Arzt stand wohl schon länger unter Verdacht
Im Hepatitis-Prozess kommen erstmals Patienten zu Wort
Warum hat die Leitung der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth lange nichts gegen den Anästhesisten unternommen, bei dessen Arbeit und Verhalten es ganz offensichtlich „Unregelmäßigkeiten“gab? Diese Frage drängt sich im sogenannten HepatitisProzess auf, in dem jetzt, am fünften Verhandlungstag, erneut Mitarbeiter aus dem engeren Umfeld des 60-Jährigen ihre Erlebnisse schilderten. Sie bestätigten, was Zeugen schon zuvor ausgesagt haben: Es gab im Arbeitsalltag mit dem Angeklagten immer wieder Hinweise darauf, dass „etwas nicht stimmt“.
Der Mediziner wird bekanntlich beschuldigt, Narkosemittel vor Operationen zum Eigenverbrauch abgezweigt und dabei 51 Patientinnen und Patienten mit Hepatitis C infiziert zu haben.
Es war wohl im Kollegenkreis bekannt und in OP-Dokumentationen auch festgehalten, dass immer dann weitaus mehr Narkosemittel gebraucht wurden, wenn der Angeklagte Dienst hatte. Das bestätigten am fünften Verhandlungstag
Auch ein Chefarzt sei informiert gewesen
weitere Kollegen aus dem Donauwörther Krankenhaus. „Ich hatte den Verdacht, dass er schon vor der OP etwas aus den Spritzen gezogen und sie mit Kochsalz aufgefüllt hat“, erinnerte sich etwa ein Mediziner. Auch der Chefarzt sei informiert gewesen und habe den verdächtigten Arzt zweimal darauf angesprochen. Erst im April 2018 allerdings, als dieser mit einer Spritze im Arm erwischt wurde, zog man Konsequenzen und trennte sich von ihm.
Erstmals werden nun vor Gericht auch unmittelbar Betroffene zu Wort kommen, wenn am Freitag der Prozess fortgesetzt wird. Es handelt sich um Patientinnen und Patienten, die bei Operationen mit Hepatitis C infiziert wurden.