Landsberger Tagblatt

Gruppe B Insel-Derby in der Wüste

England ist Favorit auf das Weiterkomm­en. Das Duell mit Wales ist wohl entscheide­nd für die Stimmung.

- Von Lukas von Hoyer

Die Gruppe B hat etwas zu bieten, was nicht viele WM-Gruppen jemals von sich behaupten konnten: ein echtes Derby. Wales fordert England zum Insel-Duell in der Wüste.

England

„It’s coming home“, hatten die englischen Fans während der EM 2021 aus vollen Kehlen gesungen. Letztlich kam er nicht „nach Hause“, der Pokal, den der Europameis­ter für seinen Triumph erhält. Stattdesse­n stemmten ihn die Italiener in den Londoner Nachthimme­l, qualifizie­ren konnten sie sich für die WM 2022 allerdings nicht. Englands Fußballer warten also weiter sehnsüchti­g auf einen großen Titel. Weit über 50 Jahre ist ein solcher nun her. Den einzigen Titel konnte England 1966 bei der Heim-WM holen – Wembley-Tor und so. In Katar soll es nun endlich mit dem zweiten großen Triumph der Nation klappen, die sich gern das Mutterland des Fußballs nennt. Die Voraussetz­ungen dafür sind gut. Die Nationalma­nnschaft stellt eine Auswahl gespickt mit Weltklasse­spielern dar. Die meisten verdienen ihr Geld in der heimischen Premier League, die als stärkste Liga der Welt gilt. Die englische Nationalma­nnschaft hat viel Talent in den eigenen Reihen, verfügt mittlerwei­le aber auch über eine ganze Menge Erfahrung. König der Three Lions ist Stürmersta­r Harry Kane. In der Gruppenpha­se sollte England noch keine Probleme bekommen. Vor allem gegen Wales sollte nichts schief gehen, ansonsten würde es in der Heimat schnell unruhig werden.

Wales

Die Drachen aus Wales sorgen sportlich in der Regel mit ihrer Rugby-Mannschaft für Furore, doch auch die Fußballer konnten in den letzten Jahren für Begeisteru­ng im Westen Großbritan­niens sorgen. Bei der EM 2016 erreichten sie völlig überrasche­nd das Halbfinale, 2021 immerhin das Achtelfina­le. Die Teilnahme an der WM ist hingegen etwas fast gänzlich Neues, die bisher einzige WM-Teilnahme von Wales geht auf das Jahr 1958 zurück. Das Achtelfina­le erscheint möglich. Dabei kommt es wohl vor allem auf die Verfassung von Gareth Bale an, dem Star der Drachen. Der Offensivsp­ieler ist zwar nicht mehr auf

Top-Niveau vergangene­r Jahre und verdient sein Geld mittlerwei­le in den USA bei Los Angeles FC. Für die Nationalma­nnschaft läuft der 33-Jährige aber gerne zu Höchstleis­tungen auf. „Wales, Golf, Madrid“ist eine fast schon legendäre Phrase geworden, als Bale der Nationalma­nnschaft einiges unterordne­te – und wohl auch lieber auf dem Golfplatz stand, als auf dem Rasen des Estadio Santiago Bernabéu.

USA

Bei den US-Boys ist die Ausgangsla­ge deutlich schwierige­r als in Wales. Mit American Football, Basketball, Baseball und Eishockey ist die Konkurrenz groß, doch das runde Leder gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das liegt auch daran, dass die USA über eine erfrischen­de und teils spektakulä­r spielende Nationalma­nnschaft verfügen. Große Talente wie Christian Pulisic vom FC Chelsea, Weston McKennie von Juventus Turin und Giovanni Reyna von Borussia Dortmund haben eine große Strahlkraf­t und animieren viele Kinder, auch mal gegen einen Ball zu treten, der keine Eierform hat, wie es beim Football der Fall ist. Ricardo Pepi, der beim FC Augsburg unter Vertrag steht und ist bis zum Saisonende an den FC Groningen ausgeliehe­n ist, steht überrasche­nd nicht im Kader der US-Boys. 2026 wird die WMEndrunde in den USA, Kanada und Mexiko ausgetrage­n. Was viele nicht wissen: Fußball hat in den USA Tradition. Bei der ersten Weltmeiste­rschaft 1930 kamen die USBoys bis ins Halbfinale. So weit ging es danach bei keiner WM mehr, doch die USA konnten immer wieder Achtungser­folge wie das Viertelfin­ale 2002 in Japan und Südkorea verbuchen.

Der Iran will auch ein Wörtchen mitreden, wenn es um die K. o.-Runde bei der WM 2022 geht. Für die letzten Weltmeiste­rschaften konnte sich die „Team Melli“genannte Mannschaft immer wieder qualifizie­ren, nach der Gruppenpha­se war das Turnier aber stets vorbei. Auch in Katar stellen die Iraner den großen Außenseite­r der Gruppe B dar. Wenige Spieler sind unter Top-Niveau in Europa aktiv. Die größten Hoffnungen liegen im Sturm. Mehdi Taremi vom FC Porto soll für die Tore sorgen. Selbiges gilt für Sardar Azmoun von Bayer Leverkusen.

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Foto: Mike Egerton, dpa Gareth Southgate steht in England massiv unter Druck.

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