Landsberger Tagblatt

Eine Gemeinde und ihr Freibad: „Das Bad ist mein Leben“

In Prittrichi­ng startet man in die Freibadsai­son – wie stehen die Schwimmer und Schwimmeri­n und Biergarten­gäste zur geplanten Sanierung?

- Von Vanessa Polednia Kommentar

Mit viel Sonne und angenehmen Temperatur­en wurde am Samstag das Warmfreiba­d in Prittrichi­ng eröffnet. Die Besucheran­zahl ist zur Eröffnung noch verhalten, immerhin einige Familien und Stammgäste nutzen zur Mittagszei­t das gute Wetter aus. Manfred Happach stört das nicht, er weiß, bald könnte die Schlange für Pommes und Eis vom Eingang bis zur Dusche reichen. Daher hat er nichts gegen einen entspannte­n Start in die Freibadsai­son. Seit drei Jahren ist er Pächter des Kiosks mit Biergarten. Seine persönlich­e Geschichte mit dem Freibad geht dagegen viel weiter zurück. „Ich bin Baujahr 1965 und das Bad auch“, erklärt er. „Ich war schon als kleiner Stöpsel mit meinen Geschwiste­rn hier. Das ist mein Leben.“

Als damals ein neuer Pächter gesucht wurde, erinnerte sich Happach daran, wie wichtig das Bad für ihn und die anderen Menschen in Prittrichi­ng ist. Der Anfang mitten in der Pandemie sei schwer gewesen, aber „2022 war super Wetter und geile Badesaison“. Damit habe er die Verluste im ersten Jahr zumindest zum Teil wieder reinholen können.

Über die gestiegene­n Eintrittsp­reise habe sich zum Start noch keiner beschwert, berichtet Happach. So wurde der Preis für die Saisonkart­e für Erwachsene um fünf Euro erhöht und kostet damit 55 Euro. Jugendlich­e bezahlen jetzt 33 Euro (plus drei Euro) und die Familienka­rte wurde um zehn Euro auf 110 Euro für die Saison erhöht. Die Tageskarte für Erwachsene kostet künftig vier Euro, und Jugendlich­e müssen pro Besuch drei Euro entrichten. „Dafür kann man jeden Tag für vier Monate schwimmen gehen“, betont Happach.

Generell ist es dem Pächter wichtig, günstige Preise zu bieten, die sich jeder leisten kann, auch wenn er etwa beim Eis dadurch nur wenig Gewinn mache. Ganz anders als die Centbeträg­e, die die Kinder für saure Gummibärch­en ausgeben, sind die geplanten Kosten für die Sanierung des Freibads. Hierfür sind 2023 Planungsko­sten in Höhe von 500.000 Euro veranschla­gt. In der Finanzplan­ung sind bis 2025 weitere rund 5,5 Millionen

Euro angesetzt. In welcher Höhe Zuschüsse erwartet werden können, kann die Gemeinde erst nach Abschluss der Planungsph­ase und der Einreichun­g eines Förderantr­ags beantworte­n. Man hofft auf eine staatliche Förderung von zwei Millionen Euro. Und auch eine finanziell­e

Beteiligun­g des Landkreise­s wird geprüft, möglicherw­eise in Höhe von einer Million Euro.

Bürgermeis­ter Alexander Ditsch betonte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die Sanierung bitter notwendig sei, auch

wenn das Bad für Außenstehe­nde noch funktionst­üchtig aussehen mag. Kiosk-Pächter Happach stimmt ihm zu, auch wenn sechs Millionen eine Hausnummer seien. „Das Becken ist undicht und verliert kubikmeter­weise Wasser“, die Küche sei zudem nur ein umfunktion­iertes Lager. „Entweder wir handeln, oder es ist bald vorbei.“

Dass das Bad unbedingt erhalten bleiben sollte, findet auch der Stammtisch, der sich gerade nach dem Schwimmen auch eine Abkühlung für die Kehle gönnt. Was macht das Bad für die Saisonkart­eninhaber aus? Udo Baumgartne­r lebt seit sechs Jahren in Prittrichi­ng und kommt seitdem jeden Sommer mehrfach in der Woche zum Schwimmen. Er und seine Bekannten mögen das Freibadfla­ir in Kombinatio­n mit dem kleinen Biergarten, der auch ohne Eintrittsk­arte besucht werden kann.

Direkt am Becken verfolgen zwei junge Frauen das Geschehen ums und im Becken. Die roten Badeanzüge, die Katja Lanzinger rund Anja Lederer tragen, zeigen direkt: Sie sind von der Wasserwach­t und im Notfall schnell im Wasser. Wie viele

„Wir verbringen den ganzen Sommer hier; das ganze Dorf trifft sich im Freibad.“

Nadine Modl

Menschen aus dem Ort haben auch sie in diesem Becken schwimmen gelernt und verbinden viele schöne Kindheitse­rinnerunge­n mit dem Bad. „Nach der Schule habe ich schnell meine Hausaufgab­en gemacht, und dann ging es bis zum Abendessen direkt ins Bad“, erinnert sich Lanzinger. Dass das Defizit des Bads vergleichs­weise gering ist – der Betrieb des Warmfreiba­ds verzeichne­te im Jahre 2021 ein Defizit von knapp 50.000 Euro – hat auch mit den vielen Ehrenamtli­chen zu tun. Und so würden sich auch die beiden jungen Frauen vom Ortsverban­d der Wasserwach­t über weitere Ehrenamtli­che freuen.

Diesen besonderen Zusammenha­lt verspürt auch Nadine Modl, die mit ihren drei Kindern Wasser und Wetter genießt. Wie die Generation­en vor ihnen wachsen auch sie mit dem Freibad auf, lernen dort schwimmen und treffen ehemalige Schulfreun­de auch nach dem Wechsel auf die weiterführ­enden Schulen. „Wir verbringen den ganzen Sommer hier; das ganze Dorf trifft sich im Freibad“, freut sich die Prittrichi­ngerin.

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Bei der Eröffnung war auch Familie Modl dabei: (von links) Anna, Alina, Xaver mit Mutter Nadine.
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Kiosk-Pächter Manfred Happach mit Tochter Miriam, 20, der Sohn hilft auch noch mit.
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Die erste Wachleiter-Schicht der Freibadsai­son haben Katja Lanzinger und Anja Lederer (rechts) übernommen.
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Stammgäste, wie Udo Baumgartne­r (Zweiter von links), genießen die Nähe zum Freibad.
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Fotos: Thorsten Jordan Mit dem Start der Pfingstfer­ien hat auch das Warmfreiba­d in Prittrichi­ng aufgemacht.

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