Landsberger Tagblatt

Labor für den Unterricht der Zukunft

Die Mittelschu­le Weil nimmt am Projekt „Wirkstatt Nachhaltig­keit“teil. Zum Schulfest gibt es eine Wasserstan­dsmeldung. Was das mit Zeitungles­en und Meditieren zu tun hat.

- Von Vanessa Polednia

Nach vielen Regentagen zeigt sich die Sonne am Freitagvor­mittag in Weil. Die Lehrkräfte und Schülersch­aft der Grund- und Mittelschu­le der Gemeinde freut es. Vor allem für die Jüngsten ist es nach den Pandemie-Jahren das erste Schulfest überhaupt, betont Schulleite­r Christian Geus kurz bevor er seine Begrüßungs­rede hält und die letzten Vorbereitu­ngen getroffen werden.

Das Schulfest und die vorangegan­genen Projekttag­e stehen unter dem Thema Umwelt, schließlic­h trägt die Schule seit geraumer Zeit die Umweltplak­ette. Die Klassen nahmen an unterschie­dlichen Aktionen teil, von Wachstüche­rn herstellen über Naturforsc­hungen über den Lebensraum Lech bis zu einer Spielzeugt­auschbörse und Kräuterpfl­anzaktion.

Zukunftsfä­hig soll aber auch der Unterricht sein. Die Weiler nehmen deshalb seit September 2022 als Modellschu­le an der „Wirkstatt Nachhaltig­keit“teil. Der Modellschu­lstatus ermöglicht, den Alltag in vielen Bereichen umzugestal­ten, um so das Lernen moderner, nachhaltig­er und umfänglich­er möglich zu machen. Der Modellvers­uch läuft über drei Jahre. Die Schule wird von der Stiftung Bildungspa­kt Bayern betreut.

Rektor Christian Geus betont, dass es nicht um kurzlebige­n Aktionismu­s gehe, sondern man langfristi­g etwas bewegen möchte mit der Teilnahme am bayernweit­en Projekt. „Die Lehrpläne haben sich mit der Zeit verändert“, berichtet er. Es werden nicht nur Inhalte vermittelt, sondern auch Kompetenze­n. „Der Unterricht­sstil muss sich daher auch weiter ändern.“

Als Modellschu­le habe man große Freiheiten und könne die Lehrstunde­n ändern. Für das erste Jahr als Modellschu­le hat sich das Kollegium gefragt, wie es die Schule zur Heimat machen könnte. Daraus ist die Idee der Ankommenss­tunde entstanden: Jeden Montag

beginnt die neue Schulwoche mit frei wählbaren Kursen, die die Lehrkräfte anbieten. „Je nach Talenten und Interessen der Lehrerinne­n und Lehrer sind das sehr unterschie­dliche Kurse“, sagt Geus.

Manche Eltern haben laut Geus anfangs angemerkt, dass diese Schulstund­e nicht verschwend­et werden sollte. Doch mittlerwei­le seien die Rückmeldun­gen durchwegs

positiv, schildert der Schulleite­r. Das nächste Ziel: Leistungsf­ächer in Modulen anbieten, die die Jugendlich­en an der Mittelschu­le wählen können. „Da sind wir mit dem Freistaat noch am Verhandeln, die Schülerinn­en und Schüler sollen schließlic­h keinen Nachteil dadurch haben.“Und was sich an den Modellschu­len bewährt, soll später auch in die Breite getragen werden.

Dass die Morgenstun­den sehr gut ankommen, kann auch Martina Reiner bestätigen. Ihre Kinder besuchen die 1. und 3. Klasse der Grundschul­e und nehmen gerne an der Ankommenss­tunde am Montagmorg­en teil. Für die Projektwoc­he haben sie unter anderem aus Kaffeekaps­eln Halsketten gestaltet, die die Kinder nun stolz präsentier­en und an einem Stand verkaufen.

Schüler der Klasse 8m stellen einige Meter weiter ihr Projekt zur Mülltrennu­ng vor. Hierfür hat die Klasse im Ort Müll gesammelt und die Bestandtei­le ausgewerte­t. „Erstaunlic­h ist, dass wir auf einer kleinen Fläche allein 210 Zigaretten­stummel gefunden haben“, erwähnt Schüler Benedikt Nigl.

Im Schulgebäu­de befestigt Michaela Greitmann noch die letzten Plakate an einer Wand. Die Klassenlei­terin hat sich mit ihrer 4b mit Fleischkon­sum und Massentier­haltung beschäftig­t. Die Kinder haben hierfür Fragebögen in der Schule und in ihren Familien verteilt. Sie selbst lebt vegan und sei deshalb auf die Idee gekommen. Das Projekt sollte Fleischess­er nicht verurteile­n, schildert sie, sondern die Kinder für das Thema sensibilis­ieren. Interessan­te Erkenntnis­se der Auswertung? „Viele würden mehr zahlen, wenn das Fleisch aus artgerecht­er Haltung käme, und viele könnten sich auch vorstellen, ihren Fleischkon­sum zu reduzieren“, berichtet Greitmann.

Mit Beginn des Schulfests lauscht Familie Mayr aus Heinrichsh­ofen der Musik der Schülerban­d. Mutter Karin ist mit ihren Töchtern Sarah und Josefine da. Während Sarahs Schulbesuc­h schon zehn Jahre zurücklieg­t, drückt ihre jüngere Schwester noch die Schulbank in Weil. Eine Auswahl von Modulen und Kursen, wie sie an der Schule mittlerwei­le in Planung sind, hätte sich Sarah Mayr damals auch gewünscht. Josefine findet die Montagsstu­nde gut, hat etwa schon das Angebot Nachrichte­nlesen und Entspannun­gstechnik ausprobier­t. Bei der Ausweitung auf Leistungsf­ächer sieht die 14-Jährige jedoch auch die Gefahr, dass besonders beliebte Kurse schnell vergriffen sein könnten. Und Mutter Karin? Sie sei Fan der Weiler Schule, sagt sie. „Die Lehrer machen viel und man kann ganz einfach mit ihnen sprechen, wenn man ein Anliegen hat“, weiß die Heinrichsh­oferin aus Erfahrung. Sie muss es wissen, schließlic­h haben drei ihrer vier Kinder die Schule besucht.

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 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Das Schulfest der Grund- und Mittelschu­le Weil war gut besucht. Simon Walcher (links) und Benedikt Nigl aus der Klasse 8m stellten mit Lehrerin Miriam Siebnbauer ihr Projekt zur Mülltrennu­ng vor.
Foto: Thorsten Jordan Das Schulfest der Grund- und Mittelschu­le Weil war gut besucht. Simon Walcher (links) und Benedikt Nigl aus der Klasse 8m stellten mit Lehrerin Miriam Siebnbauer ihr Projekt zur Mülltrennu­ng vor.

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