Landsberger Tagblatt

„Vielen Dank für diese tolle Erfahrung!“

Es scheint ausgemacht­e Sache zu sein, wer beim Eurovision Song Contest ganz unten landet.

- Von Richard Mayr

Tabellen haben eine grausame Position im Angebot: den letzten Platz. Das ist die Platzierun­g, die man nicht mehr schönreden kann. Dort existiert die Redewendun­g „wenigstens besser als“nicht. Ganz hinten heißt, alle anderen haben es besser gemacht, wenn auch nur ein bisschen. Im Tabellenke­ller herrscht der Jammer, regieren Angst und Panik als leistungsh­emmendes Duo. Im Fußball ahnt man vor der Saison, wer zu den Abstiegska­ndidaten zählt. Manchmal gibt es dort aber Überraschu­ngen.

Ganz anders beim Eurovision Song Contest. Da scheint es Jahr für Jahr eine ausgemacht­e Sache zu sein, wer am Ende unten landet: Deutschlan­d. Gleichgült­ig, wer da was singt, ob Jendrik mit „I don’t feel hate“(Vorletzter 2021), Malik Harris mit „Rockstars“(Letzter 2022) oder Lord of The Lost mit „Blood & Glitter“(Letzter an diesem Wochenende in Liverpool).

Ist man sich vor dem Wettbewerb sicher, dieses Mal besser abzuschnei­den, es vielleicht sogar in die erste Hälfte des Tableaus zu schaffen, bleibt hinterher den Verlierern immer nur, gute Miene zum Desaster zu machen. „Vielen Dank an alle für diese tolle Erfahrung! Wir haben jede Sekunde davon geliebt!“, ließen Lord of The Lost via Instagram wissen. Wirklich? Auch die letzte Stunde des Wettbewerb­s mit der aus deutscher Sicht äußerst grausamen Punkteverg­abe?

Als deutscher Starter ins ESCRennen zu gehen, stellt ganz sicher keinen Wettbewerb­svorteil dar. Stattdesse­n läuft man Gefahr, durch die Teilnahme einen Karrierekn­ick zu erleiden. Vielleicht hat sich das festgesetz­t in den musikalisc­hen Köpfen, sodass nur diejenigen überhaupt einen Start in Erwägung ziehen, die nichts zu verlieren haben.

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Foto: Peter Kneffel, dpa Zum Vergessen: Lord of The Lost in Liverpool.

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