Eine kammermusikalische Kostbarkeit
„Die schöne Müllerin“ist im evangelischen Gemeindehaus in Landsberg zu hören. Die beiden Musiker beeindrucken das Publikum.
Welch wunderbarer Abend, welch beeindruckendes Musikerlebnis, welch kammermusikalische Kostbarkeit. Matthias Winckhler (Bariton) und Akemi Murakami (Klavier) kredenzten dem in andächtiger Stille lauschenden Publikum im voll besetzten Gemeindesaal der evangelischen Christuskirche in Landsberg den Liederzyklus „Die schöne Müllerin“von Franz Schubert.
Der Komponist hat dafür 20 von 25 Texten aus einer Gedichtsammlung gleichen Namens des Schriftstellers Wilhelm Müller vertont. Es war eine Konstellation, die als „glücklich“bezeichnet werden kann – obwohl die Geschichte ein trauriges Ende nimmt. Für beide, Dichter und Musiker, war es eine Art Bewältigung des eigenen Lebens. Beide verarbeiteten in dem Zyklus persönlichen Liebeskummer und auch eine sich verschlimmernde, schließlich zum frühen Tod führende Krankheit. Während
Müller aber gegen Ende der Gedichtsammlung eine tiefe Depression erkennen lässt, hat Schubert dem Zyklus auch durch Weglassen einiger Texte ein versöhnliches, verzeihendes Ende gegeben.
Die Pianistin Akemi Murakami ist für Landsberger Musikinteressierte keine Unbekannte, sie war bereits mehrmals zu Gast in der Lechstadt. Sie ist gefragte Liedbeziehungsweise Gesangsbegleiterin, hat sich unter anderem mit ihrer
vor einigen Jahren in München initiierten Reihe „Liederleben“einen Namen gemacht. Umso anerkennenswerter ist, dass sie auch immer wieder nach Landsberg kommt und dies jedes Mal mit jungen, aufstrebenden, hervorragenden Gesangssolisten. Aktuell war das mit Matthias Winckhler ein Bariton, der sich nicht ganz, aber doch sehr dem Lied zugewandt hat. Seine Stimme ist wie geschaffen für dieses Genre. Zart und fordernd, jauchzend und leidend – Winckhler beherrscht damit alle Gefühlsregungen und das bei stets exzellenter Artikulation.
Das Zusammenwirken mit Akemi Murakami ist ein hervorragendes. Das Duo präsentierte die recht anspruchsvolle Komposition klar strukturiert und doch mit viel Gefühl und Verständnis für Freude und Leid des Müllersburschen und seine schließlich unerfüllte Liebe zur Müllerstochter. Der Bach als ständiger Begleiter schien sich den Stimmungen anzupassen. Murakami ließ ihn mal fröhlich plätschernd vom Flügel sprudeln, mal klang sein Wasser dunkel-aufgeregt.
Dabei war die Pianistin stets angenehm zurückhaltend. Winckhler verflocht seinen weich-warmen Bariton mit den Tönen des Instruments. Das Ende des Zyklus „Die schöne Müllerin“mit den romantisch-harmonischen Tonfolgen vom Flügel und dem zarten Gesang bei „Des Baches Wiegenlied“: zum Weinen schön. Zu Recht stürmisch geforderte Zugaben.