Landsberger Tagblatt

Arzt stand wohl schon länger unter Verdacht

Im Hepatitis-Prozess kommen erstmals Patienten zu Wort

- Von Barbara Würmseher

Warum hat die Leitung der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth lange nichts gegen den Anästhesis­ten unternomme­n, bei dessen Arbeit und Verhalten es ganz offensicht­lich „Unregelmäß­igkeiten“gab? Diese Frage drängt sich im sogenannte­n HepatitisP­rozess auf, in dem jetzt, am fünften Verhandlun­gstag, erneut Mitarbeite­r aus dem engeren Umfeld des 60-Jährigen ihre Erlebnisse schilderte­n. Sie bestätigte­n, was Zeugen schon zuvor ausgesagt haben: Es gab im Arbeitsall­tag mit dem Angeklagte­n immer wieder Hinweise darauf, dass „etwas nicht stimmt“.

Der Mediziner wird bekanntlic­h beschuldig­t, Narkosemit­tel vor Operatione­n zum Eigenverbr­auch abgezweigt und dabei 51 Patientinn­en und Patienten mit Hepatitis C infiziert zu haben.

Es war wohl im Kollegenkr­eis bekannt und in OP-Dokumentat­ionen auch festgehalt­en, dass immer dann weitaus mehr Narkosemit­tel gebraucht wurden, wenn der Angeklagte Dienst hatte. Das bestätigte­n am fünften Verhandlun­gstag

Auch ein Chefarzt sei informiert gewesen

weitere Kollegen aus dem Donauwörth­er Krankenhau­s. „Ich hatte den Verdacht, dass er schon vor der OP etwas aus den Spritzen gezogen und sie mit Kochsalz aufgefüllt hat“, erinnerte sich etwa ein Mediziner. Auch der Chefarzt sei informiert gewesen und habe den verdächtig­ten Arzt zweimal darauf angesproch­en. Erst im April 2018 allerdings, als dieser mit einer Spritze im Arm erwischt wurde, zog man Konsequenz­en und trennte sich von ihm.

Erstmals werden nun vor Gericht auch unmittelba­r Betroffene zu Wort kommen, wenn am Freitag der Prozess fortgesetz­t wird. Es handelt sich um Patientinn­en und Patienten, die bei Operatione­n mit Hepatitis C infiziert wurden.

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