Hansi Flick zeigt sich mutig
Die Zusammenstellung des Kaders spricht für das Selbstvertrauen von Hansi Flick. Der Bundestrainer hat nicht etwa die 26 formstärksten Spieler für die Weltmeisterschaft nominiert, sondern jene, die seiner Meinung nach am meisten Potenzial haben. Das ist ein großer Unterschied. Schließlich haben Julian Brandt oder Karim Adeyemi in dieser Saison nur in Ansätzen gezeigt, was sie zum sportlichen Gelingen bei einer Weltmeisterschaft beitragen können. Gleiches gilt in der Defensive für den lange Zeit verletzten Lukas Klostermann. Armel Bella-Kotchap hingegen soll als Innenverteidiger-Praktikant wertvolle Erfahrungen im Hinblick auf weitere Turniere sammeln.
Flick hofft also, in kurzer Zeit das zu schaffen, woran manche Vereinstrainer in den vergangenen Monaten gescheitert sind: verdeckte Fähigkeiten freizulegen.
Dafür verzichtete Hansi Flick aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen mit Mats Hummels auf den derzeit besten deutschen Innenverteidiger. Eine schlüssige Erklärung dafür blieb der Bundestrainer schuldig. Stattdessen berief er mit Thilo Kehrer und Matthias
Ginter zwei bauähnliche Typen. Beide sind solide Rechtsverteidiger, beide können auch im Zentrum spielen – beide aber stellen auf keiner Position internationale Klasse dar.
Tatsächlich aber ist selbst die Entscheidung gegen Hummels keine, die den Kern der Mannschaft betrifft. Der Dortmunder hätte sich auch bei einer Nominierung zumindest vorerst mit einer Rolle als Ersatzspieler arrangieren müssen. Die Schlüsselpositionen sind unter Flick besetzt. Es ging lediglich noch darum, die Mannschaft für etwaige Spezialaufgaben zu rüsten. Das hat Flick erwartungsgemäß mit der Nominierung von Niclas Füllkrug getan – der das Spiel der Nationalmannschaft in der Spitze schärfen könnte. Auch sonst besitzt dieser Kader viel Potenzial. Es in nur knapp einer Woche zutage zu fördern, ist allerdings schwierig.