Landsberger Tagblatt

Liebesspie­l an der Ampel

Ein Pärchen wartet im Auto. Bis die Scheiben beschlagen und die Polizei anrückt.

- Von Andreas Frei

Die Liebe ist ein seltsames Spiel und hat schon an so mancher Ampel geendet. Zumindest die Nächstenli­ebe. Das wissen alle, die vor roten Lichtsigna­lanlagen mit gleichfarb­igen Gesichtern in Nachbaraut­os Bekanntsch­aft machen und dann, eingehüllt in Schimpftir­aden und quietschen­de Reifengerä­usche, einfach stehen gelassen werden. In Berlin wiederum lässt sich täglich beobachten, dass Ampel und Liebe nicht zusammenpa­ssen können, siehe Gezänke um: Schuldenbr­emse, Atom, Tempolimit,

Verbrenner­verbot, Heizungsge­setz... Umso erstaunlic­her ist das, was uns aus Erfurt erreicht. Zwei einander zugeneigte Personen warten in ihrem Auto an einer roten Ampel. Und warten. Und während sie warten, vollzieht sich im Wagen eine Entwicklun­g, bestehend aus erfolgreic­her Kontaktauf­nahme, beschlagen­en Fenstersch­eiben und Polizeiein­satz.

Die Beamten berichten hinterher, dass die Fahrzeugin­sassen „von der Situation sichtlich peinlich berührt“gewesen seien. Die Ertappten hätten zu Protokoll gegeben, „dass sie ihr Verlangen aufeinande­r nicht mehr länger zurückhalt­en konnten, weil womöglich die Ampel kaputt sei und nicht mehr umschalten wolle“. Nach dieser schlüssige­n Erklärung stellt sich jedoch heraus, dass die zwei Turteltäub­chen die lange Rotphase selbst ausgelöst haben. Der Fahrer war an der laut Amtsdeutsc­h „bedarfsges­teuerten Ampel“zu weit nach vorne gefahren, sodass diese dauerhaft „Rot“zeigte.

Die schlechte Nachricht ist: Für das Liebesspie­l gab es ein Verwarngel­d. Wir sehen nur die gute Nachricht: Die Liebe hat sich die Ampel untertänig gemacht. Könnte jemand Habeck, Wissing und Co. die Geschichte erzählen?

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Foto: Kahnert, dpa (Archivbild) Warum nicht gleich eine Liebesampe­l aufstellen? Die hier gab es mal in Stuttgart.

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