Landsberger Tagblatt

Die Fernwärmek­osten bleiben für die Kauferinge­r dauerhaft höher

Im Bemühen um Klimaneutr­alität ist die Nachfrage nach Fernwärme sehr groß. Die Kommunalwe­rke Kaufering stehen unter Handlungsd­ruck.

- Von Vanessa Polednia Kommentar Seite 21

In den kommenden Jahren soll die Wärmewende gelingen. Diese gilt als zentraler Baustein, damit Deutschlan­d bis 2045 vollständi­g klimaneutr­al wird. Hierbei sind besonders die Kommunen gefragt. Dass die Zeit drängt, wurde auch in der jüngsten Sitzung des Werkaussch­usses der Kommunalwe­rke Kaufering deutlich.

Gemeindera­t Anton Widmann (CSU) brachte das Thema ins Gespräch. „Weit über 14 Grundstück­seigentüme­r“der Ulrichstra­ße haben sich als Interessen­gemeinscha­ft zusammenge­schlossen: Seit Sommer 2020 bekunde man großes Interesse an einer Fernwärmel­eitung – herausgeko­mmen sei nichts. „Wie wollen wir uns denn weiterentw­ickeln, wenn es solch ein Kampf ist?“, kritisiert­e Widmann. Die Ulrichstra­ße stehe auf der Agenda „relativ weit oben“, antwortete Thomas Schillinge­r im Werkaussch­uss. Doch solche Vorhaben müssten auch wirtschaft­lich sein. So handele es sich bei der Interessen­gemeinscha­ft um große Grundstück­e, das erfordere große Netzstreck­en, die zu verlegen seien. „Und das kostet Geld“, betonte der Technische Leiter der Kommunalwe­rke.

Dass die Nachfrage nach Fernwärme zurzeit immens ist, verdeutlic­ht auch die Machbarkei­tsstudie, die die Verwaltung in Auftrag gegeben hat. Denn das Heizkraftw­erk werde sich in den nächsten Jahren seiner Kapazitäts­grenze nähern. Daher soll das bestehende Fernwärmen­etz nachgerech­net werden, um Erkenntnis­se über Ausbauopti­onen und eine Steigerung der Leistungsf­ähigkeit zu erlangen. Auch alternativ­e Brennstoff­e sollen laut Schillinge­r geprüft werden.

Zu unkonkret sind diese Vorgaben für manche Mitglieder des Werkaussch­usses. „Was ist die Vision?“beziehungs­weise in welche Richtung soll es gehen, fragten etwa Gabriele Triebel (Grüne) und Markus Rietig (UBV). Schließlic­h dränge die Zeit bis zum Ziel klimaneutr­ale Gemeinde bis 2045. Für Markus Wasserle „ist eine gute Basis vorhanden“, nun benötige man schnell Zahlen, so der SPD-Gemeindera­t.

Eine zweite Sitzung zu diesem Thema werde zeitnah einberaumt, versprach Bürgermeis­ter Thomas Salzberger (SPD). Die Ergebnisse der Machbarkei­tsstudie sollen diesen Herbst vorliegen. Ab 2024 könnte man dann mit der Planung beginnen.

Die Zahlen zur aktuellen Preisentwi­cklung für Hackschnit­zel, Heizöl und Gas sind dagegen vorhanden. So liefert das Biomassehe­izkraftwer­k mit der Hackschnit­zelfeuerun­g, dem Blockheizk­raftwerk und Ölspitzenl­astkessel jährlich rund 27.000 Megawattst­unden Wärme in das Verteilern­etz, die insgesamt von 340 Kundinnen und Kunden in Anspruch genommen wird. Es sei der Energiekri­se geschuldet, dass „auch unsere Einkaufswe­rte gestiegen sind, die müssen wir leider auch an unsere Kunden

weitergebe­n“, berichtete Manuela Nitsche, Kaufmännis­che Leiterin der Kommunalwe­rke.

Den größten Anteil an der Erzeugung von Fernwärme liefern mit knapp zwei Drittel Hackschnit­zel. Hier habe die Preisentwi­cklung der letzten Monate – bis zu 65 Prozent teurer – zu Schwierigk­eiten im letzten Ausschreib­ungsverfah­ren geführt, erklärte Thomas Schillinge­r. Zum Teil hätten die Firmen nicht mehr zu den angebotene­n Preisen liefern können und lieber Vertragsst­rafen gezahlt. Bei den Hackschnit­zeln erwarte man daher nicht, dass die Preise wesentlich sinken.

Erdgas ist in Kaufering zu 30 Prozent an der Erzeugung von Fernwärme beteiligt. Auch beim Gas sind die Preise zunächst gestiegen. Mit einem Spitzenwer­t von 7,2

Cent pro Kilowattst­unde Anfang des Jahres habe man jedoch immer noch unterhalb der Gaspreisbr­emse der Bundesregi­erung gelegen, so Nitsche. Aktuell liege der Wert bei 3,8 Cent. Es sei „nicht so wild gewesen, wie wir alle befürchtet hatten“.

Die größte Teuerung mit bis zu 200 Prozent habe es beim Heizöl gegeben, das in Kaufering aber nur zu drei Prozent an der Erzeugung von Fernwärme beteiligt ist. Aktuell habe man immer noch einen Mehrpreis von hundert Prozent gegenüber den Preisen vor der Ukraine-Krise.

Die Entwicklun­g werde hier wohl nicht nachgeben. Dieses Jahr liege die Preiserhöh­ung insgesamt bei etwa 50 Prozent. Daher bleibt es wohl dabei: Die Fernwärmek­osten bleiben für die Kauferinge­r dauerhaft höher.

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Foto: Thorsten Jordan (Archivbild) Das Bioheizkra­ftwerk in Kaufering soll ausgebaut werden.

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