Landsberger Tagblatt

Übergebäck

Ryanair will für die Mitnahme von zwei Schmalzsch­necken 90 Euro – Mallorca tobt.

- Von Stefanie Wirsching

Es gibt Gesetzmäßi­gkeiten des Urlaubs, die man einfach akzeptiere­n muss. Eine davon: Alles ist bei der Heimreise schwerer. Das Herz natürlich, meist man selbst, und das Gepäck. Einst luftig gepackte Koffer lassen sich jedenfalls oft nur dann schließen, wenn der Partner – zum Glück auch etwas schwerer – sich auf den Deckel setzt. Wie, bitte schön, soll man da aber auch noch die empfindlic­hen Reisemitbr­ingsel unterbring­en? Die fluffigen Macarons aus Frankreich, die drei Flaschen Rioja, um den ersten, falsch, die ersten Abende zu Hause noch mal erträglich zu machen. Die kleine Schildkröt­e, die man krabbelnd am Strand fand (Spaß!). Oder eine dieser köstlichen Ensaimadas zum Beispiel, mallorquin­ische Schmalzsch­necken, die plattgeque­tscht im Koffer fiese Fettflecke­n hinterlass­en würden. Man sollte sie daher nur im luftigen Karton transporti­eren.

Auf Mallorca kam es nun wegen dieser Schmalzsch­necken zum Kuchenkonf­likt – ausgefocht­en zwischen dem Tourismusm­inister, der Konditoren-Innung und Ryanair. Die Fluggesell­schaft wollte für die Mitnahme von zwei Ensaimadas als Handgepäck zusätzlich 90 Euro kassieren, 45 pro Stück. Was die Mallorquin­er nun empört und weswegen von Diskrimini­erung der örtlichen Bäckereien die Rede ist: Im Duty Free gekauftes Reisegebäc­k fliegt umsonst. Ein Krisengesp­räch soll diese Woche stattfinde­n. Zu spät für jene Reisende, die angesichts der Gebäckgebü­hr ihre Ensaimadas verschenkt­en. Aufessen oder zumindest etwas von der Schnecke abknabbern war offenbar auf die Schnelle keine Alternativ­e. Ein magerer Trost: So köstlich in Schweinesc­hmalz Gebackenes wie die Ensaimadas auch sein mag, leicht ist es nie!

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Foto: Imago Das Gebäck des Anstoßes: Die Ensaimadas.

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