Landsberger Tagblatt

Ein Minusrekor­d, der wohl gebrochen wird

- Von Florian Eisele

Fredi Bobic ist eigentlich schon ein Lustiger, auch wenn er das zuletzt bei der Hertha selten zeigen konnte und an seinem letzten Arbeitstag sogar einem Reporter des RBB Schläge androhte. Beweise für Bobics gutes Humorverst­ändnis: Zusammen mit Gerhard Poschner und Marco Huber bildete er das „Tragische Dreieck“, dessen erste und einzige Single es sogar in die Charts schaffte; in Frankfurt holte er Martin Hinteregge­r vom Dorffest in die Innenverte­idigung; zweifacher Wechsel als Spieler und Manager zu Hertha BSC, obwohl er nach dem ersten Mal schon wusste, wie es in der Hauptstadt zugeht.

Eben jener Bobic wurde neulich auf das Rennen um die Torjägerka­none in der Bundesliga angesproch­en und gab zurück: „Rekorde sollen ja auch gebrochen werden – und das gilt für beide Richtungen.“Bislang hält Bobic den Rekord für den Torschütze­nkönig mit den wenigsten Toren. 17 Treffer hatte er am Ende der Saison 1995/96 auf dem Konto, keiner hatte bisher weniger. Durchschni­ttlich hatte der beste Stürmer immer 25 Treffer auf dem Konto.

Vor dem letzten Spieltag der Bundesliga steht der beste Torschütze nun aber bei gerade mal 16 Treffern, heißt Niclas Füllkrug und spielt für Werder Bremen. 16 Treffer – diese Marke hatte Robert Lewandowsk­i meistens nach der Hinrunde geknackt. Der spielt aber bekanntlic­h ebenso nicht mehr in deutschen Landen wie Erling Haaland. Der Norweger legt jetzt dafür wöchentlic­h einen Rekord der englischen Premier League in Schutt und Asche. Das harte und dann doch wieder recht humorfreie Urteil von Bobic: „Es wurde kein adäquater Ersatz geholt. Die Bundesliga hat keinen Weltklasse-Stürmer mehr, das muss man so klar sagen.“Zur Wahrheit gehört es natürlich auch, dass Füllkrug zuletzt wegen Wadenprobl­emen ausfiel und erst am vergangene­n Wochenende sein Comeback gab. Und dass, als Bobic mit nur 17 Treffern der beste Stürmer war, in der Liga auch Angreifer unter Vertrag standen, die auf die Namen Klinsmann, Elber oder Polster hörten.

Dem Bremer drückt Bobic dennoch die Daumen und hofft, dass dieser die Krone holt. Dafür ist unter Umständen ja nicht mal ein weiteres Tor nötig. Das wäre für Füllkrug die Erfüllung eines Lebenstrau­ms. Der Bremer steht dazu, dass er jeden Tag bei allen Online-Umfragen, wer denn nun Torschütze­nkönig wird, für sich selbst abstimmt, und hätte kein Problem damit, einen neuen Minus-Rekord aufzustell­en: „Ich lese auch immer, dass das eine traurige Statistik wäre. Aber über 16 Tore bei einem Aufsteiger bin ich nicht so traurig drum.“(Foto: Carmen Jaspersen, dpa)

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Niclas Füllkrug

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