Das neue Selbstbewusstsein
Der FC Augsburg könnte am Sonntag gegen Köln den fünften Sieg in Folge einfahren – allerdings ohne Ermedin Demirovic. Abseits des Rasens wurde ein Vertrag verlängert und einer aufgelöst.
Augsburg Die Länderspielpause ist vorbei und der FC Augsburg schickt sich an, in der FußballBundesliga genau da weiterzumachen, wo er vor zwei Wochen aufgehört hat. Selbstbewusste Auftritte haben dem Team von Trainer Jess Thorup zuletzt vier Siege beschert, mit einem fünften am Ostersonntag vor heimischem Publikum in der Augsburger Arena (15.30 Uhr) gegen den 1. FC Köln könnte der aktuelle Tabellensiebte nicht nur eine neue Bestmarke in der Vereinsgeschichte aufstellen, sondern noch näher ans internationale Geschäft heranrücken.
Gedanken, die Trainer Thorup vor der Partie gegen Köln noch weit von sich weist. Er wird nicht müde zu betonen, dass sein Fokus ausschließlich auf seiner Mannschaft und dem nächsten Spiel liegt. Mit dieser Marschroute ist er bisher bestens gefahren, seine Mannschaft hat sich in der Bundesliga zum Team der Stunde gemausert. Außer Leverkusen lieferte kein Klub in den vergangenen vier Wochen bessere Ergebnisse ab. Die Siege gegen Freiburg (2:1), Darmstadt (6:0), Heidenheim (1:0) und Wolfsburg (3:1) sprechen für sich.
Der FCA strahlt eine neue Stärke aus, die auch Thorup beeindruckt: „Ich spüre das Selbstvertrauen in der Mannschaft. Immer wenn wir auf den Platz gehen, haben wir das Gefühl, wir können gewinnen. Egal, gegen wen wir spielen.“
Am Ostersonntag wird dies der abstiegsgefährdete Tabellenvorletzte 1. FC Köln sein. Erstmals in dieser Saison muss Thorup dabei allerdings auf seinen Kapitän Ermedin Demirovic verzichten. Die Führungsfigur des FCA, der „Emotional Leader“und der mit 14 Treffern (und acht Vorlagen) torgefährlichste Augsburger ist nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt. „Unser Kapitän hat natürlich eine große Bedeutung für die Mannschaft. Nicht nur, weil er Kapitän ist, sondern weil er viele Tore und Punkte geholt hat“, räumt auch Trainer Thorup ein, betont aber: „Für mich geht es nicht so sehr darum, wer nicht dabei ist, sondern darum, wer spielt.“
Auf der vakanten DemirovicPosition im Sturm, an der Seite von Philip Tietz, stehen Thorup, wenn er an seinem offensiv ausgerichteten System festhält, zwei Alternativen zur Verfügung, die er im Training und im Testspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth einer genaueren Betrachtung unterzogen hat: zum einen Routinier Sven Michel, 33 Jahre, zum anderen der jungen Kroate Dion Beljo, 22.
Beide konnten sich bisher unter Thorup nicht für die Startelf empfehlen. In der Spieltags-Pressekonferenz wollte Jess Thorup zu dieser Personalie noch keine finale Entscheidung verkünden – und schien auch gänzlich andere Umstellungen in Erwägung zu ziehen. „Für mich geht es nicht darum, was das Beste für einen einzelnen Spieler, sondern was das Beste für die
Mannschaft ist“, betonte er. So kann auch Pep Biel noch auf seinen ersten Startelf-Einsatz hoffen.
Bisher zeigte Thorup bei seinen Aufstellungen ein glänzendes Händchen. Egal, wen er auflaufen ließ, er gab dem Kollektiv in jeder Besetzung die Überzeugung, Spiele selbst in Rückstand liegend noch gewinnen zu können. Die Stimmung in der Kabine und auf dem Trainingsplatz sei in dieser Woche entsprechend gut gewesen, berichtet Thorup, „alle freuen sich, dass es wieder losgeht“. Bis auf Niklas Dorsch, der weiter an einer Fußsohlenverletzung laboriert, und Außenverteidiger Robert Gumny, der sich am Dienstag im Training einen Kreuzbandriss zugezogen hat und mehrere Monate ausfallen wird, kann Thorup gegen Köln personell aus dem Vollen schöpfen.
Ganz anders als sein Kollege Timo Schultz, der seit Januar beim FC das Sagen hat, seit man sich von Coach Steffen Baumgart getrennt hat. In der ohnehin schon schwächelnden Offensive der Geißböcke – 20 Tore sind aktueller Negativwert der Liga – fallen Steffen Tigges und Damion Downs aus. Hier könnte zwar der wieder genesene Stürmer Davie Selke Abhilfe schaffen, doch auch in der Abwehr tun sich mit dem Fehlen von Leistungsträgern wie Finkgräfe und Pacarada Lücken auf. Am Freitag zog sich auch noch Innenverteidiger Luca Kilian einen Kreuzbandriss zu. FCA-Coach Thorup will gegen den Abstiegskandidaten trotzdem auf der Hut sein. „Auch wenn Köln zuletzt 1:5 verloren hat. Die anderen Partien waren sehr ausgeglichen. Sie waren immer nah dran am Sieg. Es wird am Sonntag für uns sicher kein einfaches Spiel.“Doch schnell ist es wieder da, das große Selbstvertrauen in die eigene Stärke. „Wir haben nur ein Ziel, wir wollen das Spiel gewinnen. Das werden wir auch am Sonntag zeigen“, sagt Thorup und beschwört den Augsburger Zusammenhalt: „Ich hoffe, dass wir wieder ausverkauft sind. Dass die Fans wieder den zwölften Mann geben. Das haben sie bisher in jedem Heimspiel getan. Ich hoffe, dass das auch am Ostersonntag so ist. Zusammen können wir wieder erfolgreich sein.“
Aber auch abseits des Rasens war man beim FCA nicht untätig. So machte man in der Personalie Frederik Winther Nägel mit Köpfen. Der dänische Innenverteidiger war zuletzt nach Estoril in Portugal ausgeliehen. Diese Leihe beendete man und gab den 23-Jährigen fest an den schwedischen Erstligisten Hammarby IF ab. Die Ablösesumme soll rund eine Million Euro betragen. Der alleinige Geschäftsführer Michael Ströll sicherte dem FCA zusätzlich eine Weiterverkaufsbeteiligung und eine Rückkaufoption. Der 39-Jährige gilt als das wirtschaftliche Mastermind des FCA. 2006 begann der Sportökonom als Praktikant beim damaligen Zweitligisten und arbeitete sich in der Hierarchie ganz nach oben. Am Freitag verlängerte der FCA den Vertrag von Ströll vorzeitig bis 2029. Das nennt man wohl Kontinuität.
Jess Throrup spricht vom „Gefühl, gewinnen zu können, egal gegen wen“