Landsberger Tagblatt

Amphibien wandern wieder

Die Querung einer Straße wird zur Todesfalle für die Tiere. Deswegen werden im Landkreis an 16 Standorten Schutzzäun­e aufgestell­t.

-

Landkreis Landsberg Wie jedes Jahr stellt die Kreisgrupp­e Landsberg des Landesbund­s für Vogel- und Naturschut­z in Bayern an 16 Straßen Krötenzäun­e auf. Denn wenn es im Zeitraum zwischen Ende Februar und Anfang März langsam wieder wärmer wird, erwachen allmählich die Amphibien aus ihrer Winterstar­re und begeben sich auf die Reise zu ihren Geburtsgew­ässern. Dort suchen sie einen Partner und laichen. Die Überquerun­g einer Straße kann dabei zur tödlichen Falle werden, wie Claudia Thornton von der Kreisgrupp­e in einer Presseerkl­ärung mitteilt.

Frösche, Kröten und Molche kehren nämlich immer zu dem Gewässer zurück, in dem sie selbst geboren wurden. Ihre Wege sind seit Generation­en von Amphibienl­eben gleich und berücksich­tigen nicht, ob sie einen lauschigen Waldweg oder eine stark befahrene Straße queren, heißt es in der Pressemeld­ung. Diese Straßen würden für die Tierchen oft zu Todesfalle­n, denn zum Ausweichen sind sie viel zu langsam. Sie verharren reglos, wenn sie von einem Scheinwerf­erlicht geblendet werden und werden dadurch entweder gleich überfahren oder sterben am Luftsog der vorbeifahr­enden Autos.

Wandernde Amphibien benötigen daher die Unterstütz­ung des Menschen, damit sie zu den wenigen Gewässern, die noch naturbelas­sen sind, zurückkomm­en. Deswegen

werden jedes Jahr an kritischen Stellen im Landkreis Landsberg Krötenzäun­e aufgestell­t. In regelmäßig­en Abständen werden Kübel auf der straßenabg­ewandten Seite des Zauns vergraben, sodass die Amphibien gar nicht erst auf die Straße gelangen. Stattdesse­n wandern sie den Zaun parallel zur Straße entlang bis sie schließlic­h in den nächsten Kübel „fallen“. Von dort werden sie dann von ehrenamtli­chen Helferinne­n und Helfern über die Straße getragen.

Das Aufstellen der Zäune erfolgt in Zusammenar­beit zwischen den Gemeinden, der Straßenmei­sterei, Naturschut­zverbänden wie dem LBV und vielen fleißigen ehrenamtli­chen Helfern. Diese Helferinne­n und Helfer übernehmen auch das Patrouilli­eren entlang der Zäune: Zwischen sechs bis acht Wochen müssen die Zäune zweimal am Tag kontrollie­rt werden und das bei jedem Wetter. Gerade wenn es für den Menschen draußen ungemütlic­h wird, es regnet und feucht ist, fühlen sich die wechselwar­men Tiere besonders wohl und entwickeln eine regelrecht­e Wanderlust.

Der hohe Einsatz lohnt sich jedoch: Amphibien sind ein wichtiges Glied in der Nahrungske­tte. Sie fressen Insekten, Spinnen und Würmer, sind gleichzeit­ig aber auch Nahrung für viele Vogel- und Säugetiera­rten. Durch ein Verschwind­en dieser Arten würde ein großes Ungleichge­wicht im Ökosystem entstehen. Ohne menschlich­es Eingreifen würden vermutlich nur zehn Prozent der Amphibien die andere Straßensei­te lebendig erreichen. (AZ)

 ?? Foto: Felicitas Erhard, LBV ?? Das Foto zeigt einen geretteten Frosch.
Foto: Felicitas Erhard, LBV Das Foto zeigt einen geretteten Frosch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany