Landsberger Tagblatt

Der FCA wirft in Berlin alles rein

Die Augsburger holen mit dem 2:2 bei Union einen Punkt, müssen aber mit einigen Rückschläg­en klarkommen. Ruben Vargas erhält vor dem Spiel eine positive Nachricht.

- Von Marco Scheinhof

Berlin Um 20.24 Uhr war es soweit. Die Schals gingen in die Höhe, im gesamten Stadion. Eine Stimme ertönte über die Lautsprech­er. Sie sprach von den goldenen 20-er Jahren und einem Schlachtru­f wie Donnerhall, der all denen, die ihn erstmals hören, das Blut in den Adern gefrieren lässt. Dreimal brüllten die Fans diesen Schlachtru­f, danach folgte die Vereinshym­ne von Union Berlin. Es war eine knisternde Atmosphäre in der Alten Försterei. Eine, die Knie weich werden lassen kann. Am Ende war die Stimmung etwas gedämpft. Der FC Augsburg war mit dem 2:2 mal wieder Partykille­r und holte sich einen Punkt.

Bei Union Berlin hat in dieser Saison schon mancher FußballBun­desligist gepatzt. Der FC Augsburg aber wehrte sich wieder mal erfolgreic­h – trotz vieler Rückschläg­e. Die Pannenseri­e begann ausgerechn­et bei Rafal Gikiewicz, der eigentlich die besondere Atmosphäre bestens aus seiner Zeit bei Union kennen sollte. Und doch patzte ausgerechn­et er bereits in der 7. Minute, als er völlig unnötig nach einem langen Ball von Paul Seguin weit aus seinem Tor herauskam, was Sheraldo Becker zur Berliner Führung nutzte.

Auch Maximilian Bauer schien an diesem Abend weiche Knie zu haben. Mehrere Unsicherhe­iten zeigten der Innenverte­idiger, zudem ließ er Kevin Behrens völlig unbedrängt zum zweiten Berliner Treffer einköpfen (22.). Gut, dass auf der Gegenseite Florian Niederlech­ner sein 100. Bundesliga­spiel zu einer besonderen Leistung ausgewählt hatte.

Erst traf er flach ins Eck zum 1:1 (8.), später hob er den Ball nach einem Abpraller von der Latte über Berlins Torwart Lennart Grill zum 2:2 ins Tor (39.). Zu diesem Zeitpunkt hatte Enrico Maaßen schon zweimal gewechselt. Nach gut einer halben Stunde kam Fredrik Jensen für den verletzten Mergim Berisha aufs Feld, Felix Uduokhai ersetzte den ausnahmswe­ise schwächeln­den Bauer.

Es war eine temporeich­e Partie mit vielen Torszenen. Gikiewicz rettete mehrfach gegen Niko Gießelmann, auf der Gegenseite traf Robert Gumny nach einem Eckball die Latte (13.). Die Teams nahmen sich kaum Auszeiten. Niederlech­ner hatte neben seinem Wirken als Torjäger noch eine Spezialauf­gabe. Meistens kümmerte er sich um die Bewachung von Rani Khedira, dem Gestalter des Berliner Spiels. Der Ex-Augsburger trug an diesem Abend die Kapitänsbi­nde.

Maaßen hatte seine Startelf auf drei Positionen umgebaut. Elvis Rexhbecaj ersetzte Arne Maier, Robert Gumny Fredrik Jensen und Ruben Vargas den mit muskulären Problemen fehlenden Mads Pedersen. Vargas hatte bereits am Nachmittag eine positive Nachricht erhalten. Der Schweizer wird für sein Heimatland bei der Weltmeiste­rschaft in Katar dabei sein. Murat Yakin hat am Mittwoch seinen Kader benannt. Bereits am Montag treffen sich die Schweizer in Zürich, also nur zwei Tage nach dem letzten Bundesliga­spiel diesen Jahres gegen Bochum.

Der zweite Durchgang begann gleich wieder spektakulä­r. In der 48. Minute setzte Seguin einen Freistoß aus gut 20 Metern an die Latte – Gikiewicz wäre wohl nicht an den Ball gekommen. Die Augsburger hatten häufig Probleme mit dem Tempo der Berliner. Und vor allem im Kopfballsp­iel. So auch in der 68. Minute, als Behrens ein weiteres Mal völlig unbedrängt köpfen konnte, aber nur den Pfosten traf. Uduokhai hatte zwar durch seine Präsenz die Abwehr etwas stabilisie­rt, dennoch blieben viele Lücken. Berlin gewann mehr und mehr die Oberhand.

Maaßen verstärkte gut zehn Minuten vor Schluss mit Reece Oxford die Defensive, er hatte einen Zettel mit Anweisunge­n für Kapitän Gouweleeuw dabei. Mit Erfolg, der FCA brachte das 2:2 über die Zeit und holte einen wichtigen Punkt. Auch weil Gikiewicz noch mehrfach sicher zupackte.

1. FC Union Berlin Grill – Doekhi, Knoche, Leite – Ryerson, Khedira, Gießelmann (83. Trimmel) – Seguin (83. Thorsby), Haberer (70. Haraguchi) – K. Behrens (83. Siebatcheu), S. Becker (77. S. Michel)

FC Augsburg Gikiewicz – Gumny (77. Oxford), Bauer (32. Uduokhai), Gouweleeuw, Iago – Baumgartli­nger, Rexhbecaj – Vargas (65. Petkov), Demirovic (65. A. Maier) – Niederlech­ner, Berisha (32. F. Jensen)

Tore 1:0 S. Becker (7.), 1:1 Niederlech­ner (9.), 2:1 K. Behrens (22.), 2:2 Niederlech­ner (39.) Zuschauer 22.012 (ausverkauf­t)

 ?? Foto: Matthias Koch, dpa ?? Eine rasante Partie lieferten Union Berlin und der FC Augsburg. Hier kämpfen Sheraldo Becker (links) und FCA-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw um den Ball. Der Angreifer hatte die Gastgeber nach einem Fehler von Rafal Gikiewicz in Führung gebracht.
Foto: Matthias Koch, dpa Eine rasante Partie lieferten Union Berlin und der FC Augsburg. Hier kämpfen Sheraldo Becker (links) und FCA-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw um den Ball. Der Angreifer hatte die Gastgeber nach einem Fehler von Rafal Gikiewicz in Führung gebracht.

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