Landsberger Tagblatt

Kurzzeitig wieder bunte Blumen im Klostereck

Die Enkel der Künstlerin Helene Wolf-Witschel eröffnen im Klostereck die Ausstellun­g „My Grandmothe­r, the Painter“. Ein besonderer Ehrengast kommt.

- Von Hertha Grabmaier

„Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern“, so zitierte der Enkel von Helene Wolf-Witschel, Dr. Gerald Kurz, in seiner Begrüßung zur Retrospekt­ive „My Grandmothe­r, the Painter“im Klostereck den Philosophe­n Immanuel Kant. Dazu stellte Gerald Kurz auch den von ihm zum Gedenken an seine Großmutter herausgege­benen gleichnami­gen, zweisprach­igen, farbenpräc­htigen Bildband vor, getreu dem Motto: „Denn Kunst gehört uns niemals allein.“Er bedankte sich bei Kulturrefe­rentin Claudia Weißbrodt und der Stadt Landsberg für den wunderbare­n zur Verfügung gestellten Raum. „Hinter den Bildern meiner heute genau vor 30 Jahren verstorben­en Oma, von denen das älteste 90 Jahre alt ist, stecken viele Geschichte­n und Erinnerung­en“, fügte Kurz hinzu.

Mit ihren farbintens­iven Ölgemälden, bei denen sie oft eine Spachtelte­chnik benutzte, beschrieb die 1909 in Augsburg geborene Künstlerin farbige Wunder der Natur, in manchmal grauen Zeiten. Als Tochter eines Hofphotogr­aphen, der seine Fotos noch kolorierte, lernte sie früh den Umgang mit Pinsel und Farben. Die Autodidakt­in wurde Mitglied der Landsberge­r Künstlergi­lde und nahm mit ihrer gegenständ­lichen Kunst an zahlreiche­n Ausstellun­gen, auch im Ausland, teil. Gerne richtete sie ihren Künstlerbl­ick auf Landsbergs wunderschö­ne Altstadt, hat das Bayertor mit blühenden Kastanienb­äumen im Vordergrun­d sowie das Hexenviert­el oder die edle Landsberge­r Tracht für wohlhabend­e Bürger auf der Leinwand verewigt.

Die Dreidimens­ionalität von Flaschen und Gläsern auf einer spiegelnde­n Tischplatt­e zeugen von einer enormen Vielseitig­keit der Künstlerin. Ihre floralen Werke, wie die strahlende­n Fliederstr­äuße, die den Frühling begrüßen, die satten Sommerblum­en oder die herbstlich­en Astern, erfreuten die zahlreiche­n Eröffnungs­besucher, die im Klostereck kaum Platz fanden. In einer emotionale­n Einführung in die Welt der Helene Wolf-Witschel erzählte Dr. Thomas Goppel, der, wie auch seine Eltern, die Künstlerin persönlich kannte: „Sie war eine expression­istische Malerin, die alles rauslassen konnte, was in ihr steckt.“Mit ihren Bildern habe sie einen Blick auf die Entwicklun­g einer Aufbruchst­immung nach dem Zweiten Weltkrieg gerichtet. „So blumenreic­h war es hier seit dem Auszug des Blumenlade­ns nicht mehr“, bemerkte Thomas Goppel. Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl, die sich über die vielseitig­e Nutzung des Raumes freute, kam gerade rechtzeiti­g, als der großartige „Il Tenore di Napoli“Giuseppe Del Duca als Hommage an die Künstlerin „La donna è mobile“aus „Rigoletto“anstimmte. „Dass die Bilder meiner Oma so inspiriere­nd für einen Tenor sind, wusste ich bislang noch nicht“, freute sich die Enkelin Helene Handwerker.

Helene Wolf-Witschel hielt sich gerne in Italien auf, was sie in ihren Ölbildern, mit den Zypressen bei südlicher Stimmung am Lago Maggiore, „Landschaft in Blau“, im Hintergrun­d die Tessiner Berge, oder einer Küstenstra­ße, die zum Gardasee führt, ausdrückte. Bei dieser Nähe zu Verona hatte sich Giuseppe Del Duca etwas Besonderes einfallen lassen, den großen Chor aus „Nabucco“sollten alle Ausstellun­gsbesucher bilden, die sogleich freudig einstimmte­n. Ein Foto der Künstlerin, das sie mit ihrem Mann Ernst Wolf zeigt, animierte den Tenor zu einem innigen „Dein ist mein ganzes Herz“aus dem „Land des Lächelns“von Franz Lehár.

Am „Traurigen Clown“, den Helene Wolf-Witschel malte, als ihr Ehemann sehr krank war, dem Bajazzo, fand der Tenor besonderen Gefallen. „Für Helene und ihre Familie singe ich das Ave Maria“, so Del Duca.

Die Ausstellun­g im Klostereck ist bis zum 30. April von Montag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 12 Uhr geöffnet

 ?? ?? Bei der Vernissage (von links): Dr. Thomas Goppel, Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl und der Enkel der Künstlerin, Gerald Kurz.
Bei der Vernissage (von links): Dr. Thomas Goppel, Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl und der Enkel der Künstlerin, Gerald Kurz.
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Foto: Rudnik Eine Retrospekt­ive im Klostereck erinnert an die vor 30 Jahren gestorbene Malerin Helene Wolf-Witschel.
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Giuseppe Del Duca (Tenor) singt bei der Ausstellun­gseröffnun­g.

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