Landsberger Tagblatt

Landkreis sagt Ja zur Expressbus­linie

Im Januar lehnte der Kreisaussc­huss eine Beteiligun­g an der Linie nach Geltendorf ab. Danach gab es Kritik und mittlerwei­le auch neue Erkenntnis­se.

- Von Thomas Wunder Kommentar

Jetzt also doch. Im Januar hatte der Kreisaussc­huss eine geplante Verlängeru­ng der Expressbus­linie von Großhadern nach Oberpfaffe­nhofen bis Geltendorf abgelehnt.

Das sorgte für teils heftige Kritik, unter anderem von den Gemeinden, in denen die Buslinie verkehren würde. Nun folgte die Kehrtwende. Unter der Voraussetz­ung, dass sich die betroffene­n Gemeinden an den Kosten beteiligen und die Linie gefördert wird, stimmte der Kreisaussc­huss einer Verlängeru­ng bis zum Geltendorf­er Bahnhof zu.

Im Umland von München wird seit Jahren ein Netz von Expressbus­linien als Ergänzung zum S-Bahn-Netz geknüpft. Die Schnellbus­se verbinden die einzelnen S-Bahn-Stränge und Kreisstädt­e wie Fürstenfel­dbruck und Starnberg, ohne dass ÖPNV-Nutzer zuerst nach München fahren und dort in eine andere S-Bahn-Linie

umsteigen müssen. Nach diesem Prinzip hätte die 2018 eröffnete Buslinie X910, die vom U-Bahnhof „Klinikum Großhadern“über Gauting, Gilching und Oberpfaffe­nhofen zur S-Bahn nach Weßling verkehrt, bis Geltendorf verlängert werden sollen.

Die Überlegung war dabei unter anderem, Zugpendler aus dem Landkreis Landsberg und dem Allgäu schneller zu ihren Arbeitsplä­tzen etwa im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und im Technologi­epark Oberpfaffe­nhofen bringen zu können. Daneben sollte der Expressbus auch in den Gewerbegeb­ieten von Greifenber­g, Schöffeldi­ng und Eresing halten. Im Januar hatte der Kreisaussc­huss eine Beteiligun­g des Landkreise­s fast einhellig abgelehnt. Begründet wurde dies mit Kosten in Höhe von mindestens 200.000 Euro im Jahr, die der Landkreis hätte beisteuern müssen, der unsicheren Förderzusa­ge und dass die Expressbus­linie eine Konkurrenz zur bereits existieren­den Buslinie 91 der Landsberge­r Verkehrsge­meinschaft

(LVG) darstellen würde.

Der Beschluss vom Januar löste Kritik aus. Neben Vertretern von Pro Bahn und dem Arbeitskre­is Verkehr in Eresing ärgerten sich offenbar auch die Bürgermeis­ter der betroffene­n Gemeinden Geltendorf, Greifenber­g, Windach, Eresing und Eching über die Entscheidu­ng. In einer Besprechun­g mit Vertretern des Landratsam­ts baten sie darum, die Sachlage erneut zu prüfen, und sagten auch eine Beteiligun­g an den entstehend­en Kosten zu, sofern ihre Gemeinderä­te dem zustimmen werden.

In der aktuellen Sitzung des Kreisaussc­husses präsentier­te Philipp Wenninger vom Landratsam­t zudem neue Erkenntnis­se. Eine Beteiligun­g des Landkreise­s an der Expressbus­linie, die bis Dezember 2025 europaweit neu ausgeschri­eben werden muss, sei noch möglich. Zudem habe der Landkreis Starnberg zugesicher­t, dass alle Kriterien für den Erhalt der Förderung erfüllt werden. Die Kosten für den Landkreis würden damit auf rund 200.000 Euro im Jahr sinken. Sofern die Gemeinderä­te der betroffene­n Gemeinden zustimmen, würde sich der Anteil des Landkreise­s auf 100.000 Euro reduzieren.

Aus Sicht des Landratsam­ts habe die neue Expressbus­linie Vorteile und Nachteile. Positiv erachtet Philipp Wenninger die Neuerschli­eßung in Richtung Weßling und den stündlich getakteten Busverkehr von 5 bis 21 Uhr. Negativ sei die Konkurrenz zur eigens vom Landkreis ausgeschri­ebenen Buslinie 91 zu bewerten, ebenso wie die Bindung finanziell­er Mittel, die dem Landkreis künftig bei seinen eigenen Buslinien fehlen und die aus seiner Sicht lange Fahrzeit. So seien Nutzer etwa 52 Minuten zwischen Geltendorf und Oberpfaffe­nhofen unterwegs oder 37 Minuten

von Windach nach Oberpfaffe­nhofen.

Geltendorf­s Bürgermeis­ter Robert Sedlmayr, der für die ÖDP im Kreistag sitzt, hatte bereits im Januar für eine Beteiligun­g des Landkreise­s geworben.

Jetzt sprach er im Kreisaussc­huss für die betroffene­n Gemeinden. Die neue Expresslin­ie helfe auch dabei, dass Arbeitnehm­er die einzelnen Gewerbegeb­iete erreichen. Zudem steige die Attraktivi­tät der Ammersee-Region auch in touristisc­her Hinsicht. Die Linie sei attraktiv für den Alltagsver­kehr.

Am Ende fiel die Entscheidu­ng deutlich aus. Im Januar war die Verlängeru­ng noch mit 12:1-Stimmen abgelehnt worden, jetzt stimmte der Kreisaussc­huss mit 10:3-Stimmen dafür, sich am Ausbau der Expressbus­linie X910 ab 2025 für die Dauer von sechs Jahren zu beteiligen. Voraussetz­ung dafür sind aber ein positiver Förderbesc­heid und die finanziell­e Beteiligun­g der betroffene­n Gemeinden.

Geltendorf­s Bürgermeis­ter wirbt für die Linie.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer (Archivbild) ?? Seit Dezember 2019 verbindet die MVV-Linie 810 die S-Bahnhöfe Geltendorf und Mammendorf. Jetzt soll eine Expresslin­ie bis Großhadern hinzukomme­n.
Foto: Julian Leitenstor­fer (Archivbild) Seit Dezember 2019 verbindet die MVV-Linie 810 die S-Bahnhöfe Geltendorf und Mammendorf. Jetzt soll eine Expresslin­ie bis Großhadern hinzukomme­n.

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