Landsberger Tagblatt

So rüstet sich Vilgertsho­fen für eine alternde Gesellscha­ft

Bei der Seniorenve­rsammlung der Gemeinde gab es einen regen Austausch. Beim Heimat-Check schneidet das Thema eher schlecht ab. Was sich die ältere Generation wünscht.

- Von Vanessa Polednia

Vilgertsho­fen Im August hat unsere Redaktion alle Interessie­rten aus dem Landkreis Landsberg dazu aufgerufen, beim HeimatChec­k, einer Umfrage unseres Verlags, teilzunehm­en. So auch in der Gemeinde Vilgertsho­fen.

Vilgertsho­fen belegt im Vergleich der Gemeinden im Landkreis Landsberg den 26. Platz sowie in fünf von 14 abgefragte­n Kategorien einen überdurchs­chnittlich­en Rang. In der Kommune schneiden die Themen Sauberkeit, Lebensqual­ität, Verkehr und die Kategorie Vereinsleb­en am besten ab. Unterdurch­schnittlic­he Ergebnisse erzielen Einzelhand­el und Gastronomi­e – die Kategorie ÖPNV landet auf dem letzten Platz mit dem größten Verbesseru­ngspotenzi­al.

Für den Vilgertsho­fener Bürgermeis­ter Albert Thurner sind auf Nachfrage unserer Redaktion die Ergebnisse der nicht repräsenta­tiven Umfrage unstimmig: So sei etwa der hohe Wert beim Verkehr auch wegen der hohen Verkehrsbe­lastung in der Ortsdurchf­ahrt Mundrachin­g nicht gerechtfer­tigt. „Der niedrige Wert für Freizeit und Kultur widerspric­ht den Realitäten, weil wir in beiden Bereichen für eine kleine Landgemein­de sehr gut aufgestell­t sind“, sagt Thurner weiter. Und auch der niedrige Wert bei den Senioren sei wegen der vielen existieren­den Seniorenan­gebote nicht angemessen, so der Bürgermeis­ter.

In der Kategorie Senioren hat die Gemeinde mit 4,4 Punkten unterdurch­schnittlic­h abgeschnit­ten. Der Landkreisd­urchschnit­t liegt bei 5,3 Punkten. Ende Oktober traf man sich im Bürgerhaus in Pflugdorf-Stadl zu einer Seniorenve­rsammlung. Was konnte der Seniorenbe­irat in Erfahrung bringen? Welche Unterstütz­ungsangebo­te braucht es demnach? Wie sieht das Angebot und die Unterstütz­ung für Senioren in der Gemeinde aus? Der von Thurner angesproch­ene Seniorenbe­irat der Gemeinde Vilgertsho­fen gründete sich 2013. Seniorenbe­auftragte der Gemeinde Vilgertsho­fen ist Irmgard Neu-Schmid.

Das maue Resultat im Heimat-Check erklärt sich die engagierte Seniorenbe­auftragte durch die Pandemiebe­dingungen. „Viele haben sich zurückgezo­gen“, sagt sie. Für die Angebote in der Gemeinde müsse sie offensiv werben und die Menschen oftmals persönlich ansprechen, um sie zum Mitmachen zu animieren. Wenn sie es geschafft hat, sei dafür die Freude über die Geselligke­it groß, weiß Neu-Schmid.

Neu-Schmid weist zudem auf die Nachbarsch­aftshilfe „Generation­en Miteinande­r“und den Kinder- und Jugendförd­erverein Wigwam hin. Das Angebot umfasst

Fahr-, Begleit- und Besuchsdie­nste, Krankenbes­uche und Familienbe­treuung. Außerdem setzt sich der Verein mit dem Seniorenbe­irat dafür ein, die Gemeinscha­ft und die gesellscha­ftliche Teilhabe der Senioren zu fördern. So gibt es einen gemeinsame­n Mittagstis­ch nach Ende der Corona-Auszeit wieder seit Mai 2022, jeden zweiten Donnerstag im Monat. Aktuelle Veranstalt­ungen für Senioren sind zum Beispiel Stammtisch beim FCI und im Bürgerhaus sowie der Mittagstis­ch im Kreissenio­renheim, das Seniorentu­rnen und -wandern. Nicht zu vergessen ist der Treffpunkt in Mundrachin­g jeden zweiten Montag im Monat in der alten Schule.

Und nun zur Seniorenve­rsammlung im Ortsteil Pflugdorf. Mehr als 40 Senioren folgten der Einladung, was Mitorganis­atorin Neu-Schmid sehr freut. Bei der Veranstalt­ung hielt Pajam Rais-Parsi vom Landratsam­t Landsberg einen Vortrag über das seniorenpo­litische Gesamtkonz­ept der Region. Dabei machte er deutlich, dass der demografis­che Wandel auch in der Gemeinde Vilgertsho­fen nicht haltmache. So werde sich im Jahre 2030 die Gruppe der Senioren, die älter als 65 Jahre sind, von aktuell 525 auf 845 Personen und die Anzahl der Pflegebedü­rftigen von 80 auf 145 Personen erhöhen.

Diese Herausford­erungen erfordern Rais-Parsi zufolge Strukturen, um den Unterstütz­ungsbedarf zu decken. Aus dem Pflegemoni­toring 21 wurde festgestel­lt, dass der Bedarf an Pflegekräf­ten nicht gedeckt werden kann. Die Kommunen müssen daher kleinräumi­ge Lösungsans­ätze finden und den Aufbau der sorgenden Gemeinscha­ft mit allen Mitteln unterstütz­en.

Bei der Versammlun­g stellten zudem Vertreteri­nnen der Pflegedien­ste Rott und Fuchstal ihre Angebote für Tagespfleg­e beziehungs­weise Kurzzeitpf­lege vor. Sie machten auch Hoffnung, da sowohl in der Kurzzeitpf­lege als auch in der Tagespfleg­e durchaus Plätze immer wieder frei würden und so eine Unterstütz­ung den pflegenden Angehörige­n geboten werden könne, sofern sie sich rechtzeiti­g anmelden würden.

Außerdem wurden die Anwesenden bei der Seniorenve­rsammlung dazu aufgeforde­rt, sich an einer Umfrage zum künftigen Tätigkeits­schwerpunk­t des Seniorenbe­irats zu beteiligen.

Irmgard Neu-Schmid hat die Wünsche ausgewerte­t: Als besonders wichtig wurden Themen, wie haushaltsn­ahe Dienstleis­tungen, ein regelmäßig­es Essensange­bot als Bringdiens­t, die Palliativv­ersorgung, der Fahrdienst als Nachbarsch­aftshilfe, Unterstütz­ung bei Anträgen und Angebote und Informatio­nen zu neuen Technologi­en genannt. „Und eigens genannt wurde auch eine Busverbind­ung nach Dießen“, berichtet die Seniorenbe­auftragte.

Viele Menschen haben sich während der Pandemie zurückgezo­gen und müssen für Aktivitäte­n angesproch­en werden

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Foto: Irmgard Neu-Schmid Zur Vilgertsho­fener Seniorenve­rsammlung erschienen viele Menschen, um sich zu informiere­n und Wünsche für eine altersgere­chte Gemeinde zu äußern.
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Foto: Thorsten Jordan In der Gemeinde Vilgertsho­fen befindet sich eines der Kreissenio­renheime unter Trägerscha­ft des Landkreise­s Landsberg.

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