Winterholler: Wichtig ist, dass alle spielen können
Werner Winterholler trainiert die zweite Fußball-Mannschaft des SV Prittriching. Manche Entscheidungen bereiten ihm schlaflose Nächte.
Neun Spieltage habe er noch vor sich, rechnet Werner Winterholler vor, dann will der Trainer der zweiten Mannschaft des SV Prittriching erst mal eine Pause einlegen. Seit rund 35 Jahren ist er im Fußball im Nachwuchs und bei den Senioren im Einsatz und „irgendwann ist man einfach ausgebrannt“. Doch bis dahin hat er noch einiges vor und nach dem guten Start in die Abstiegsrunde der A-Klasse Zugspitze sollte er sein Ziel mit der Mannschaft auch erreichen können.
Es war bislang keine einfache Situation für Winterholler und sein Team: In der ersten Saisonhälfte gab es nur einen Sieg und vier Unentschieden – damit war klar, dass der Weg in die Abstiegsrunde führen würde. „Während unsere Gegner wie Scheuring oder Schwabhausen mit der ersten Elf antreten, sind es bei mir die Spieler Nummer 17 bis 30“, verdeutlicht er das Kräfteverhältnis. Denn fest stehe, dass die erste Mannschaft, die in der Kreisklasse um den Klassenerhalt kämpft, Priorität habe.
Trainiert wird aber gemeinsam, und das aus gutem Grund: „Wir haben zwischen 32 und 38 Spieler im Training, das geht allein gar nicht“, sagt Werner Winterholler. Die Zusammenarbeit mit Christian Ankner, dem Trainer der Ersten, funktioniere dabei sehr gut. „Er sagt, wen er im Team haben möchte, die anderen kommen zu mir. Das passt so“, sagt Werner Winterholler. Allerdings stünden ihm dann oft zu viele Spieler zur Verfügung: „Das ist für mich immer schlimm, wenn einer jedes Mal im Training ist, ich ihn aber nicht aufstellen kann. So was bereitet mir echt schlaflose Nächte“, räumt er ein. Doch mehr als 16 Spieler könne er eben nicht aufstellen.
Schon als Jugendtrainer sei es für ihn entscheidend gewesen, dass alle seine Schützlinge zum Einsatz kommen. „Wenn ich manchmal sehe, dass die Jugendtrainer dann stolz sind, weil sie ein Spiel mit 10:0 gewonnen haben, aber einige nur auf der Bank sitzen, das verstehe ich nicht.“So hatte er beim 4:1-Auftaktsieg gegen Inning nach dem 3:0 munter gewechselt. „Das wichtige ist doch der Spaß am Fußball und nach dem Spiel gab es dann für alle noch eine Kiste Siegerbier“, erzählt er begeistert. Diese, wünscht er sich, soll es für sein Team in der Abstiegsrunde noch öfter geben. „Ich glaube, die können wir eventuell schaffen“, ist Werner Winterholler vorsichtig optimistisch. „Und ich möchte zum Abschied den Klassenerhalt schaffen, das wäre schon wichtig.“Was war Ihr größter Erfolg? „Das war jetzt kein Sieg in dem Sinn“, sagt Werner Winterholler. Seine Zeit als Trainer der C-Jugend sieht er heute als seinen größten Erfolg. „Ich hatte damals 30 Kinder im Training, wir hatten zwei Mannschaften und ich höre heute noch von den Spielern, die jetzt ja schon erwachsen sind, dass es großen Spaß gemacht hat.“Er und sein Co-Trainer hatten es geschafft, dass alle Kinder spielen konnten und das zahle sich nun aus. „Die ganze Abteilung hat tolle Arbeit geleistet, deshalb haben wir jetzt auch über 30 Spieler im Training.“Was war Ihre bitterste Niederlage? „Mit der zweiten Mannschaft haben wir damals in Haspelmoor gespielt und bei einem Unentschieden wäre Wildenroth in die Relegation gekommen“, erzählt Werner Winterholler – dafür hätte Wildenroth die Prittrichinger auch zur Feier eingeladen. „Bis zur 90. Minute stand es auch 0:0 und in der 92. Minute ist ein Freistoß durch Freund und Feind ins Tor gekullert.“Aus sportlicher Sicht sei die Niederlage für seine Mannschaft nicht entscheidend gewesen, „aber aus gesellschaftlicher Sicht war es bitter“. Wie diese späten Gegentore überhaupt: „Die tun echt weh.“
Was war Ihr kuriosestes Erlebnis?
„Wenn ich zu den Spielen fahre, bin ich manchmal etwas verplant“, räumt er ein. So kann er sich an eine Fahrt nach Walleshausen erinnern, bei der er gleich zweimal die falsche Route nahm. „Meine Frau Sabine ist bei den Spielen auch immer dabei, und nachdem sie mich das zweite Mal gefragt hat, wo ich denn hinfahre, habe ich sie ans Steuer gelassen“, erzählt er mit einem Schmunzeln.
Warum wurden Sie Trainer? „Das ist schon gut 35 Jahre her, da hat mich unser Vorstand gefragt, ob ich nicht Schiedsrichter werden will und ein halbes Jahr später meinte er, ich sollte den Trainerschein machen.“Anfangs trainierte er Jugend-Mannschaften, dann die zweite des SV Prittriching. „Es macht einfach Spaß in der Gemeinschaft, meine Frau ist auch engagiert und meine Söhne spielen ja auch. So verbringt man viel Zeit miteinander.“
Würden Sie auch gerne ein ProfiTeam trainieren?
„Nein, auf keinen Fall. Da wäre mir die Belastung zu groß.“Er sehe immer noch Otmar Hitzfeld als Bayern-Trainer vor sich, als es bei München nicht so gut gelaufen war: „Er war ganz blass, das ist ein enormer Druck und geht irgendwann auch an die Substanz.“