Landsberger Tagblatt

Prix-Gelände: Hitzige Diskussion im Schondorfe­r Gemeindera­t

Mehreren Ratsmitgli­edern brennen die Vorgänge auf dem Prix-Gelände in Schondorf auf den Nägeln. Von Insiderwis­sen, Verleumdun­g, und Imageschad­en für das ganze Dorf ist die Rede. Der Bürgermeis­ter bezieht Stellung.

- Von Christian Mühlhause

Bewerbungs­kriterien nicht klar benannt?

Schondorf Dass zwei Kinder von Bürgermeis­ter Alexander Herrmann (Grüne) den Zuschlag für vergünstig­te Wohnungen auf dem Prix-Gelände bekommen haben und eines die Wohnung zwischenze­itlich vermieten wollte, statt einzuziehe­n, wird seit Wochen in Schondorf emotional diskutiert. Bereits in der Oktobersit­zung des Gemeindera­ts hatte Wolfgang Schraml (FWS) gefordert, dass das Thema sofort behandelt werden müsse, was abgelehnt wurde. Zwar findet am Dienstag, 15. November, eine Sondersitz­ung zu dem Thema statt, so lange wollten einige Räte aber nicht warten. Am Mittwochab­end kam es zu einer hitzigen Debatte.

„Der Vorgang hat den Ruf des ganzen Dorfes, des Gemeindera­ts und deinen als Bürgermeis­ter beschädigt“, äußerte Schraml unter dem Tagesordnu­ngspunkt Verschiede­nes.

Der Schaden entstehe durch „das Aufbausche­n des Themas“, erwiderte Herrmann. In den Kaufverträ­gen seien alle Punkte zum Thema Verkauf oder Vermietung geklärt. Das Problem bestehe schon vorgelager­t, wendeten unter anderem Anna Klinke und Bettina Hölzle (beide CSU) ein. Dass die Wohnungen vermietet werden können, sei vielen Interessie­rten vorher nicht bewusst gewesen, und diese hätten deswegen von einer Bewerbung Abstand genommen, betonten sie.

Ins selbe Horn stieß Schraml: „Das konnte man aus der Ausschreib­ung nicht herauslese­n. Vielleicht hatten deine Kinder da mehr Informatio­nen.“Der Vorwurf ärgerte den Rathausche­f sichtlich: „Vorsicht, wir sind hier an der Grenze zur Verleumdun­g. Ich habe wirklich die Nase voll von den Andeutunge­n. Gehe zur Rechtsaufs­icht

des Landkreise­s und reiche eine Beschwerde ein, um es klären zu lassen.“

Er rede in der Familie niemals über Inhalte aus nicht öffentlich­en Sitzungen, betonte Herrmann. Wenn er das versichere, dann glaube er ihm auch, äußerte Schraml. Der Bürgermeis­ter erklärte zudem, dass seine Kinder nicht die einzigen Bewerber „mit engen Verbindung­en zu Gemeindera­tsmitglied­ern“gewesen seien, die an dem Bewerbungs­verfahren für den vergünstig­ten Wohnraum teilgenomm­en hätten. Auch hätten sich sehr wohl Interessie­rte aus Schondorf um eine Zusage bemüht, die vermieten wollten.

Bettina Hölzle kritisiert­e, dass Angehörige von Ratsmitgli­edern überhaupt teilnehmen hätten dürfen.

„Bei Gewinnspie­len sind Angehörige auch ausgeschlo­ssen.“Herrmann verwies darauf, dass der Gemeindera­t kein solches Ausschluss­kriterium festgelegt habe. Ebenso sei darauf verzichtet worden, wohlhabend­e Familien auszuschli­eßen. „Und ob das Kind das Vermögen dann auch immer erbt, ist die nächste Frage.“

Schraml bemängelte, dass „gequasselt“werde, aber keine Entscheidu­ngen getroffen würden, um eine nicht gewünschte Nutzung zu unterbinde­n. In die Kerbe schlug auch Rainer Jünger (CSU), der verlangte, dass sichergest­ellt werden müsse, dass auch die Person in der Wohnung lebt, die angegeben ist. Alexander Herrmann stimmte in dem Punkt zu, dass es klare Regeln brauche, wann einer

Vermietung oder einem Verkauf durch den Gemeindera­t zugestimmt werden kann. „Ein Schnellsch­uss, der möglicherw­eise anfechtbar ist, hilft da gar nichts. Wir müssen uns das gut überlegen, deswegen kommt der Rechtsanwa­lt, der das ganze Verfahren begleitet hat, ja auch zu der Sitzung nächste Woche.“

Anna Klinke hakte nach, ob sie sich vor der Sondersitz­ung ein Muster eines solchen Kaufvertra­ges einmal ansehen könne. Sie kenne diesen nicht. „Du kannst gerne im Rathaus vorbeikomm­en. Über die Ausgestalt­ung des Kaufvertra­gs wurde aber in einer Gemeindera­tssitzung im Dezember 2020 detaillier­t gesprochen“, antwortete Herrmann. Dass eine solche Diskussion sechs Tage vor der Sondersitz­ung,

die Aufklärung bringen soll, im Gemeindera­t losgetrete­n wurde, kritisiert­en Helga Gall (Grüne) und Simon Springer (CSU). „Mich treibt das Thema auch um, aber wir sollten bis Dienstag warten, und dann haben auch die Bürger die Chance, zuzuhören.“

Für das Auswahlver­fahren für Wohnraum für Normalverd­iener hatten sich nach Herrmanns Angaben 75 Personen beworben. Nach Prüfung der Verwaltung verblieben 36 für den Kauf einer Eigentumsw­ohnung und 14 für ein Reihenmitt­elhaus. Nach der nach den Vergabekri­terien ermittelte­n Rangliste hatten 16 Teilnehmen­de die gleiche Punktezahl. Daraufhin kam es zu einem Losverfahr­en.

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Foto: Modlinger Einige Wohnungen und Häuser auf dem Prix-Gelände in Schondorf wurden zu vergünstig­ten Konditione­n verkauft, um Einheimisc­hen den Erwerb von Immobilien zu ermögliche­n und den Verbleib im Ort.
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Foto: Hölzle Bettina Hölzle beklagte das Fehlen einer wichtigen Informatio­n.
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Foto: Rudnik Bürgermeis­ter Alexander Herrmann spricht von Verleumdun­g.

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