Beim Brandschutz fehlt es hinten und vorn
Schon seit Langem ist klar, dass die Dießener Mehrzweckhalle gravierende Brandschutzprobleme hat. Sie zu beheben, wird wohl noch teurer als bislang gedacht.
Wie viel kostet es, die Dießener Mehrzweckhalle brandschutztechnisch zu sanieren? Das fragt man sich in der Verwaltung schon länger. Bislang war von mehr oder weniger hohen siebenstelligen Eurobeträgen die Rede, mal von 1,4 Millionen, mal über sechs Millionen. Nun hat ein von der Gemeinde beauftragter Sachverständiger eine konkretere Schätzung vorgenommen. Sie unterscheidet sich stark von den bisherigen Annahmen. Im Gemeinderat war das jetzt Anlass, die Zukunft der Mehrzweckhalle auch ganz neu zu denken.
Aufgrund eines mangelhaften Brandschutzes darf die Dießener Mehrzweckhalle seit vielen Monaten nur noch eingeschränkt genutzt werden. Früher dort regelmäßig abgehaltene Großveranstaltungen wie Rosenmontagsball, Kleidermarkt und Skibasar sind zuletzt ausgefallen. Es dürfen nur noch Veranstaltungen mit maximal 200 Beteiligten stattfinden, gleichzeitige Nutzung der verschiedenen Einheiten (zum Beispiel Schulsport, Volkshochschule oder Bewirtung) sind nicht mehr erlaubt.
Der von der Gemeinde beauftragte Sachverständige Wolfgang Maurer aus Stockdorf zeichnete ein ziemlich katastrophales Bild von der Brandschutzsituation. „In der Halle findet man schon eine besondere Form der Nichteinhaltung des Brandschutzes“, sagte er, es bestünden nicht nur punktuelle Probleme. Diese zu beheben, könnte denn auch deutlich teurer werden, als bislang gedacht. Maurer machte dem Gremium eine Rechnung auf, nach der mit rund 14 Millionen Euro zu rechnen sei. Das sei aber eine Schätzung, die auch künftige bis zur Sanierung noch zu erwartende Preissteigerungen und die Mehrwertsteuer beinhalte.
Bereits erledigt worden sei der Ausbau asbesthaltigen Brandschutzklappen, informierte Maurer. Das habe rund 140.000 Euro gekostet. „Die Halle ist nun asbestfrei, aber nicht frei von Brandschutzmängeln.“
Was unter diesen Mängeln zu verstehen ist? Maurer nannte nicht funktionierende und teilweise durch Mobiliar verstellte Rettungswege, nicht funktionierende selbstschließende Türen, brennbare Baustoffe etwa bei der Hallenverkleidung, unzureichend feuerwiderstandsfähige Fenster, auch Lüftung und Heizung seien im Hinblick auf die Erfordernisse des Luftaustauschs und energetischer Aspekte nicht ausreichend.
Angesichts von im Raum stehenden 14 Millionen Euro Sanierungskosten für das rund 40 Jahre alte Gebäude ließ in der Gemeinderatssitzung eine Frage nicht lange auf sich warten: „Was würde eine neue Halle kosten?“, wollte Holger Kramer (Grüne) wissen. Darauf könne er keine seriöse Antwort geben, erwiderte der Sachverständige.
Doch auch ohne eine solche Vergleichszahl folgerte Thomas Höring (Freie Wähler): „Die Halle ganz abreißen und neu bauen, das wird immer deutlicher.“Eine Sanierung würde bedeuten, die Halle quasi in Einzelteile zu zerlegen, „das wird ein Geflicke“.
Hannelore Baur (SPD) bekundete, sie habe „Schnappatmung“bekommen, als sie von der Kostenschätzung für die Brandschutzsanierung erfahren habe, zumal in den vergangenen Jahren viel Geld in Elektrik, Dach, Heizung und neue Böden gesteckt worden sei. Sie stellte zur Diskussion, die Halle künftig wie auch derzeit nur noch als Sporthalle zu verwenden und eine Veranstaltungshalle zusätzlich zu bauen. „Das ändert aber nichts daran, dass sie den Brandschutz machen müssen“, machte
Maurer klar, aktuell habe die Marktgemeinde eine „Halle ohne Baugenehmigung“.
Bürgermeisterin Sandra Perzul (Dießener Bürger) schlug vor, die solle die Kosten für einen Neubau ermitteln lassen. „Wissen wir, was in einem solchen Neubau drin sein soll?“, wollte daraufhin Zweiter Bürgermeister Roland Kratzer (CSU) wissen. Es solle eine komplette Dreifachhalle sein, antwortete Perzul.
Kratzers Fraktionskollege Johannes Wernseher (CSU) hinterfragte die derzeitigen Nutzungsbeschränkungen für die Halle und die Aussage, diese sei ohne Baugenehmigung. Die Halle müsse nach ihrem Bau irgendwann abgenommen worden sein, warf er ein, da müsse doch Bestandsschutz bestehen. Bezüglich der Nutzungen, meinte
Wernseher, müsse man auch zwischen einem Rosenmontagsball und einem Kleidermarkt und Skibasar unterscheiden, da bei Letzteren gewöhnlich kein Alkohol konsumiert werde. Maurer sagte dazu: „Was sie machen, liegt in der Verantwortung der Bürgermeisterin, ich gebe nur Empfehlungen. Solange nichts passiert, machen sie es, wenn aber was passiert, gehen sie in den Bau.“Bürgermeisterin Perzul ergänzte, für die Mehrzweckhalle bestehe kein Bestandsschutz, weil es keinen funktionierenden Brandschutz gebe. Mit 19:2 Stimmen wurde am Ende beschlossen, die Kosten für einen Mehrzweckhallenneubau zu schätzen, außerdem soll abgeklärt werden, inwieweit die Gemeinde dafür auch staatliche Förderungen beanspruchen könne.