Kurzweiliges Kabarett
Der Comedian aus Niederbayern brilliert im Landsberger Sportzentrum auch als Sänger. Im April 2025 gibt es einen Nachspieltermin.
Martin Frank ist eines der jungen Gesichter des Kabaretts. Ähnlich wie Maxi Schafroth – oder auch Ralf Winkelhauser, der das Vorprogramm zu Frank in Landsberg bestritt und das Publikum begeisterte – stammt auch Frank von einem Bauernhof. Hat Schafroth im Allgäu seine bodenständigen Erfahrungen gemacht, die ihm heute bei der Einordnung des Weltgeschehens helfen, so wuchs Frank in Niederbayern auf. Die Erfahrungen zwischen Kuhstall und Mehrgenerationenhaus bilden heute sein Gegengewicht zu gesellschaftlichen Entwicklungen wie Ernährungstrends, die zumeist aus der Verweigerung bestimmter Lebensmittel bestehen, wie etwa Milch. Was das für einen Bauernbub bedeutet, dass in einem Wiener Café sämtliche Milchvarianten, sogar aus Kürbiskernen, angeboten werden, jedoch keine Kuhmilch, das bringt Frank so witzig rüber, dass ihm das Publikum gerne folgt auf seiner Nabelschau der neuen gesellschaftlichen Empfindlichkeit.
Anschaulich schildert Martin Frank, wie schwierig es heutzutage ist, mit fünf Freunden zu kochen. Die Frage im Vorfeld: „Was isst du nicht?“, war definitiv ein Fehler, denn nun werden allerlei Leiden und Glaubensfragen zum Essen ausgepackt. Gibt’s am Ende gar einen Bund Petersilie? Und zum Nachtisch Mikronährstoffe? „Ich hab noch nie eine Eisentablette gebraucht, bin als kleiner Bub in einen rostigen Nagel gestiegen“, trumpft Frank auf und plädiert für einfaches, authentisches Essen. So
wie beim örtlichen Italiener, da gibt es authentische Pizza und Pasta, „aber der Wirt kommt aus Straubing“.
Es gibt einfach zu viele Unverträglichkeiten – was für das Essen gilt, scheint sich auf das gesamtgesellschaftliche Befinden problemlos übertragen zu lassen, lauscht man den Geschichten des 31-Jährigen. Zwar schaut er bei seinen Themen
weit über Niederbayern hinaus, bricht sie dann aber wieder auf die Bewohner seines Mehrgenerationenhauses und die nähere Verwandtschaft herunter. Angesichts der Tatsache, dass Geburtstagsgeschenke bei Reichen immer ausgefallener werden – da werden sogar Wetterpatenschaften verschenkt – mahnt er eine Zeit des generellen Hinterfragens der Geburtstagsfeier
an. Wäre es nicht viel sinnvoller, Meilensteine im Leben zu feiern wie das Trockenwerden, ein Windelfest? Und überhaupt sollten an Geburtstagen der Kinder die Mamas gefeiert werden, denn die Kinder haben ja nichts dazugetan. Schwuppdiwupp – und schon sind die Zuhörer, die von Anfang an voll mit dabei sind, mittendrin in einer italienischen Arie,
Funiculì, Funiculà, aber auf bayerisch. Da heißt das Lied dann „Schaug hi, da liegt a toter Fisch im Wasser“. „Hat eigentlich schon mal jemand gefragt, woran der Fisch gestorben ist?“, fragt Frank und verrät in seinem Lied, das das Publikum begeistert mitsingt, das Geheimnis.
Immer wieder brilliert Martin Frank in seinem Programm mit seiner überraschend gut ausgebildeten Stimme und macht durch die gemeinschaftlichen Gesangseinlagen sein Kabarett noch kurzweiliger. Zwar sind die Themen, die Frank in seinem Programm „Wahrscheinlich liegt’s an mir“setzt, nicht alle neu. Aber es gelingt ihm außerordentlich gut, schon mit wenigen Sätzen Bilder in den Köpfen seiner Zuhörerschaft entstehen zu lassen. Diese Art von Humor hat etwas Kindliches und wird vom Publikum gefeiert – am Ende des Programms sogar mit Standing Ovations.
Nicht nur die Veranstaltung im Landsberger Sportzentrum war ausverkauft, für die gesamte Tournee von Martin Frank gibt es keine Karten mehr. Für Landsberg hat er nun einen Nachspieltermin angesetzt, am 25. April 2025 ist er noch einmal zu sehen. Auch dann wird vermutlich wieder der krähende, mannshohe Gockel auf der Bühne stehen, Franks Markenzeichen. Der Kabarettist sieht sich als Botschafter des Huhns, „denn Hühner sind unterschätzte Tiere“. Natürlich haben sie deshalb auch einen Platz in seinem Programm. So viel sei verraten, es geht um Feminismus und das Patriarchat des Gockels, dieser aber wurde im falschen Körper geboren – so viel Verwirrung, fast wie in einer italienischen Oper.