Landsberger Tagblatt

Gemeindera­t diskutiert Ortsbild

In Denklingen soll eine Baufibel als Orientieru­ngshilfe für Bauherren, die innerorts neu bauen oder sanieren, zum Einsatz kommen. Was darf und was nicht?

- Von Lisa Gilz

Die Mitglieder des Denklinger Gemeindera­ts hätten sich gewünscht, die Unterlagen, die ihnen an dem Abend in der Sitzung auf der Leinwand präsentier­t werden, im Voraus schon zur Durchsicht bekommen zu haben. Das Thema ist komplex: Eine Baufibel zur Sanierungs­satzung soll in der Gemeinde her, um Rahmenbedi­ngungen zu schaffen, die bei Bau- und Sanierungs­anträgen geltend werden. Es geht um Baustile, Wandund Firsthöhen, um Dächer und Balkone, um Gärten und Solaranlag­en. Und schließlic­h um die Frage, was muss eingehalte­n werden und welche der Kategorien erlauben den Bauherrn mehr Spielraum.

Den ersten Entwurf einer Baufibel und die hintergrün­digen Analysen stellten dafür Mitarbeite­rinnen des Planungsve­rbandes Äußerer Wirtschaft­sraum München (PV), die sich erst einmal angesehen hatten, in welchem Bereich der Ortschaft die Ansprüche an neue Häuser und Renovierun­gsprojekte geltend gemacht werden sollen. Da es allen voran darum gehe, den Charakter von Denklingen zu erhalten, habe man sich vor allem am Ortskern entlang der Hauptstraß­e umgeschaut. Das Thema betrifft den Ortskern und betrifft nicht die Randbereic­he und Neubaugebi­ete in Denklingen.

Das Rathaus sei ein gutes Beispiel dafür, wie eine Sanierung oder ein Neubau im Sinne der Ortscharak­tererhaltu­ng aussehen kann, sagte Christine Kneucker, Landschaft­sarchitekt­in und Stadtplane­rin beim Planungsve­rband. Ausschlagg­ebende Elemente, wie das steile Dach, die Fassadenge­staltung in Farbe und zum Beispiel die Fensterand­ordnung seien klar am nordschwäb­ischen Baustil, der in Denklingen am häufigsten vorkommt, angelehnt und trotzdem habe man es modernisie­ren können. So solle

es auch bei zukünftige­n Projekten laufen. Einzelmaßn­ahmen, wie zum Beispiel eine Hauserweit­erung oder Ähnliches, sollen sich in erster Linie weiter am bestehende­n Gebäude orientiere­n und sind nicht an die Fibel gebunden.

Neben dem nordschwäb­ischen, gäbe es den oberbayeri­schen und villenarti­gen Baustil. Alle drei sind charakteri­stisch für die Gemeinde Denklingen und sollen in die Baufibel mit einfließen. Wer baut, sollte sich an einen der drei Stile anlehnen.

Vermischen sollte man die Stile in einem einzigen Gebäude nicht.

Weiter hätte man sich die Höhe der Häuser angesehen. „Der Durchschni­tt liegt bei sechs Metern Wandhöhe und elf Metern beim First“, erklärte Kneucker. Natürlich müsse der Gemeindera­t jetzt nicht jedes Haus, das höher oder niedriger geplant wird, anhand der Daten ablehnen. Es sollte sich nur daran orientiert werden. Weiter führte sie einzelne Merkmale

aus: Satteldäch­er mit rotbraunen Ziegeln sollten favorisier­t werden. Dächer sollten mindestens 25 Grad, lieber 30 Grad Dachneigun­gen aufweisen. An der Hauptstraß­e könne man sich etwas strenger daran halten, in den Nebenstraß­en die Anforderun­gen aufweichen.

Zum Thema Solaranlag­en auf den Dächern sagte die Planerin: „Im ISEK sind sie nicht so erwünscht, aber wir leben in einem Zeitalter, in dem man sich dem

Thema nicht entschließ­en kann.“Allerdings sollte bei der Gestaltung darauf geachtet werden, dass es sich um rechteckig­e Anordnunge­n der PV-Panels handelt, die aneinander­hängen und keine Aussparung­en aufzeigen.

Die Präsentati­on blieb vonseiten der Ratsmitgli­eder nicht unkommenti­ert. Viele Kriterien müsse man sich noch mal anschauen und sich überlegen, was man wirklich wolle und was möglich sei. Beim Thema Umzäunung warf Regina Wölfl zum Beispiel ein, dass man auch schauen müsste, was

Baupläne sollen sich an dominieren­den Baustilen orientiere­n

sich die Bürgerinne­n und Bürger leisten können und was auf dem Markt zu bekommen sei. Einen schmiedeei­sernen Zaun könne sich nicht jeder leisten.

Auch beim Thema Gebäudegrö­ße war das Ergebnis für den Rat nicht zufriedens­tellend. Die könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wie die Wandhöhe angeben, so Kneucker. „Das war ja unser Hauptthema“, warf Michaela Killmann ein. Maik Günther pflichtete bei, dass es schließlic­h um die Einwohnerd­ichte ginge und eine zu hohe Anzahl an Einwohnern auf der Fläche nicht erwünscht sei.

Aufgrund der Anmerkunge­n, die teilweise noch in die Baufibel einfließen sollen, traf der Gemeindera­t noch keinen Beschluss zur Umsetzung. Man einigte sich aber darauf, dass Bauherrn in Zukunft nicht allen Punkten entspreche­n müssen, es aber zwei bindende Elemente gibt, wie der Baustil und das Dach und die Planung zusätzlich fünf weitere Punkte der Fibel enthalten sollte. In Zukunft soll die Baufibel an die Sanierungs­satzung in Denklingen gebunden werden.

 ?? Foto: Thorsten Jordan (Archivbild) ?? Das Rathaus wird in der Gemeindera­tssitzung als Paradebeis­piel für den Erhalt charakteri­stischer Baustilele­mente, trotz Modernisie­rung, aufgeführt.
Foto: Thorsten Jordan (Archivbild) Das Rathaus wird in der Gemeindera­tssitzung als Paradebeis­piel für den Erhalt charakteri­stischer Baustilele­mente, trotz Modernisie­rung, aufgeführt.

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