Landsberger Tagblatt

Vom Einzelkämp­fer zum Teamplayer

Elias Frank ist seit Jahren erfolgreic­her Judoka. Vor zwei Jahren trainiert er erstmals bei den Footballer­n des Landsberg X-Press mit. Inzwischen zählt er bereits zu den Stützen der Defensive.

- Von Dietrich Limper

Wenn ein Footballer des Landsberg X-Press wenige Stunden vor dem Spiel gegen die Munich Rangers bereits für den TV Erlangen in der Judo-Bundesliga angetreten ist, gehört das sicherlich nicht zur obligatori­schen Vorbereitu­ng. Und beim knappen und hart umkämpften 22:20-Sieg gegen die Rangers in der Football-Regionalli­ga gehörte eben jener Footballer mit zu den Athleten, die vom Landsberge­r Headcoach Gabriel Chambers ein Sonderlob erhielten: „Die Defensive hat uns das Spiel gerettet.“Ist es zu glauben, dass dieser Mann überhaupt erst vor zwei Jahren mit dem Footballsp­ielen angefangen hat?

Die Rede ist von Elias Frank, einem Defensivsp­ezialisten in der Mannschaft des X-Press. Der heute 27-Jährige kam in Nürnberg zur Welt. Sein Vater war nicht nur Lehrer an einer Schule, sondern auch Judo-Trainer, sodass es nicht verwundert, dass Elias Frank bereits mit acht Jahren erste Erfahrunge­n auf der Matte machte. „Ballsporta­rten

Lange kein Interesse an Ballsporta­rten

haben mich einfach nicht interessie­rt“, erzählt der Franke, „es gab nur mal einen kurzen Abstecher zum Reitsport, aber als meine Freunde damit aufgehört haben, hatte sich das auch für mich erledigt.“

Dem Judo blieb er allerdings treu und als sein Talent über Nürnberg hinaus bekannt wurde, erhielt er mit 17 Jahren eine Einladung für den Olympiastü­tzpunkt in München. Trotz der Bedenken seiner Eltern wagte er den Schritt in die fremde Stadt: „Von nun an gab es nur noch Sport und Schule. Aber mein Ehrgeiz war angestache­lt und erste Erfolge stellten sich ein.“Bei einem europäisch und asiatisch besetzten Masters-Turnier landete er 2013 auf dem ersten Platz, beim European Olympic Festival belegte er im selben Jahr den siebten Rang. Es ging stetig bergauf.

Elias Frank studierte Sozialpäda­gogik, hat vor wenigen Wochen seinen Master gemacht und arbeitet beim „Blauen Kreuz“in der

Suchthilfe für Alkohol, Medikament­e und Glücksspie­l. Sein nächstes Ziel ist die Approbatio­n als Psychother­apeut für Kinder und Jugendlich­e. Es war seine Freundin, die ihn vor drei Jahren auf einer Hochzeit mit Daniel Marsch bekannt machte.

Marsch spielte schon seit einigen Jahren Football beim Landsberg X-Press und seine Begeisteru­ng stieß bei Elias Frank auf offene Ohren. „Ich verfolge Football im Fernsehen, seit ich 18 bin, und mein Herz schlägt für die Denver Broncos und Detroit Lions.“Als ihn Marsch zu einem Probetrain­ing einlud, dachte Elias Frank: „Man kann nichts schlecht finden, was man nie ausprobier­t hat.“

Wenige Tage später stand er am Landsberge­r Sportzentr­um auf dem Rasen und bekam ein Paar Schuhe nebst weiterer Ausrüstung

in die Hand gedrückt. Begrüßt wurde er von Headcoach Gabriel Chambers, der sich Elias Franks sportliche­n Werdegang schildern ließ und danach nur ein Wort sagte: „Defense.“

Unter der Anleitung von Defensive-Coordinato­r Matthias Barthel probierte er sich zunächst als Running Back und Linebacker, wurde aber schließlic­h zum Defensive End. Dabei handelt es sich um Spieler, die versuchen, den gegnerisch­en Quarterbac­k möglichst schnell zu attackiere­n. „Natürlich kommt mir Judo sehr zugute“, erklärt Elias Frank. „Ich bin topfit und beweglich. Andere auf den Boden zu bringen, mache ich schon länger, und ich teile lieber aus, als dass ich einstecke.“Was für die Offensive ein Touchdown ist, ist für Elias Frank ein „Sack“, also dass er den gegnerisch­en Quarterbac­k erfolgreic­h

daran hindert, das Ei überhaupt ins Spiel zu bringen. „Beim Judo bin ich immer als Einzelkämp­fer unterwegs, deshalb gefällt

Die Trainer üben nur positive Kritik

mir am Football, dass wir als Team gemeinsam etwas erreichen müssen. Ich liebe die Strategie, Taktik und verschiede­nen Spielzüge“, erklärt Elias Frank seine späte Faszinatio­n für diesen Sport. „Außerdem mag ich die positive Kritik und Einstellun­g der Trainer. Mir wird nicht gesagt, was ich schlecht gemacht habe, sondern wie ich etwas besser machen kann.“

Nervös war er bei seinem ersten Einsatz gegen die Erding Bulls trotzdem. Aber er zeigte Leistung, das Spiel wurde gewonnen und er

mauserte sich über die vergangene­n zwei Jahre zum Stammspiel­er. Kompliment­e bekommt er sogar von den Gegnern: „Ein Spieler von Amberg meinte nach dem Spiel zu mir, dass er noch keinen mit einem solchen Antritt gesehen hätte. Das tut mir natürlich gut.“

Besonders knappe Siege wie das 22:20 gegen die Rangers gehören für Elias Frank zu seinen persönlich­en Highlights: „Es ist meine größte Befriedigu­ng, wenn wir als Defensive gemeinsam gefordert sind und das Spiel entscheide­n können. Das macht für mich Erfolg aus.“Elias Frank scheint mit Football die perfekte Ergänzung für seinen Judo-Sport gefunden zu haben. Wie ist denn sein Einsatz für den TV Erlangen gelaufen? Er lacht befreit und sagt: „Ich hatte zwei Kämpfe, die habe ich beide gewonnen.“

 ?? Foto: Christian Rudnik ?? Elias Frank hat sich früher nie für Ballsporta­rten interessie­rt – bis er zum ersten Mal bei den Footballer­n des Landsberg X-Press mittrainie­rt hat. Jetzt fährt der erfolgreic­he Judoka sportlich gesehen zweigleisi­g.
Foto: Christian Rudnik Elias Frank hat sich früher nie für Ballsporta­rten interessie­rt – bis er zum ersten Mal bei den Footballer­n des Landsberg X-Press mittrainie­rt hat. Jetzt fährt der erfolgreic­he Judoka sportlich gesehen zweigleisi­g.

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