Triebel setzt sich für Missbrauchsopfer ein
Die Landtagsabgeordnete aus Kaufering, Gabriele Triebel, radelt mit Betroffenen nach Rom. Höhepunkt ist ein Treffen mit Papst Franziskus.
Seit fast zwei Jahren beschäftigt sich die Grünen-Landtagsabgeordnete Gabriele Triebel aus Kaufering mit dem Thema „Sexualisierte Gewalt im kirchlichen Umfeld“. In etlichen Anträgen und Anfragen geht sie der Frage nach, welche Rolle der Staat und die Staatsregierung bei diesem Thema spielten und zukünftig spielen müssen. Durch ihre Arbeit hat sie Richard Kick kennengelernt, der Sprecher des Betroffenen-Beirats München ist. Mit ihm nahm sie jetzt als Unterstützerin an einer Radpilgertour von Betroffenen nach Rom teil. Im Mittelpunkt stand dabei ein Treffen mit Papst Franziskus.
Richard Kick, Robert Köhler und Dietmar Achleitner sind Betroffene aus dem Erzbistum München/ Freising und organisierten die außergewöhnliche Pilgerreise. Start war am Marienplatz in München. „Sie hatten auch ein stilisiertes Herz im Gepäck, das sie Papst Franziskus in Rom übergeben wollten“, sagt Gabriele Triebel. Das Herz stehe für ihre Anliegen, für das, was ihnen widerfahren ist, für den Zustand ihres Herzens und für ihren Wunsch nach Empathie für ihr erlittenes Leid.
Gabriele Triebel war beim Start in München dabei und stieß einige Tage später in Aqualagna zur Gruppe. Über Assisi und Rieti ging es nach Rom, wo die Gruppe von den Vertreterinnen und Vertretern der Erzdiözese empfangen wurde. Bei einer allgemeinen Generalaudienz hatten die Teilnehmenden eine besondere Begegnung mit Papst Franziskus. Die Betroffenen konnten mehrere Minuten mit dem Papst sprechen. „Das war das erste Mal, dass Franziskus persönlich und direkt mit Missbrauchs-Betroffenen überhaupt gesprochen
hat. Seine Reaktion war empathisch, aber bei der Frage nach dem Umgang mit Priester-Tätern war er sprachlos“, sagt Gabriele Triebel. „Dieses Treffen hat alle, inklusive mich, sehr bewegt.“Aber nicht nur das Treffen auf dem Petersplatz, sondern die fünf Tage, die sie bei der Gruppe sein durfte, seien sehr emotional gewesen. „Manche Betroffene haben zum ersten Mal über ihr erlittenes Leid mit anderen, wie mit mir, sprechen können“, sagt die 62-Jährige.
Die Gruppe traf auch Pater Zollner. Der Jesuitenpater ist Leiter des anthropologischen Instituts der päpstlichen Universität Gregoriana
und war lange Leiter der katholischen Kinderschutzkommission, die er dieses Jahr verlassen hat, weil seiner Meinung nach alles zu langsam geht. Er ist Sozialwissenschaftler und forscht zum Thema Missbrauch und zu dessen Prävention. „Auch er hat ganz klar gesagt, dass die Politik viel mehr Verantwortung in der Aufarbeitung übernehmen muss“, sagt Gabriele Triebel.
Das Treffen mit Pater Zollner und die Pilgerreise bestärken die Landtagsabgeordnete darin, die Staatsregierung weiterhin hartnäckig dazu aufzufordern, ihrer Wächterfunktion gegenüber den
Bürgerinnen und Bürgern viel mehr nachzukommen. „Das Strafrecht allein reicht nicht aus und Missbrauch ist keine Angelegenheit der Kirchen allein.“Der Staat müsse dringend eine eigene unabhängige Aufarbeitungskommission einrichten, die Standards und Rahmen einer gelingenden Aufarbeitung im Sinne der Betroffenen vorgibt. „Im Moment verhält es sich so, dass im kirchlichen Bereich jede der 13 Diözesen ihren eigenen Weg der Aufarbeitung geht“, kritisiert Triebel. Ob zum Beispiel überhaupt ein Gutachten und von wem und in welcher Qualität erstellt wird, hänge von einzelnen
Verantwortlichen ab. Die Standards sollten nicht nur für Kirchen, sondern für alle anderen Institutionen und gesellschaftlichen Bereiche wie Vereine und Verbände gültig sein.
Einen Erfolg kann Gabriele Triebel aus ihrer Sicht schon verbuchen: Die Staatsregierung werde jetzt endlich die lange von den Grünen geforderte Anlaufstelle für Betroffene einrichten. „Jetzt gilt es, die verantwortliche Ministerin Ulrike Scharf (CSU) daran zu messen, ob diese Stelle auch mit entsprechendem Fachpersonal ausgestattet ist und nicht nur eine Telefonweiterleitung ist.“