Die Fernwärmekosten bleiben für die Kauferinger dauerhaft höher
Im Bemühen um Klimaneutralität ist die Nachfrage nach Fernwärme sehr groß. Die Kommunalwerke Kaufering stehen unter Handlungsdruck.
In den kommenden Jahren soll die Wärmewende gelingen. Diese gilt als zentraler Baustein, damit Deutschland bis 2045 vollständig klimaneutral wird. Hierbei sind besonders die Kommunen gefragt. Dass die Zeit drängt, wurde auch in der jüngsten Sitzung des Werkausschusses der Kommunalwerke Kaufering deutlich.
Gemeinderat Anton Widmann (CSU) brachte das Thema ins Gespräch. „Weit über 14 Grundstückseigentümer“der Ulrichstraße haben sich als Interessengemeinschaft zusammengeschlossen: Seit Sommer 2020 bekunde man großes Interesse an einer Fernwärmeleitung – herausgekommen sei nichts. „Wie wollen wir uns denn weiterentwickeln, wenn es solch ein Kampf ist?“, kritisierte Widmann. Die Ulrichstraße stehe auf der Agenda „relativ weit oben“, antwortete Thomas Schillinger im Werkausschuss. Doch solche Vorhaben müssten auch wirtschaftlich sein. So handele es sich bei der Interessengemeinschaft um große Grundstücke, das erfordere große Netzstrecken, die zu verlegen seien. „Und das kostet Geld“, betonte der Technische Leiter der Kommunalwerke.
Dass die Nachfrage nach Fernwärme zurzeit immens ist, verdeutlicht auch die Machbarkeitsstudie, die die Verwaltung in Auftrag gegeben hat. Denn das Heizkraftwerk werde sich in den nächsten Jahren seiner Kapazitätsgrenze nähern. Daher soll das bestehende Fernwärmenetz nachgerechnet werden, um Erkenntnisse über Ausbauoptionen und eine Steigerung der Leistungsfähigkeit zu erlangen. Auch alternative Brennstoffe sollen laut Schillinger geprüft werden.
Zu unkonkret sind diese Vorgaben für manche Mitglieder des Werkausschusses. „Was ist die Vision?“beziehungsweise in welche Richtung soll es gehen, fragten etwa Gabriele Triebel (Grüne) und Markus Rietig (UBV). Schließlich dränge die Zeit bis zum Ziel klimaneutrale Gemeinde bis 2045. Für Markus Wasserle „ist eine gute Basis vorhanden“, nun benötige man schnell Zahlen, so der SPD-Gemeinderat.
Eine zweite Sitzung zu diesem Thema werde zeitnah einberaumt, versprach Bürgermeister Thomas Salzberger (SPD). Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sollen diesen Herbst vorliegen. Ab 2024 könnte man dann mit der Planung beginnen.
Die Zahlen zur aktuellen Preisentwicklung für Hackschnitzel, Heizöl und Gas sind dagegen vorhanden. So liefert das Biomasseheizkraftwerk mit der Hackschnitzelfeuerung, dem Blockheizkraftwerk und Ölspitzenlastkessel jährlich rund 27.000 Megawattstunden Wärme in das Verteilernetz, die insgesamt von 340 Kundinnen und Kunden in Anspruch genommen wird. Es sei der Energiekrise geschuldet, dass „auch unsere Einkaufswerte gestiegen sind, die müssen wir leider auch an unsere Kunden
weitergeben“, berichtete Manuela Nitsche, Kaufmännische Leiterin der Kommunalwerke.
Den größten Anteil an der Erzeugung von Fernwärme liefern mit knapp zwei Drittel Hackschnitzel. Hier habe die Preisentwicklung der letzten Monate – bis zu 65 Prozent teurer – zu Schwierigkeiten im letzten Ausschreibungsverfahren geführt, erklärte Thomas Schillinger. Zum Teil hätten die Firmen nicht mehr zu den angebotenen Preisen liefern können und lieber Vertragsstrafen gezahlt. Bei den Hackschnitzeln erwarte man daher nicht, dass die Preise wesentlich sinken.
Erdgas ist in Kaufering zu 30 Prozent an der Erzeugung von Fernwärme beteiligt. Auch beim Gas sind die Preise zunächst gestiegen. Mit einem Spitzenwert von 7,2
Cent pro Kilowattstunde Anfang des Jahres habe man jedoch immer noch unterhalb der Gaspreisbremse der Bundesregierung gelegen, so Nitsche. Aktuell liege der Wert bei 3,8 Cent. Es sei „nicht so wild gewesen, wie wir alle befürchtet hatten“.
Die größte Teuerung mit bis zu 200 Prozent habe es beim Heizöl gegeben, das in Kaufering aber nur zu drei Prozent an der Erzeugung von Fernwärme beteiligt ist. Aktuell habe man immer noch einen Mehrpreis von hundert Prozent gegenüber den Preisen vor der Ukraine-Krise.
Die Entwicklung werde hier wohl nicht nachgeben. Dieses Jahr liege die Preiserhöhung insgesamt bei etwa 50 Prozent. Daher bleibt es wohl dabei: Die Fernwärmekosten bleiben für die Kauferinger dauerhaft höher.