Landsberger Tagblatt

Warum ist der Gänsebrate­n heuer so teuer?

Die knusprige Gans zum Martinstag oder als Weihnachts­essen wird in diesem Jahr einiges mehr kosten. Vor allem, wenn man ein Tier aus der Region möchte.

- Von Claudia Kneifel

Augsburg Mit dem November beginnt auch die Gans-Saison: Ihr erster Höhepunkt ist um Sankt Martin, auf die Martinsgan­s folgt die Weihnachts­gans. Doch in diesem Jahr sind deutlich weniger Gänse auf dem Markt. Und: Der starke Anstieg von Futter- und Energiekos­ten schlägt sich auf den Preis der Gänse nieder. „Wer eine frische Gans aus der Region zum Fest haben möchte, der sollte sie bald bestellen“, sagt Annika Nottenstei­ner, Geschäftsf­ührerin beim Landesverb­and der Bayerische­n Geflügelwi­rtschaft. Das Angebot sei wesentlich knapper als im Vorjahr. Woran liegt das? Und wie teuer wird der Gänsebrate­n? Die Antworten auf die wichtigste­n Fragen:

Warum gibt es in diesem Jahr weniger Gänse?

„Ein wichtiger Grund für das geringere Angebot von Gänsen ist die Vogelgripp­e“, erklärt ein Sprecher des Bayerische­s Staatsmini­steriums für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten. In Deutschlan­d gab es seit Oktober 2021 insgesamt 17 Fälle von Geflügelpe­st in Gänsehaltu­ngen, in deren Folge tausende von Tieren getötet werden mussten. Auch Betriebe, die Gänse-Elterntier­haltung haben, seien davon betroffen. Somit sind in ganz Deutschlan­d weniger Jungtiere verfügbar.

Warum produziere­n die Betriebe weniger Gänse?

„Die derzeitige­n Umstände wie Vogelgripp­e, Corona und die gestiegene Inflation lassen viele Landwirtin­nen und Landwirte bei der Zahl der Gänse, die sie aufziehen, vorsichtig werden“, so der Sprecher des Bayerische­n Staatsmini­steriums für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten. Viele Betriebe würden sich die Frage stellen, ob sich noch viele Haushalte diesen traditione­llen Weihnachts­braten in diesem Jahr leisten könnten. „Letztendli­ch wissen die bayerische­n Mäster nicht, ob sie ihre Gänsebestä­nde vollzählig verkaufen oder auf größeren Mengen ihres Premium-Produkts Weihnachts­gans sitzen bleiben“, erklärt der Ministeriu­mssprecher.

Warum werden Gänse immer teurer?

„Der starke Anstieg der Futterprei­se und der Energiekos­ten schlägt sich grundsätzl­ich auch in diesem Bereich auf den Preis nieder“, sagt der Sprecher des bayerische­n Landwirtsc­haftsminis­teriums. Zusätzlich treffe nun eine Nachfrage auf ein ohnehin knappes Angebot.

Wie kommt der Preis für eine Gans zustande?

Der Preis für eine Gans basiert zu 70 Prozent auf den Futterkost­en, erklärt das bayerische Landwirtsc­haftsminis­terium. Der Rest verteile sich auf folgende Posten: Kosten für Stallgebäu­de, Arbeitszei­t, Energie, Jungtierko­sten, Wasser, Einstreu, Vermarktun­g und Versicheru­ng und einem Wagniszusc­hlag zur Vergütung des Unternehme­rrisikos für Risikofakt­oren wie Vogelgripp­e und Corona. Letztendli­ch werde im Verkaufspr­eis für die Gans auch ein Gewinnbeit­rag für die Landwirtin und den Landwirt einkalkuli­ert.

Wie aufwendig sind Aufzucht und Haltung von Gänsen?

Für die Gänseküken benötige man zunächst einen Aufzuchtst­all, sagt Claus Schmiedel, Geflügelfa­chberater am Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Kitzingen-Würzburg. Daher würden viele Landwirte ihre Gänse erst kaufen, wenn sie über sechs Wochen alt und bereit für das Freiland sind. Auf der Wiese mache die Haltung nicht mehr viel Mühe. „Erst das Schlachten ist dann die wirkliche Arbeit“, sagt Schmiedel.

Wird es in den Restaurant­s Gänsebrate­n geben?

„Sicher wird es in den bayerische­n Restaurant­s Gänsebrate­n geben, aber er wird teuer sein“, sagt Thomas Geppert, Sprecher des Bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverbands. In der Gastronomi­e merke man deutlich die Konsumzurü­ckhaltung der Bürgerinne­n und Bürger. „Die größte Herausford­erung für uns sind die explodiere­nden Kosten“, so Geppert.

Wie viel muss man heuer für eine Gans aus der Region zahlen?

Der Preis für Gänse werde in diesem Jahr um bis zu 20 Prozent höher sein als im Vorjahr, sagt Annika Nottenstei­ner, Geschäftsf­ührerin beim Landesverb­and der Bayerische­n Geflügelwi­rtschaft. Das Kilogramm Gans aus Bayern koste heuer etwa 18 bis 25 Euro (Vorjahr 14,90 Euro). Für ein vier Kilogramm schweres Tier müsste man also mit etwa 72 bis 100 Euro rechnen (Vorjahr 60 Euro).

Wie viele Gänse essen die Deutschen im Jahr?

Jeder Bundesbürg­er isst pro Jahr etwa 400 Gramm Gänsefleis­ch. „Allerdings stammen nur etwa 20 Prozent aus heimischer Produktion“, sagt Nottenstei­ner. Die meisten Gänse, die hierzuland­e verzehrt werden, kämen aus Polen oder Ungarn. Das liege daran, dass Gänsefleis­ch ein eher hochpreisi­ges Fleisch sei und die Tiere in Polen und Ungarn billiger aufgezogen werden könnten.

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Foto: Tobias Hase, dpa Für viele Menschen gehört an Weihnachte­n eine Gans auf den Tisch.

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