75 Jahre: Hochstimmung beim Kreisjugendring Landsberg
Der Landsberger Kreisjugendring feiert Jubiläum. Trotz des fortgeschrittenen Alters bleibt die Dachorganisation von 300 Jugendgruppen ewig jung.
75 Jahre „alt“und doch ewig jung, ganz, wie es sich für eine Organisation gehört, bei der Belange und Förderung der Jugend im Mittelpunkt stehen: Der Kreisjugendring Landsberg feierte den 75. Geburtstag mit einem Galaabend im Veranstaltungssaal der Lechturnhalle, bei dem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Showprogramm zeigen konnten, was in ihnen steckt. Die Bewirtung war ebenfalls auf junges Publikum ausgerichtet, und für eine flotte Moderation sorgte Lotta Emilia, die Fans des Landsberger Poetry Slams bestens bekannt von ihren Auftritten im Stadttheater ist.
Eröffnet wurde der Abend von Doremi, dem Kinder- und Jugendchor der Kauferinger Pauluskirche. Mit dem Auftritt bedankte sich das Ensemble, das, wie Leiterin Silvia Elvers ausführte, „seit zehn Jahren vom KJR unterstützt wird“. Das gilt auch für den Verein Zirkusvirus, der Zirkusfreizeiten ausrichtet und weitere Aktionen anbietet. Was der KJR da finanziell begleitet, zeigten Eileen Fischer und Stella Harbich mit feiner Akrobatik. Besonders gut kamen die Shining Stars der Landsberg Starlights an. Der Nachwuchs der Cheerleader hat bereits etliches an flotten artistischen Figuren und Aufbauten drauf.
Lotta Emilia blickte ebenso flott und ein wenig frech zurück auf 75 Jahre KJR. In bunter Reihung setzte die Poetin Schlaglichter, stellte als Erstes fest, dass die aktuelle Vorstandsvorsitzende Birgit Geier die erste weibliche Vorsitzende ist: „Dabei war der Vorstand vor 15 Jahren noch ausschließlich männlich besetzt.“Der am längsten tätige Vorsitzende (insgesamt übten dieses Amt bislang 15 Personen aus) war Moritz Hartmann, „und das mit 14 Jahren sogar zwei Jahre länger als erlaubt“. Er sei in vielen Bereichen eine treibende Kraft gewesen, habe beispielsweise den Poetry Slam nach Landsberg gebracht.
Unter Bernd Rau sei das Jugendübernachtungshaus in Utting initiiert worden, in dem derzeit
Flüchtlinge untergebracht sind. „Deshalb braucht der KJR unbedingt den Zeltplatz am Windachspeicher.“Darauf ging die stellvertretende Landrätin Margit Horner Spindler in ihrem nach der Pause folgenden Grußwort ein. „Heuer im Spätsommer wird ganz, ganz sicher angefangen mit der Einrichtung des Zeltplatzes“, versprach sie.
In der Geschäftsstelle, wo die Fäden zusammenlaufen, wo Fördergelder für Verbände und Gruppen genehmigt werden, arbeite derzeit ein „Dreamteam“. Die Stimmung sei äußerst positiv, geprägt von Freude, guter Laune und Blödeleien. Lotta Emilia zitierte dazu den derzeitigen Geschäftsführer Stefan Ehle: „Ich würde in dieser Konstellation am liebsten bis zur Rente weiterarbeiten.“Die Geschäftsstelle: Begonnen habe alles in einem Elf-Quadratmeter-Büro im Keller des Landratsamts. Mit der Zunahme der Aufgaben seien auch die Büros mehr geworden. „Und ab Juli werden der Geschäftsstelle 220 Quadratmeter zur Verfügung stehen.“Dort werde der KJR auch in Zukunft für Menschlichkeit,
Perspektiven, Unterstützung sorgen.
„Wir sind keine Therapeuten“, betonte Vorsitzende Birgit Geier in ihrer Ansprache. Aber: „Jugendarbeit setzt bei den Stärken der Jugendlichen an.“Sie schaffe Vertrauen, vermittle: „Die hören mir zu und glauben an mich“. Schule und Elternhaus seien wichtig, das sei aber auch außerschulische Bildung in einem geschützten Raum, wie ihn Jugendarbeit biete. Gefordert sei zwar ab 2026 die gesicherte Ganztagsbetreuung an Schulen, Geier warnte aber: „Jugendarbeit soll kein Schulfach werden.“
Margit Horner-Spindler versprach nicht nur den bereits erwähnten Zeltplatz am Windachspeicher. Sie lobte vielmehr den KJR, der in den vergangenen Jahrzehnten eine erfolgreiche Entwicklung genommen und viele Wegweiser in die Zukunft aufgestellt habe. Er sei eng mit dem Landratsamt verbunden, vertrete die Interessen von 300 Jugendverbänden und -gruppen im Landkreis. Sie sei zuversichtlich, dass der KJR auch in Zukunft waltet.
„Jugend möchte aktiv mitbestimmen“,
erklärte Oguz Tasdelen, KJR-Vorsitzender im Bezirk Oberbayern und forderte, „Vote 16“endlich umzusetzen. Das ist auch ein Anliegen von Moritz Hartmann, der seit vielen Jahren in der Jugendarbeit tätig und inzwischen Zweiter Bürgermeister in Landsberg ist. Sein Appell: „Jugendarbeit braucht Raum.“Das Jugendübernachtungshaus in Utting
müsse deshalb wieder hinbekommen werden. Jugendarbeit brauche auch Zeit, sie sei vielfältig, ändere sich. Und sie brauche Freiräume. Offene Jugendarbeit solle gemeindeübergreifend stattfinden, „sie darf auch mal scheitern“. Generell müssten Jugendliche mehr gehört werden, deshalb war sein Appell an die junge Generation: „Werdet aktiv, bringt euch ein.“