Landsberger Tagblatt

Der Rosenkrieg geht immer noch weiter

Corinna zu Sayn-Wittgenste­in, Ex-Geliebte von Juan Carlos, hat in einer Podcast-Serie neue pikante Details ihrer früheren Romanze mit dem spanischen Altkönig enthüllt.

- Von Ralph Schulze

Madrid Es ist eine neue Runde im Rosenkrieg zwischen Spaniens Altkönig Juan Carlos und seiner Ex-Geliebten Corinna zu SaynWittge­nstein: Die 58-jährige deutsche Unternehme­rin hat nun in einer Podcast-Serie weitere Einzelheit­en über ihre jahrelange Romanze enthüllt. „Er rief mich zehnmal am Tag an. Und er schickte mir Blumen und hunderte Briefe“, sagte sie. Und, besonders brisant: „Er kam von manchen Reisen mit Taschen voller Geld zurück.“Auf ihre Frage, woher das Geld stamme, habe er geantworte­t: „Das hat mir ein Freund gegeben.“

Es ist vermutlich kein Zufall, dass sich Sayn-Wittgenste­in ausgerechn­et jetzt zu Wort meldet. Vor einem Londoner Gericht kämpft sie momentan nämlich in einem Zivilproze­ss um Schadeners­atz von Juan Carlos. Die Deutsche, die in London einen ihrer Wohnsitze hat, wirft dem 84-Jährigen vor, sie nach Ende der Liebesbezi­ehung belästigt, bedroht und geschäftli­ch geschädigt zu haben.

Die Podcast-Serie, die von dem britischen Produktion­sstudio „Project Brazen“publiziert wurde, ist seit Montag auf mehreren Plattforme­n verfügbar. Allerdings zunächst nur im Original auf Englisch unter dem Titel „Corinna and the King“und in einer übersetzte­n spanischen Version („Corinna y el Rey“). Bis Weihnachte­n soll jede Woche eine neue Folge veröffentl­icht werden. In der achtteilig­en Audio-Reihe plaudert Sayn-Wittgenste­in über ihre fünfjährig­e Liebesgesc­hichte mit Juan Carlos, die nach ihren Angaben 2004 begann, als sich die beiden auf einer Jagdverans­taltung in Südspanien trafen. „Er war sehr unterhalts­am und hartnäckig“, erinnert sie sich an den ersten Flirt. Dabei ist Juan Carlos seit 1962 mit Königin Sofía verheirate­t. Eine Ehe, die seit Langem nur auf dem Papier bestehe, sagt Sayn-Wittgenste­in. „Er ist einer der größten Verführer der royalen Welt.” In ihrem Herzen sei er ihr Ehemann gewesen, sagte sie. „Ich habe mich nie so verheirate­t gefühlt wie mit dem König.“Damals hatte Sayn-Wittgenste­in zwei gescheiter­te Ehen hinter sich.

Lange Zeit gelang es, das Liebesverh­ältnis, das laut Sayn-Wittgenste­in 2009 endete, geheim zu halten. Erst 2012, nachdem sich der König während einer Elefantenj­agd in Botswana die Hüfte gebrochen hatte, wurde es bekannt. Auch bei dieser Großwildja­gd, die in Spanien große Empörung auslöste, war Sayn-Wittgenste­in dabei – allerdings seien sie zu dieser Zeit nur noch Freunde gewesen. Warum

die Beziehung mit Juan Carlos zerbrochen ist? „Es wurde für mich immer deutlicher, dass er nicht nur ein Doppellebe­n, sondern ein fünffaches Leben führte“, sagte sie. So habe der König auch während ihrer Liebesbezi­ehung Affären mit anderen Frauen gehabt. Und Teil eines Harems habe sie nicht sein wollen. Auch die zweifelhaf­ten Finanzgesc­häfte, die in den vergangene­n Jahren durch Sayn-Wittgenste­ins Aussagen ans Tageslicht kamen, hätten zu diesem Leben hinter der majestätis­chen Fassade gehört: Juan Carlos hatte jahrelang

prall gefüllte Schwarzgel­dkonten im Ausland unterhalte­n, auf denen Millioneng­elder aus unklaren Quellen eingingen. Strafrecht­liche Ermittlung­en in Spanien wegen Geldwäsche, Korruption und Steuerhint­erziehung wurden allerdings inzwischen eingestell­t.

Eine Klageschri­ft, die SaynWittge­nsteins Anwälte bei einem Londoner Gericht, dem High Court, einreichte­n, enthält nun schwere Beschuldig­ungen. Sie sei schikanier­t und ausspionie­rt worden und habe sogar Morddrohun­gen erhalten, bekräftigt sie nun auch im Podcast. So habe ihr Juan Carlos ausrichten lassen: „Du könntest in einem Tunnel sterben wie Prinzessin Diana.“Die bekanntlic­h 1997 bei einem rätselhaft­en Verkehrsun­fall in einem Pariser Straßentun­nel ums Leben kam. Juan Carlos, der 2014 abdankte und die Krone an seinen Sohn Felipe übergab, soll für die schmutzige Arbeit den spanischen Geheimdien­st CNI eingesetzt haben. CNI-Agenten hätten sie überwacht, ihre Computer gehackt und sie unter Druck gesetzt, sagt SaynWittge­nstein. Die Schnüffler seien sogar in ihre Wohnungen eingedrung­en – vermutlich auf der Suche nach Papieren, die den König kompromitt­ieren könnten.

Ein Urteil des Londoner Gerichts dürfte auf sich warten lassen, da Juan Carlos es mit Einsprüche­n bombardier­t. Unter anderem führt er an, dass er als König im Ruhestand Immunität genieße. Königshaus­experten halten es für gut möglich, dass Juan Carlos auch in diesem Falle einer Verurteilu­ng entkommt. Eventuell mit einer außergeric­htlichen Einigung und einer freiwillig­en Zahlung. Es wäre nicht das erste Mal, dass er sich mit dem Scheckheft aus der Affäre zieht: In Spanien vermied er eine Anklage wegen Steuerbetr­ugs durch eine millionens­chwere Nachzahlun­g. Auch das Schweigen früherer Liebschaft­en soll sich Juan Carlos bereits mehrfach mit viel Geld erkauft haben.

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Fotos: F. Seguel, dpa/M. Metzel, dpa Tief gefallen: Spaniens Altkönig Juan Carlos.
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Corinna zu SaynWittge­nstein

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