Missbrauchsbetroffene treffen den Papst
Franziskus hatte besonderen Besuch aus Deutschland: Betroffene von sexuellen Übergriffen in der Kirche waren von München nach Rom geradelt, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Sie brachten auch eine Forderung mit.
Betroffene von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche haben Papst Franziskus im Vatikan getroffen. Nach der traditionellen Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz habe die Gruppe, die zuvor mit dem Fahrrad von München aus nach Rom gepilgert war, dem Oberhaupt der katholischen Kirche eine Herzskulptur eines Münchner Künstlers und einen Brief überreicht, hieß es in einer Mitteilung des Erzbistums München. Die Betroffenen kommen dem Papst „mit offenen und zugleich verwundeten Herzen“entgegen, wie es weiter hieß.
Die Gruppe forderte den Pontifex in ihrem Brief dazu auf, alles zu tun, „dass in alle Winkel der Weltkirche hinein das Thema sexueller wie spiritueller Missbrauch gesehen, aufgearbeitet und durch entsprechende Präventionsmaßnahmen unterbunden wird“. Aus Sicht
der Betroffenen brauche es weiterhin ein starkes und klares Engagement aller Verantwortungsträger. Franziskus solle ein klares Zeichen gegenüber Tätern und Bischöfen setzen, die ihrer Verantwortung
nicht nachgekommen seien. Wie auf Fotos zu sehen war, nahm der Pontifex die Skulptur an und unterhielt sich kurz mit der Gruppe.
Die Gruppe machte sich vor gut einer Woche mit dem Fahrrad von
München aus zu einer Tour unter dem Motto „Wir brechen auf! Kirche, bist du dabei?“auf den Weg nach Rom. Am Dienstag kamen sie dort an. Zuvor trafen sie sich an verschiedenen Stationen ihrer Reise
mit kirchlichen und staatlichen Vertretern, etwa in Bozen in Südtirol, wo auch der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx war. Marx bedankte sich dort für „den Dienst, den Sie damit der Kirche und der Gesellschaft erweisen“.
Die Initiative Sauerteig und Betroffene klerikalen Missbrauchs forderten indes die Politik auf, das Thema auf die Tagesordnung der Justizministerkonferenz am 25. und 26. Mai in Berlin zu setzen und eine unabhängige Aufklärungskommission einzurichten. „Der Staat und nicht die Kirche muss den jahrzehntelangen systematischen Missbrauch in der katholischen Kirche aufklären! Wegschauen ist Beihilfe!“– so ein Appell, der sich auch an Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) richtete. „Wir können nicht nachvollziehen, warum dieses wichtige Thema bisher keine Erwähnung findet.“(dpa)