Gemeinderat diskutiert Ortsbild
In Denklingen soll eine Baufibel als Orientierungshilfe für Bauherren, die innerorts neu bauen oder sanieren, zum Einsatz kommen. Was darf und was nicht?
Die Mitglieder des Denklinger Gemeinderats hätten sich gewünscht, die Unterlagen, die ihnen an dem Abend in der Sitzung auf der Leinwand präsentiert werden, im Voraus schon zur Durchsicht bekommen zu haben. Das Thema ist komplex: Eine Baufibel zur Sanierungssatzung soll in der Gemeinde her, um Rahmenbedingungen zu schaffen, die bei Bau- und Sanierungsanträgen geltend werden. Es geht um Baustile, Wandund Firsthöhen, um Dächer und Balkone, um Gärten und Solaranlagen. Und schließlich um die Frage, was muss eingehalten werden und welche der Kategorien erlauben den Bauherrn mehr Spielraum.
Den ersten Entwurf einer Baufibel und die hintergründigen Analysen stellten dafür Mitarbeiterinnen des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München (PV), die sich erst einmal angesehen hatten, in welchem Bereich der Ortschaft die Ansprüche an neue Häuser und Renovierungsprojekte geltend gemacht werden sollen. Da es allen voran darum gehe, den Charakter von Denklingen zu erhalten, habe man sich vor allem am Ortskern entlang der Hauptstraße umgeschaut. Das Thema betrifft den Ortskern und betrifft nicht die Randbereiche und Neubaugebiete in Denklingen.
Das Rathaus sei ein gutes Beispiel dafür, wie eine Sanierung oder ein Neubau im Sinne der Ortscharaktererhaltung aussehen kann, sagte Christine Kneucker, Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin beim Planungsverband. Ausschlaggebende Elemente, wie das steile Dach, die Fassadengestaltung in Farbe und zum Beispiel die Fensterandordnung seien klar am nordschwäbischen Baustil, der in Denklingen am häufigsten vorkommt, angelehnt und trotzdem habe man es modernisieren können. So solle
es auch bei zukünftigen Projekten laufen. Einzelmaßnahmen, wie zum Beispiel eine Hauserweiterung oder Ähnliches, sollen sich in erster Linie weiter am bestehenden Gebäude orientieren und sind nicht an die Fibel gebunden.
Neben dem nordschwäbischen, gäbe es den oberbayerischen und villenartigen Baustil. Alle drei sind charakteristisch für die Gemeinde Denklingen und sollen in die Baufibel mit einfließen. Wer baut, sollte sich an einen der drei Stile anlehnen.
Vermischen sollte man die Stile in einem einzigen Gebäude nicht.
Weiter hätte man sich die Höhe der Häuser angesehen. „Der Durchschnitt liegt bei sechs Metern Wandhöhe und elf Metern beim First“, erklärte Kneucker. Natürlich müsse der Gemeinderat jetzt nicht jedes Haus, das höher oder niedriger geplant wird, anhand der Daten ablehnen. Es sollte sich nur daran orientiert werden. Weiter führte sie einzelne Merkmale
aus: Satteldächer mit rotbraunen Ziegeln sollten favorisiert werden. Dächer sollten mindestens 25 Grad, lieber 30 Grad Dachneigungen aufweisen. An der Hauptstraße könne man sich etwas strenger daran halten, in den Nebenstraßen die Anforderungen aufweichen.
Zum Thema Solaranlagen auf den Dächern sagte die Planerin: „Im ISEK sind sie nicht so erwünscht, aber wir leben in einem Zeitalter, in dem man sich dem
Thema nicht entschließen kann.“Allerdings sollte bei der Gestaltung darauf geachtet werden, dass es sich um rechteckige Anordnungen der PV-Panels handelt, die aneinanderhängen und keine Aussparungen aufzeigen.
Die Präsentation blieb vonseiten der Ratsmitglieder nicht unkommentiert. Viele Kriterien müsse man sich noch mal anschauen und sich überlegen, was man wirklich wolle und was möglich sei. Beim Thema Umzäunung warf Regina Wölfl zum Beispiel ein, dass man auch schauen müsste, was
Baupläne sollen sich an dominierenden Baustilen orientieren
sich die Bürgerinnen und Bürger leisten können und was auf dem Markt zu bekommen sei. Einen schmiedeeisernen Zaun könne sich nicht jeder leisten.
Auch beim Thema Gebäudegröße war das Ergebnis für den Rat nicht zufriedenstellend. Die könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wie die Wandhöhe angeben, so Kneucker. „Das war ja unser Hauptthema“, warf Michaela Killmann ein. Maik Günther pflichtete bei, dass es schließlich um die Einwohnerdichte ginge und eine zu hohe Anzahl an Einwohnern auf der Fläche nicht erwünscht sei.
Aufgrund der Anmerkungen, die teilweise noch in die Baufibel einfließen sollen, traf der Gemeinderat noch keinen Beschluss zur Umsetzung. Man einigte sich aber darauf, dass Bauherrn in Zukunft nicht allen Punkten entsprechen müssen, es aber zwei bindende Elemente gibt, wie der Baustil und das Dach und die Planung zusätzlich fünf weitere Punkte der Fibel enthalten sollte. In Zukunft soll die Baufibel an die Sanierungssatzung in Denklingen gebunden werden.