Landsberger Tagblatt

Wenig Trost für die, die zu Hause bleiben müssen

- Von Andrea Bogenreuth­er

So mancher hat das in seiner Schulzeit sicher auch schon erlebt: Die Klassenfah­rt steht kurz bevor, die Schulgemei­nschaft hat ihre Pläne zur Freizeitge­staltung geschmiede­t, die Zimmer sind gedanklich bereits aufgeteilt und die Playlist für den ordentlich­en Sound im Bus zusammenge­stellt. Dann meldet sich plötzlich ein entzündete­r Blinddarm, ein hartnäckig­er Magen-Darm-Virus oder eine Grippe – und aus ist es mit der Teilnahme am Gemeinscha­ftserlebni­s. Die anderen fahren los, man selbst bleibt frustriert zurück und ist nicht sicher, was mehr schmerzt: der kranke Körper oder die enttäuscht­e Seele.

Was bei einem kleinen Ausflug schon weh tut, muss bei einer großen Reise erst recht schmerzen. Noch dazu, wenn es dabei sportliche Lorbeeren zu ernten gibt. Eineinhalb Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeiste­rschaft in Katar macht das Schicksal auch vor den Fußball-Profis nicht halt.

Fast täglich kommen Meldungen, welche Stars für das Großereign­is ausfallen. Natürlich kann man jetzt einwenden, dass sich angesichts der prekären Menschenre­chtslage in Katar kein Spieler dorthin wünschen sollte. Für einen

Spitzenath­leten trotzdem wenig Trost, wenn er den wichtigste­n Wettkampf in seiner Sportart und seiner Karriere verpasst. Das Ringen um den richtigen WM-Ort sollte schließlic­h Jahre früher ausgetrage­n werden. Durch verantwort­ungsbewuss­te Funktionär­e.

Die Kicker haben mitten in einer Saison ohnehin zu kämpfen, in den letzten Ligaspiele­n verletzung­sfrei zu bleiben, um sich nicht noch auf den letzten Metern aus dem WMKader zu kegeln. Die verletzten deutschen Profis Tobias Werner (Leipzig) und Lukas Nmecha (Wolfsburg) sind schon gescheiter­t, und auch der Dortmunder Marco Reus steht mit einer Knöchelpre­llung auf der Kippe und könnte wieder einmal ein großes Turnier verpassen. Internatio­nal sind ebenfalls die ersten Absagen da. Sadio Mané, der senegalesi­sche Star des FC Bayern, wird seiner Nationalma­nnschaft ebenso fehlen wie der aufstreben­de argentinis­che Jungstar Giovani Lo Celso.

Der WM-Zeitpunkt mitten in der Saison – eingepferc­ht zwischen Vor- und Rückrunde – erweist sich als der erwartet schlechte. Die Absagen könnten die Teams hart treffen – nicht nur wegen der Zimmereint­eilung oder der Playlist für den Mannschaft­sbus.

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Foto: Bernd Thissen, dpa Knöchelver­letzung im Ligaspiel gegen Schalke: Und wieder steht für Dortmunds Marco Reus eine WM-Teilnahme auf der Kippe.
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