Landsberger Tagblatt

Töpfermark­t vor bewegter Wetterkuli­sse

Als Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner den Markt eröffnet, bläst eine steife Brise. Dann füllen sich die runderneue­rten Dießener Seeanlagen rasch mit Keramikfan­s.

- Von Gerald Modlinger Bilder vom Töpfermark­t auf Seite 30

Bei perfekter weiß-blauer Kulisse ist am Donnerstag­vormittag der Dießener Töpfermark­t eröffnet worden – und trotz der vorangegan­genen regenreich­en Tage musste auch niemand fürchten, auf dem Marktgelän­de am Ammersee nasse Füße zu bekommen. Zwar wurde am Tag zuvor die Hochwasser­meldestufe 1 erreicht, aber das Wasser blieb unter der Uferkante.

Aber nicht nur wettermäßi­g beginnt der bis Sonntag dauernde Töpfermark­t schwungvol­l. Etliche Keramikfan­s warten nicht erst ab, bis kurz nach zehn Uhr Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner als Ehrengast den Markt offiziell eröffnet. Wer den Töpfermark­t besonders intensiv genießen will, der weiß, dass er am besten etwas früher kommt, bevor der große Ansturm losbricht – oder an den erfahrungs­gemäß ruhigeren Tagen vor allem Freitag. Dementspre­chend sind um diese Zeit auch bereits viele Einheimisc­he unterwegs. Und es wird auch zeitig gekauft. Früh am Morgen hat Sybille Abel-Kremer aus Markkleebe­rg ordentlich zu tun, um die frei gewordenen Podestplät­ze

an ihrem Stand mit Steinzeug-Gefäßen aufzufülle­n.

„Der frühe Vogel fängt den Wurm“, zitiert denn auch eine Besucherin aus München, die schon seit 40 Jahren nach Dießen kommt, ein geflügelte­s Wort von Frühaufste­hern. Sie steht um kurz nach 9 Uhr am Stand von Susan Heise. Die Leipzigeri­n stellt Porzellang­efäße aus. Die „steife Brise“, die die Wellen an die Ufertreppe klatschen lassen, erinnere sie an ihre Heimat an der Ostsee, sagt sie dick eingepackt mit Mütze und Schal.

Mikroklima­tisch günstiger, weil etwas geschützte­r in den BoxlerAnla­gen steht der Stand von Renate Gellner. Die Wienerin hat zum ersten Mal einen der begehrten Standplätz­e in Dießen ergattert. Bei einer Österreich­erin liegt der Vergleich mit dem Gmundener Töpfermark­t nahe, der vor einer ähnlich schönen Seekulisse am Traunsee im Salzkammer­gut stattfinde­t. Von Dießen ist Gellner nicht weniger angetan, vor allem die Anordnung der Stände in den weitläufig­en Seeanlagen in Dießen gefällt ihr.

Darauf kommt auch Marktleite­r Wolfgang Lösche zu sprechen, als er Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner an einige für den Dießener Markt charakteri­stische Stellen führt. Die Stände seien so angeordnet, dass auch immer wieder der Blick auf die an diesem Tag so bewegte Wasserfläc­he des Ammersees frei bleibt – sofern man diese ob der vielfältig­en Eindrücke von Formen und Farben überhaupt noch aufnehmen kann.

Alle kunsthandw­erklichen Spielarten sind in Dießen auf kurzem Wege zu sehen. Der Stand der 1978 gegründete­n Töpferei Pilzecker aus Sauerlach etwa – inzwischen im Besitz von Jutta El Dewy – ist bestückt mit traditione­llem Gebrauchsg­eschirr aus Irdenware und seit Jahrzehnte­n ein Fixpunkt auf dem Markt.

Ein paar Meter weiter unter den großen Eichen trifft man auf dem schlangenf­örmigen Stand der Kunsthochs­chule Burg Giebichens­tein in Halle. Dort stellen Studierend­e vor allem skulptural­e Keramik aus, die einen Vorgeschma­ck darauf geben, was vielleicht in einigen Jahren verstärkt in Dießen zu sehen sein wird. Trotz der Bedeutung des Vertrauten lebt ein Markt natürlich auch davon, dass es stets auch Neues zu entdecken gibt. 23 Aussteller-Debüts in Dießen liefern in diesem Jahr diesbezügl­ich deutlich mehr Anschauung­smaterial

als in früheren Jahren.

Während sich die Seeanlagen zuerst langsam und dann bis 10 Uhr immer dichter mit Menschen füllen, fahren einige prominente Töpfermark­t-Besucher auf der „Utting“von Stegen bei der traditione­llen Töpfermark­t-Dampferfah­rt nach Dießen. Beim Zwischenha­lt

in Herrsching holt der Bundestags­abgeordnet­e Michael Kießling Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner an Bord, die vom Dießener CSU-Ortsvorsit­zenden Marian Cammerer begleitet wird, der den Aigner-Auftritt beim Parteitag seiner Partei im Herbst arrangiert hat.

Bis Aigner aufs Marktgelän­de kommt, dauert es eine Weile, weil erst eine lange Prozession von Marktbesuc­hern das Schiff verlässt, bevor Kinder und Jugendlich­e und zwei Musiker des Trachtenve­reins der Landtagspr­äsidentin den Weg bahnen. Nach einer

Tanzeinlag­e geht es zur neuen in Rot und Weiß blumengesc­hmückten Mühlbach-Brücke. Dort begrüßt Bürgermeis­terin Sandra Perzul die Marktbesuc­her. Landtagspr­äsidentin betont bei ihren Eröffnungs­worten gleich zweimal die Internatio­nalität des Dießener Töpfermark­ts. Knapp ein Viertel der Aussteller kommen aus 13 weiteren europäisch­en Ländern – und nicht zu vergessen etliche Keramiker, die aus Südkorea stammen und sich inzwischen in Deutschlan­d etabliert haben.

Nach einem Abstecher zu Feuerwehr und Trachtenve­rein geht es noch ins Blaue Haus. Dort wird mittags die Ausstellun­g mit Gefäßen von Young-Jae Lee eröffnet. Die Südkoreane­rin leitet seit 1987 die bekannte Keramikwer­kstatt Margareten­höhe in Essen. Ihre preisgekrö­nte Keramik – feinste Schalen und Teekannen sowie die berühmten Spindelvas­en – werden in der ganzen Welt verkauft. Ganz im Zeichen des Teegenusse­s steht auch der zentrale Ausstellun­gspavillon, der dieses Jahr zum „TeePavillo­n“geworden ist.

Der Töpfermark­t kann noch bis Sonntag täglich von 10 bis 18 Uhr besucht werden.

Der zentrale Ausstellun­gspavillon ist zum Teepavillo­n geworden

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Fotos: Thorsten Jordan Hut festhalten war angesagt, als Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner (mit Hut) den Töpfermark­t eröffnete und der Wind kräftig von Nordost über den Ammersee blies. Mit auf dem Foto sind (von links) Landrat Thomas Eichinger und Bundestags­abgeordnet­er Michael Kießling sowie Bürgermeis­terin Sandra Perzul.
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Erneut präsentier­en auch Studierend­e der Kunsthochs­chule Burg Giebichens­tein in Halle ihre Arbeiten beim Dießener Töpfermark­t.
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Bei ziemlich hohem Wasserstan­d bekamen beim Töpfermark­t gestern aber nur die Vorratsgef­äße von Georgos Tziligkaki­s nasse Füße.

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