Heimatverein: Viele Ehrungen und Neuanfang
Nach dem Tod des langjährigen Vorsitzenden Thomas Raff stehen beim Heimatverein Dießen die Zeichen auf Veränderung. Wie der Verein künftig Kunst und Kultur pflegen will.
Nach der Corona-Pause und nach dem Tod des langjährigen Vorsitzenden Dr. Thomas Raff im Oktober 2022 sieht sich der neue Vorstand des Heimatvereins ein Jahr nach seiner Wahl an einem Neuanfang. „Reset“war deshalb auch das Motto der Mitgliederversammlung: Neue Formate werden ausprobiert, Bewährtes wird überarbeitet und neue Fördermöglichkeiten sollen erprobt werden, um gemäß der Vereinssatzung weiterhin Kunst, Kultur und Eigenleben des Marktes Dießen zu pflegen und zu fördern. Über eine Neuerung wurde bereits berichtet: Das „Haus des Jahres 2023“ist – anders als gewohnt – kein sanierter Altbau, sondern ein innovativer Neubau.
292 Mitglieder zählt der Heimatverein aktuell, 36 von ihnen und zahlreiche Gäste waren zur Jahresversammlung im Wirtshaus am Kirchsteig gekommen. Vorsitzender Matthias Rodach informierte zunächst über die Auflösung des Fundus im Taubenturm. Die Auflösung dieser Sammlung, die einst als Grundstock für ein Heimatmuseum vorgesehen war, sei ihm von seinem Vorgänger aufgetragen worden, berichtete Rodach. „Wir haben es geschafft, die meisten Dinge gut unterzubringen. Viele Stücke werden restauriert, viele werden nun so verwahrt, dass sie der Nachwelt erhalten bleiben können, und viele werden auch zur Schau gestellt, sodass sie auch betrachtet werden können.“
Einen Ausblick auf die bevorstehenden Aktivitäten des Vereins gewährten die Referentinnen Katharina Andress (Ausstellungen), Katalin Fischer (Theater), Annette Rießner (Musik), Nue Ammann (Literatur) und Julia Rieß (Weihnachtsmarkt): Die Ausstellungssaison im Taubenturm startet wieder zeitgleich mit dem Töpfermarkt. Ab Donnerstag, 18. Mai, 19 Uhr, zeigt einer der bekanntesten Keramikkünstler Deutschlands, Johannes Nagel, seine Arbeiten. Ein weiterer Ausstellungshöhepunkt dürfte die Schau von Nelly Stein und Elena Carr werden, zwei jungen Künstlerinnen aus München. „Ich glaube, das wird sehr experimentell“, so Andress.
Sie erinnerte auch an das Faschingsfest des Heimatvereins, das heuer erstmals am Rosenmontag in der Freien Kunstanstalt stattfand. Damit knüpfte der Heimatverein
nach vielen Jahren an die alte Tradition der Dießener Künstlerfeste mit prächtigen Kulissen, großartigen Kostümen und künstlerischen Einlagen an. Auch für 2024 sei wieder ein Rosenmontagsfest geplant.
Die Regisseurin und Autorin Katalin Fischer möchte Dettenschwang im November wieder mit kreativen Aktionen strahlen lassen. Für 2024 kündigte sie außerdem ein Passionsspiel im Marienmünster mit musikalischer Unterstützung des Organisten und Chorleiters Stefan Ronkov an. Für ihre Theaterproduktionen sucht Fischer zudem eine neue Spielstätte.
„Unsere alte, eine Scheune in Windach, wird leider abgerissen.“
Die Verflechtung von Kulturinstitutionen wie die Freie Kunstanstalt, Schacky-Park, Augustinum und Heimatverein habe beim ersten „Dießener Klangspaziergang“einmal mehr hervorragend funktioniert, freute sich Annette Rießner, die auch eine Wiederholung im nächsten Jahr ankündigte. Geplant sei am 17. Juni überdies ein Mittsommernachtsfest im Schacky-Park.
Der Weihnachtsmarkt im Klosterhof sei aus Dießen längst nicht mehr wegzudenken, freute sich Julia Rieß. „Wir haben die Öffnungszeiten
etwas nach hinten verschoben und die Aussteller mit einem neuen Lichtkonzept beglückt.“Schade sei, dass Walter Spensberger mit seiner Feldschmiede nicht mehr dabei sein könne. 2023 soll es einen Ersatz geben: „Wir sind im Gespräch mit einer anderen Schmiede und die Zinngießerei Schweizer hat Ambitionen, ihr Handwerk zu präsentieren.“Der Weihnachtsmarkt 2022 habe 10.000 Euro in die Vereinskasse gespült, so Rieß, „und die Aussteller haben alle sehr gut verkauft.“
Nue Ammann kündigte eine Lesung des portugiesischen Schriftstellers Manuel Jorge Marmelo an. 2022 war Marmelo Stipendiat des Künstlerhauses Villa Alberta in Feldafing. „Marmelos nächster Romanheld wird aus Dießen kommen“, kündigte Ammann an, die auch die „Muntre Tuba 2023“vorstellte. „In unserer Zeitschrift steht alles, was man über den Heimatverein wissen sollte“, sagte sie.
Ausführlich diskutiert und mehrheitlich beschlossen wurde
Zum Töpfermarkt startet die Ausstellungssaison
Vorstandsmitglieder erhalten eine Aufwandspauschale
eine Satzungsänderung, wonach zukünftig jedes Vorstandsmitglied für besondere Leistungen eine Vergütung in Form einer „Ehrenamtspauschale“bis zur Höhe des steuerlichen Freibetrags von 840 Euro jährlich erhalten kann. Diese Praxis, so Rodach, sei in zahlreichen Vereinen üblich. Die Idee sei, die Ehrenamtspauschale im Förderantrag in Rechnung zu stellen, um sie dann, nach Auszahlung, wieder an den Verein zu spenden.
Angesprochen wurde auch eine Positionierung des Vorstandes zu Themen des öffentlichen Interesses. Im vergangenen Jahr habe es diesbezüglich mehrere Anfragen an den Heimatverein gegeben. Angedacht ist in solchen Situationen nun die Veröffentlichung einer Stellungnahme des Vorstands auf der Homepage des Vereins.