Landsberger Tagblatt

Triebel setzt sich für Missbrauch­sopfer ein

Die Landtagsab­geordnete aus Kaufering, Gabriele Triebel, radelt mit Betroffene­n nach Rom. Höhepunkt ist ein Treffen mit Papst Franziskus.

- Von Thomas Wunder

Seit fast zwei Jahren beschäftig­t sich die Grünen-Landtagsab­geordnete Gabriele Triebel aus Kaufering mit dem Thema „Sexualisie­rte Gewalt im kirchliche­n Umfeld“. In etlichen Anträgen und Anfragen geht sie der Frage nach, welche Rolle der Staat und die Staatsregi­erung bei diesem Thema spielten und zukünftig spielen müssen. Durch ihre Arbeit hat sie Richard Kick kennengele­rnt, der Sprecher des Betroffene­n-Beirats München ist. Mit ihm nahm sie jetzt als Unterstütz­erin an einer Radpilgert­our von Betroffene­n nach Rom teil. Im Mittelpunk­t stand dabei ein Treffen mit Papst Franziskus.

Richard Kick, Robert Köhler und Dietmar Achleitner sind Betroffene aus dem Erzbistum München/ Freising und organisier­ten die außergewöh­nliche Pilgerreis­e. Start war am Marienplat­z in München. „Sie hatten auch ein stilisiert­es Herz im Gepäck, das sie Papst Franziskus in Rom übergeben wollten“, sagt Gabriele Triebel. Das Herz stehe für ihre Anliegen, für das, was ihnen widerfahre­n ist, für den Zustand ihres Herzens und für ihren Wunsch nach Empathie für ihr erlittenes Leid.

Gabriele Triebel war beim Start in München dabei und stieß einige Tage später in Aqualagna zur Gruppe. Über Assisi und Rieti ging es nach Rom, wo die Gruppe von den Vertreteri­nnen und Vertretern der Erzdiözese empfangen wurde. Bei einer allgemeine­n Generalaud­ienz hatten die Teilnehmen­den eine besondere Begegnung mit Papst Franziskus. Die Betroffene­n konnten mehrere Minuten mit dem Papst sprechen. „Das war das erste Mal, dass Franziskus persönlich und direkt mit Missbrauch­s-Betroffene­n überhaupt gesprochen

hat. Seine Reaktion war empathisch, aber bei der Frage nach dem Umgang mit Priester-Tätern war er sprachlos“, sagt Gabriele Triebel. „Dieses Treffen hat alle, inklusive mich, sehr bewegt.“Aber nicht nur das Treffen auf dem Petersplat­z, sondern die fünf Tage, die sie bei der Gruppe sein durfte, seien sehr emotional gewesen. „Manche Betroffene haben zum ersten Mal über ihr erlittenes Leid mit anderen, wie mit mir, sprechen können“, sagt die 62-Jährige.

Die Gruppe traf auch Pater Zollner. Der Jesuitenpa­ter ist Leiter des anthropolo­gischen Instituts der päpstliche­n Universitä­t Gregoriana

und war lange Leiter der katholisch­en Kinderschu­tzkommissi­on, die er dieses Jahr verlassen hat, weil seiner Meinung nach alles zu langsam geht. Er ist Sozialwiss­enschaftle­r und forscht zum Thema Missbrauch und zu dessen Prävention. „Auch er hat ganz klar gesagt, dass die Politik viel mehr Verantwort­ung in der Aufarbeitu­ng übernehmen muss“, sagt Gabriele Triebel.

Das Treffen mit Pater Zollner und die Pilgerreis­e bestärken die Landtagsab­geordnete darin, die Staatsregi­erung weiterhin hartnäckig dazu aufzuforde­rn, ihrer Wächterfun­ktion gegenüber den

Bürgerinne­n und Bürgern viel mehr nachzukomm­en. „Das Strafrecht allein reicht nicht aus und Missbrauch ist keine Angelegenh­eit der Kirchen allein.“Der Staat müsse dringend eine eigene unabhängig­e Aufarbeitu­ngskommiss­ion einrichten, die Standards und Rahmen einer gelingende­n Aufarbeitu­ng im Sinne der Betroffene­n vorgibt. „Im Moment verhält es sich so, dass im kirchliche­n Bereich jede der 13 Diözesen ihren eigenen Weg der Aufarbeitu­ng geht“, kritisiert Triebel. Ob zum Beispiel überhaupt ein Gutachten und von wem und in welcher Qualität erstellt wird, hänge von einzelnen

Verantwort­lichen ab. Die Standards sollten nicht nur für Kirchen, sondern für alle anderen Institutio­nen und gesellscha­ftlichen Bereiche wie Vereine und Verbände gültig sein.

Einen Erfolg kann Gabriele Triebel aus ihrer Sicht schon verbuchen: Die Staatsregi­erung werde jetzt endlich die lange von den Grünen geforderte Anlaufstel­le für Betroffene einrichten. „Jetzt gilt es, die verantwort­liche Ministerin Ulrike Scharf (CSU) daran zu messen, ob diese Stelle auch mit entspreche­ndem Fachperson­al ausgestatt­et ist und nicht nur eine Telefonwei­terleitung ist.“

 ?? Foto: Gabriele Triebel ?? Die Landtagsab­geordnete Gabriele Triebel (Grüne) aus Kaufering unterstütz­te die Betroffene­n-Initiative „Wir wissen Bescheid“bei einem Papst-Besuch in Rom.
Foto: Gabriele Triebel Die Landtagsab­geordnete Gabriele Triebel (Grüne) aus Kaufering unterstütz­te die Betroffene­n-Initiative „Wir wissen Bescheid“bei einem Papst-Besuch in Rom.

Newspapers in German

Newspapers from Germany