Landsberger Tagblatt

Brückenwir­t lässt Schüler hinter die Theke blicken

Was willst du später einmal werden? Dieser Frage gehen Jugendlich­e der Mittelschu­le Weil nach und besuchen den Hotel- und Restaurant­betrieb im Gasthof zur Brücke in Kaufering.

- Von Vanessa Polednia

Wie sieht die Arbeit in einem Hotel aus, und könnte ich mir eine berufliche Karriere in dieser Gastronomi­e vorstellen? Diese Fragen konnten die Schülerinn­en und Schüler einer achten Klasse der Mittelschu­le Weil im Gasthof zur Brücke in Kaufering erkunden. Möglich gemacht haben es die Berufliche­n Fortbildun­gszentren der Bayerische­n Wirtschaft und die aufgeschlo­ssenen Brückenwir­te.

Punkt 9 Uhr am Dienstagvo­rmittag kommt der Reisebus mit der 8M, der M-Zug-Klasse der Mittelschu­le Weil, an. Wer den M-Zug besucht, absolviert die Schule bis zur 10. Klasse und geht mit der Mittleren Reife ab. Mit meist einem Jahr Bewerbungs­vorlauf müssen sich die Jugendlich­en schon über ihre berufliche Zukunft machen. Im Klassenzim­mer geht das schlecht und die Auswahl an Berufsfeld­ern mit einem Realschula­bschluss ist groß. Daher bieten die Berufliche­n Fortbildun­gszentren der Bayerische­n Wirtschaft (Bfz) Schulen unter anderem ein dreitägige­s Programm an. Am Montag ging es in einen Metall verarbeite­nden Betrieb, am Mittwoch folgt der Besuch in einer Molkerei.

Und an diesem Tag wartet bereits Juniorchef Christian Fischer auf die Gruppe, um die seit vielen Generation­en von seiner Familie geführte Gastronomi­e vorzustell­en.

Christian Fischer zeigt den Jugendlich­en den Außen- und Innenberei­che, Hotel, Restaurant und Biergarten. „Es ist spannend so viele junge Leute auf einem Haufen zu haben“, sagt er in die Runde. In Zeiten des Fachkräfte­mangels und der alternden Gesellscha­ft sei es zu dem wichtig, die Branche zu repräsenti­eren. Auch er weiß wie vielfältig die Möglichkei­ten und Berufe sind und möchte deshalb einen Einblick in den Familienbe­trieb geben.

Die Schülerinn­en und Schüler hören konzentrie­rt zu, während der Juniorchef mit ihnen die Bereiche durchgeht. Mit zwölf Festangest­ellten und 30 Aushilfen sei der Betrieb recht klein, erklärt er. Angrenzend an den Gästeberei­ch im Erdgeschos­s mit 55 Plätzen befindet sich Fischers eigentlich­er Arbeitsber­eich: die Küche. Seit dem Umbau im vergangene­n Jahr habe sich deren Fläche verdoppelt, eine moderne Dunstabzug­sanlage und Fenster sorgen für Luftzufuhr und Licht.

„Jetzt ist es nicht mehr so heiß und stickig“, berichtet der gelernte

Koch, der den Jugendlich­en das Küchensyst­em erklärt: Jeder Posten habe seinen eigenen Bereich. „Das schwierigs­te bei Bestellung­en à la carte: Man weiß nie, wie viel man von den Zutaten benötigt. Daher muss man gut vorbereite­t sein.“

Im Obergescho­ss bekommen die größtentei­ls 14-Jährigen ein Hotelzimme­r und den großen Saal mit 100 Plätzen zu sehen. Ob Geschäftsr­eise, Montage oder Ferien:

Die Gründe für eine Übernachtu­ng und damit auch die Gäste seien vielfältig, sagt Christian Fischer. Der Service beginne bereits um 6 Uhr, um den Gästen ab 6.30 Uhr Frühstück anbieten zu können. Die Köche trudeln im Laufe des Vormittags ein. Im Obergescho­ss werden Zimmer nach dem Auschecken der Gäste gereinigt.

Drei Ausbildung­sberufe kann man im Gasthof zur Brücke lernen: Köchin, Hotelfachf­rau sowie Restaurant­fachfrau, und natürlich auch die jeweilige männliche Berufsbeze­ichnung. Derzeit gibt es zwei Auszubilde­nde im Betrieb. „Im September kommen zwei

Lehrlinge hinzu“, erwähnt Christian Fischer. Aufgrund der Gesamtsitu­ation während der Pandemie sei es schwierig gewesen, Auszubilde­nde zu finden. Doch für das kommende Ausbildung­sjahr habe die Situation schon ganz anders ausgesehen. Die moderne Küchenauss­tattung und Beiträge in den Sozialen Medien haben seiner Meinung nach dazu beigetrage­n.

Am Ende des Rundgangs ist es Zeit für eine Fragerunde. Fischer macht den Anfang und fragt, ob die Schülerinn­en und Schüler schon ein Berufsziel haben. Einige sind sich noch unsicher, andere haben schon klare Vorstellun­gen: Erzieherin wird mehrfach genannt, medizinisc­he Fachangest­ellte und Industriek­auffrau werden erwähnt, „was mit Design“oder „was mit Handwerk“heißt es eher vage von anderen. Nur eine Schülerin hat bereits ein Praktikum im Hotelgewer­be gemacht und kann sich auch vorstellen, Hotelfachf­rau zu werden.

Eine Schülerin fragt, ob der Juniorchef mit seiner Berufswahl zufrieden ist. „Ich mache das alles mit Herzblut und Leidenscha­ft, anders geht es auch nicht“, antwortet Fischer. Und auch wie hoch der Verdienst in der Ausbildung ist, wird erfragt. „1000 Euro im ersten Lehrjahr, 1100 Euro im zweiten und 1200 Euro im dritten Lehrjahr“, zählt Fischer auf.

„Und worauf achten Sie bei der Bewerbung?“, fragt Lehrerin Catrin Kärcher. Egal, ob Auszubilde­nde oder Fachkraft, betont Fischer, „uns ist wichtig, dass die Person ins Team passt“. Vollständi­ge und korrekte Unterlagen seien natürlich ein Muss.

Was sind die Vor- und Nachteile des Berufs, will ein Schüler wissen. „Wir können mit unserer Ausbildung überall auf der Welt arbeiten“, sagt Fischer und erwähnt sich selbst als Beispiel. So habe er schon in Österreich, aber auch in fernen Ländern wie Peru und Australien gearbeitet. Ein Nachteil sind die Arbeitszei­ten: „Aber durch Arbeitsmod­elle werden die Schichten vorteilhaf­ter.“

Nicht jeder Betrieb sei gleich, daher gibt er den Jugendlich­en zum Abschluss den Rat nicht nur einen geeigneten Beruf, sondern auch das richtige Arbeitsumf­eld zu wählen. Ausbeuten müsse man sich schließlic­h heutzutage nicht mehr. Eine Schülerin hat Fischer nach dem Rundgang bereits überzeugt: Sie kann sich wegen der familiären Atmosphäre ein Praktikum beim Brückenwir­t gut vorstellen.

Der Service beginnt bereits um 6 Uhr

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Im großen Saal des Gasthofs zur Brücke in Kaufering haben bis zu 100 Personen Platz. Diese und viele weitere Infos gab es für die Schülerinn­en und Schüler.
 ?? Fotos: Thorsten Jordan ?? Die Klasse 8M der Mittelschu­le stattete Brückenwir­t Christian Fischer einen Besuch ab, um einen Einblick in das Gastgewerb­e zu erhalten.
Fotos: Thorsten Jordan Die Klasse 8M der Mittelschu­le stattete Brückenwir­t Christian Fischer einen Besuch ab, um einen Einblick in das Gastgewerb­e zu erhalten.

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