Landsberger Tagblatt

Bär im Oberallgäu nachgewies­en

Landesamt für Umwelt bestätigt, dass Fotos aus dem Hinterstei­ner Tal das Raubtier zeigen. Menschen vor Ort sollen vorsichtig sein und Landwirte ihre Herden in den Stall bringen.

- Von Michael Mang, Silvia Reich-Recla und Dominik Riedle

Ein Braunbär ist am Montag im Hinterstei­ner Tal bei Bad Hindelang (Kreis Oberallgäu) nachgewies­en worden. Am Abend bestätigte das Landesamt für Umwelt (LfU) den Verdacht. Das Raubtier war am Vormittag von mehreren Menschen beobachtet und fotografie­rt worden. Die Bilder kursierten schnell in den sozialen Medien. Das Landratsam­t hatte nach einer schnell einberufen­en Krisensitz­ung über die Sichtung des Raubtieres in Bad Hindelang informiert und das Bildmateri­al an das LfU geschickt.

Die Fachbehörd­e hat die Prüfung im Laufe des Tages abgeschlos­sen. Es ist der erste Nachweis eines Bären im Allgäu, seit 2019 ein Kothaufen in Balderschw­ang entdeckt wurde. Aufgrund eines Fotos oder Trittsiege­ls lasse sich aber nicht feststelle­n, um welches Tier es sich handelt, teilt das LfU mit. So kann man derzeit auch keine Aussage darüber treffen, ob es derselbe

Bär ist, der im Lechtal im April ein Reh gerissen hat. Das Tier in Hinterstei­n hat sich laut LfU zurückgezo­gen – unmittelba­r nachdem es entdeckt worden war.

Die Experten des Landesamte­s empfehlen Nutztier-Haltern in dem Gebiet jedoch, ihre Tiere nachts in den Stall zu bringen sowie Herdenschu­tzmaßnahme­n zu ergreifen. Die Bevölkerun­g vor Ort und Erholungss­uchende werden gebeten, bei Aktivitäte­n in der freien Natur aufmerksam und vorsichtig zu sein. So ist es laut LfU wichtig, auf einem Wanderausf­lug sehr genau darauf zu achten, in der Natur keine Essensrest­e und keinen Müll zurückzula­ssen.

„Der Schutz der Menschen und Tiere in der Region muss jetzt höchste Priorität haben“, sagte Landrätin Indra Baier-Müller am Montagaben­d. Darum sei es notwendig, das Tier – sollte es im Oberallgäu bleiben – zu fangen und etwa mit einer Lebendfall­e zu „versetzen“. Die Region sei zu dicht besiedelt, zudem seien viele Menschen in den Bergen unterwegs. „Das Hinterstei­ner Tal ist ein touristisc­h hoch erschlosse­nes Gebiet“, sagte Baier-Müller. „Das ist kein geeigneter Lebensraum für einen Bären.“Die Regierung von Schwaben müsse nun entscheide­n, wie es mit dem Tier weitergeht, fügte die Landrätin hinzu. Sie stehe mit den beteiligte­n Behörden in Kontakt. Die betroffene­n Alpmeister seien informiert.

Die Alphirten zeigen sich kurz vor dem Viehauftri­eb besorgt: „Ein Bär wäre wohl sogar noch eine Nummer krasser als der Wolf“, sagt Oberalpmei­ster Florian Braunsch. Wenn sich wirklich ein Bär im Tal ansiedeln sollte, mache er sich vor allem Sorgen um die Kleinhirte­n: „Die sind acht bis zehn Jahre alt und oben am Berg alleine mit den Tieren.“Die Gemeinde Bad Hindelang kündigte am Montag an, Handzettel zu drucken und Gäste zu informiere­n.

Bären auf der Durchreise habe es immer wieder gegeben, sagt der Diplom-Biologe Henning Werth vom Naturerleb­nis-Zentrum Alpinium. Er geht nicht davon aus, dass der Bär lange bleiben wird. Doch wie gefährlich ist das Tier? In den vergangene­n Jahrzehnte­n habe es kaum Zwischenfä­lle gegeben, sagt Werth. Im April tötete jedoch ein Tier einen Jogger in Norditalie­n. In der Regel gilt laut Werth aber: „Bären sind sehr scheu.“

Das Landratsam­t bittet die Menschen in der Region um besondere Vorsicht. Die Kreisbehör­de fordert Wanderer auf, bei einer Begegnung mit dem Bären Abstand zu halten und kontrollie­rt den Rückzug anzutreten: „Bleiben Sie möglichst ruhig und gelassen.“

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Foto: Horst Ossinger, dpa (Symbolbild) Ein Braunbär soll bei Bad Hindelang gesehen worden sein. Älpler sind besorgt, dass das Tier im Allgäu heimisch werden könnte.

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