Landsberger Tagblatt

Künstler wehrt sich gegen Kündigung seines Ateliers

Der Greifenber­ger Zweite Bürgermeis­ter will erreichen, dass eine Wohnung im Rathaus wieder als solche genutzt wird. Derzeit hat der Künstler Axel Wagner dort aber sein Atelier.

- Von Romi Löbhard

Wohnraum ist knapp, Wohnraum wird dringend gesucht. Der Zweite Bürgermeis­ter der Gemeinde Greifenber­g, Hagen Adler, hat deshalb einen Antrag gestellt, die Wohnung im ersten Stock des Rathauses zu renovieren und an Mitarbeite­r, beispielsw­eise im Kinderhaus Windradl, zu vermieten. Dort hatte viele Jahre eine mittlerwei­le verstorben­e Frau gelebt. Das Schreiben von Hagen Adler wurde in der jüngsten Gemeindera­tssitzung behandelt. Der Antrag hatte im Vorfeld bereits für einigen Wirbel gesorgt.

In der Wohnung hat der Greifenber­ger Künstler und Psychother­apeut Axel Wagner sein Atelier eingericht­et. Dieses befand sich jahrelang in der Alten Schule an der Hauptstraß­e. Dort sollte er ausziehen, weil das Kinderhaus mehr Platz benötigte. Was ihm nicht allzu schwer fiel, weil ihm die Alternativ­e im ersten Stock des Rathauses angeboten wurde. Dass die Wohnung möglicherw­eise als wieder als solche und nicht mehr als Atelier genutzt werden soll, empfand Wagner, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion erläuterte, als fragwürdig und existenzbe­drohend für sich und seine Kunst. Zudem sei sie nicht ideal eingeteilt und vor einer Nutzung als Wohnraum müsse einiges renoviert, saniert und modernisie­rt werden. Wagner, der im Ostermaier-Gebäudekom­plex an der Hauptstraß­e in Greifenber­g eine Praxis für psychother­apeutische Angebote hat, verfasste einen Brief an den Gemeindera­t.

Darin heißt es unter anderem, dass dem Rathaus als öffentlich­er Ort eine künstleris­che Nutzung besser zu Gesicht stehe als eine dort lebende Privatpers­on. Zudem sei das Atelier kulturelle­r Begegnungs­punkt für Künstler aus der Region. Auf das Schreiben hin folgten weitere Diskussion­en, teilweise ebenfalls schriftlic­h. Im Vordergrun­d stand dabei die Abwägung „Kunst oder sozialer Bedarf“. Werde dem Antrag von Adler gefolgt und ihm damit das Atelier gekündigt, erklärte Wagner unter anderem, so sei das ein persönlich­er Angriff jedes Gemeindera­ts, der für die erneute Nutzung als Wohnung stimme.

Derzeit sei nicht der richtige Zeitpunkt, Geld für das Herrichten dieser Wohnung ohne ausreichen­den Brandschut­z auszugeben, sagte

Bürgermeis­terin Patricia Müller zu dem Fall. Grund ist die gerade angestoßen­e Ortskernen­twicklung mit Geldern aus der Städtebauf­örderung. Dafür laufe ein Ideen- und Realisieru­ngswettbew­erb, in dessen Verlauf vermutlich auch das Rathaus mit seinen Außenfläch­en überplant und saniert werde. In Planung sei auch eine Machbarkei­tsstudie für geförderte­n Wohnraum, erklärte die Bürgermeis­terin. Bei dringendem Bedarf an Unterkunft­smöglichke­iten sei die Firma Ostermayer stets guter Ansprechpa­rtner. Weitere Möglichkei­t, wenn Wohnraum gesucht wird, sei ein Aufruf im Ort, damit habe sie bereits positive Erfahrunge­n gemacht. Der Antrag von Hagen Adler, die Wohnung im Rathaus wieder als solche zu vermieten, wurde mit 7:5 Stimmen abgelehnt.

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Foto: Thorsten Jordan (Archivbild) Atelier oder Wohnung für Gemeindebe­schäftigte? Wie eine Wohnung im Greifenber­ger Rathaus genutzt werden soll, ist strittig.

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