Die Umgehungsstraße Lengenfeld hat „Vorbildcharakter“
Mit einem Bürgerfest wurde die Strecke nach 18 Monaten Bauzeit eröffnet. Die Kosten blieben um 28 Prozent unter der Kalkulation.
Ganz Lengenfeld, so schien es, war bei strahlendem Sonnenschein auf den Beinen, um mit dem Bürgerfest die Einweihung der neuen Umgehungsstraße, der Staatsstraße 2057 Landsberg – Rott, zu feiern. Am Mühlweg, in der Nähe der kürzlich aufgestellten Kollisionsschutzwände für den Fledermausschutz, war reger Betrieb im Festzelt. Auf den Sitzbänken und entlang der Leitplanken versammelten sich zahlreiche Gäste, um der Ansprache von Bürgermeister Wilfried Lechler zu lauschen.
Es ist schon ein besonderes Gefühl, auf einer Straße zu sitzen, im Wissen, dass ab dem 31. Mai hier der Verkehr entlang brausen wird – bis zu 9000 Fahrzeuge am Tag, darunter immer mehr Schwerlastverkehr, wie Lechler ausführte. Diese zunehmende Verkehrsbelastung war der Grund, den Bau einer Umgehungsstraße voranzutreiben. Den Startschuss gab Lechlers Vorgänger Klaus Flüß. Bereits vor 18 Jahren fanden dazu erste Gespräche mit Fachbehörden und Voruntersuchungen statt. 2010 fiel der Beschluss für den Bau der Straße im Gemeinderat. Darauf folgten neben intensiven Planungen und der Festlegung des Trassenverlaufs Umweltverträglichkeitsprüfungen, die üblichen Verfahren sowie die Regelung der Finanzierung. Da der Gemeinde keine Grundstücke gehörten, waren zwischen 2013 und 2021 auch Grunderwerbsverhandlungen notwendig, die nicht immer einfach verliefen, wie Lechler sagte. „Da waren Appelle an den Gemeinsinn
notwendig.“Zog sich die Planungsphase lange hin, gelang die Ausführung umso schneller und dauerte nach dem Spatenstich im September 2021 lediglich 18 Monate.
Die Kostenschätzung für die 3,5 Kilometer lange Strecke mit Kreisverkehr und Unterführung sowie
die Straße begleitende Mulden für den Hochwasserschutz belief sich auf 17,7 Millionen Euro. Tatsächlich fielen 12,7 Millionen Euro an, was unter anderem auf Synergieeffekte bei Baustellen zurückzuführen sei, wie der Geschäftsführer der Firma Kutter, Rainer Rogg, sagte. Erstmals
in Bayern wirkten zwei Ministerien zusammen, um eine Straßenbauund Hochwasserschutzmaßnahme zu fördern. „Das hat Vorbildcharakter für andere Gemeinden, die nun den gleichen Weg gehen wollen“, sagte der Landtagsabgeordnete Alex Dorow. 15,8 Millionen Euro und damit 85 Prozent der zuwendungsfähigen Straßenbaukosten übernahm das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr. 1,9 Millionen und damit 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten für den Hochwasserschutz das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. 2,5 Millionen Euro entfielen auf die Gemeinde Pürgen. Zahlreiche Umweltschutzmaßnahmen waren durchzuführen, so zum Schutz von Hasel- und Fledermäusen sowie Feldsperlingen.