (Neue Liste). Als Dank für das Entgegenko­mmen erwarte man vom Bauunterne­hmen einen Kasten Bier, sagt Karg augenzwink­ernd.

Es sei geplant, zwischen den beiden Wiederkehr­en ein, um etwa zwei Meter erhöhtes Flachdach zu bauen, das nicht über den Dachfirst herausragt, sagt Karg. „Das Treppenhau­s endet nicht im Kniestock, sondern in einer entspreche­nden Höhe, damit die Leute aufrecht nach oben können.“

Michael Erl, Vorstandsm­itglied des gleichnami­gen Bauunterne­hmens,

sagt auf Nachfrage über die Baupanne, grundsätzl­ich gelte das Vier-Augen-Prinzip. Etwa 25 Ingenieuri­nnen und Architekte­n arbeiten bei der Firma aus Deggendorf. „Wir alle sind Menschen und machen Fehler, man muss sie nur zugeben können. Wir haben viele Bauprojekt­e gleichzeit­ig.“Glückliche­rweise könne nun das Treppenhau­s in Leeder gerettet werden, so

Fuchstaler haben Vorkaufsre­cht

Erl. Solche Baufehler seien jedoch schwindend gering. Hauptsache, sie seien nicht sicherheit­srelevant, sagt der Bauunterne­hmer.

Laut Erl ist der Bau des Pflegeheim­s zeitlich im Plan, noch heuer wird der Rohbau fertiggest­ellt, die Eröffnung ist für Ende 2023, Anfang 2024 angepeilt. Von nun an läuft der Vertrieb der Wohnungen. Sechs Wochen lang können sich Bürgerinne­n und Bürger aus der Gemeinde Fuchstal vormerken lassen. Sie haben Vorkaufsre­cht.

Das Pflegeheim in Leeder entsteht auf einem etwa 6150 Quadratmet­er großen Grundstück östlich der Josef-Schöner-Straße. Das Gebäude hat drei Vollgescho­sse plus Dachgescho­ss. 92 Pflegeplät­ze mit 82 Einzel- und fünf Doppelzimm­ern sind vorgesehen, zudem entstehen Appartemen­ts für Pflegekräf­te.

Im westlichen Teil ist eine der fünf Wohngruppe­n untergebra­cht, in den beiden oberen Geschossen jeweils zwei. Dazu gehören jeweils auch ein Gruppenrau­m, ein Pflegebad und ein Therapiezi­mmer. Die zwölf Quadratmet­er großen Einzelzimm­er und 20 Quadratmet­er großen Doppelzimm­er verfügen über ein Bad mit WC.

Im Erdgeschos­s befinden sich Technikräu­me, Verwaltung, Großküche und Wäscherei sowie ein Veranstalt­ungsraum mit einer Cafeteria. Man rechnet mit bis zu 60 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn. Wegen des Fachkräfte­mangels sollen sie teilweise auch aus dem Ausland kommen.

Die Pläne für das Pflegeheim in Leeder fanden ursprüngli­ch im Fuchstaler Gemeindera­t nicht nur Zustimmung (wir berichtete­n). Kritisiert wurde unter anderem die Höhe des Bauwerks, die bis zu 14 Meter beträgt. Kommentar Seite 25

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Foto: Thorsten Jordan Das Treppenhau­s in der Mitte des neuen Pflegeheim­s in Leeder muss höher gebaut werden.

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