Das Lech Atelier zieht die Kreativen an
Am 20. April feiert das Landsberger Lech Atelier mit einem Fest die Architekten, die für den Fortbestand der Kulturstätte arbeiten. Was bisher erreicht wurde.
Auf dem 7000 Quadratmeter großen Grundstück mit dem ehemaligen Atelier des Landsberger Malers Fritz Paulus startete der Verein Kunst hält Wache 2023 das Kunst- und Kulturprojekt Lech Atelier. Auch wenn dort auf dem Gelände neben der Kläranlage bereits viele Veranstaltungen laufen, so ist baurechtlich noch einiges zu tun. Denn für den derzeitigen Nutzungszweck wurde das Gebäude weder errichtet noch genehmigt.
Jedoch scheint von allen Seiten der gute Wille vorhanden zu sein, für einen weiteren Betrieb eine solide Grundlage zu schaffen – das ist der Eindruck, der im Gespräch mit Besitzer Franz Hartmann entsteht. So hat der Stadtrat im November 2023 seine Zustimmung zu einem Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan „Sondergebiet Freizeit und Kultur“gegeben. Die Zusammenarbeit mit dem Bauamt zur Ausarbeitung eines Bebauungsplanes verlaufe sehr gut, betont Hartmann, der auf eine baldige Umsetzung hofft. Zudem laufe parallel ein Genehmigungsverfahren zur Duldung des Altbestands für die Nutzung für kulturelle Zwecke.
Die gute Entwicklung sei auch den drei Architekten Kurt Bergmaier, Johannes Wüst und Wolfram Ruoff, allesamt auch Künstler, geschuldet. Sie würden die vielen Gutachten und Studien, die für die Verfahren benötigt werden, auf den Weg bringen und begleiten und so die Vorarbeit für den Bebauungsplan leisten. Franz Hartmann zählt einige der Gutachten auf, so eine Naturschutzverträglichkeits-Vorstudie sowie Gutachten für Brandschutz und Statik.
„Da läuft so viel Papierkram im Hintergrund. Das wollen wir durch das Architektenfest am 20. April sichtbar machen“, erklärt Hartmann und dass die Rechtslage kompliziert sei. So wurde für das Gebäude einst die Nutzung als Scheune angegeben, nicht als Atelier. Nun finden darin sogar Veranstaltungen mit über 50 Personen statt, was vielfältige Auflagen mit sich bringe, unter anderem bei der Statik. Diese müsse jedoch nicht ertüchtigt werden, zeigt sich Hartmann erleichtert. Beim Brandschutz wurde mit speziellen Brandmeldern nachgebessert. „Derzeit läuft auch ein schalltechnisches Gutachten“, so Hartmann. Auch beim Lärm will das Lech Atelier also auf Nummer sicher gehen, um jeden Ärger zu vermeiden.
Während die bürokratischen Prozesse laufen, wurden im Atelierhaus zahlreiche Sanierungen durchgeführt. „Wir haben jetzt ein komplett neues Stromsystem, und als nächstes kommt die Heizung dran“, erklärt Hartmann. Dachisolierung, der Bau weiterer Toiletten – um künftig auch bei großen Veranstaltungen ohne einen angemieteten Toilettenwagen auszukommen – die Arbeiten gehen dem Verein so schnell nicht aus. Zumal auch die Werkstattgebäude, die derzeit vor allem als Lager dienen, wieder hergerichtet und als offene Werkstätten angeboten werden sollen.
Ein Anbau an das Bestandsgebäude ist laut Hartmann nicht geplant. Stattdessen sollen mobile Bauten weiteren Platz schaffen. „Sie versiegeln den Grund nicht, was auch vorteilhaft bei der Entwässerung ist und für Tiere, da diese unten durchlaufen können“, erklärt Hartmann. Für die mobilen Bauten würden fast ausschließlich Recyclingmaterialien verwendet – für eine Spende ist das Lech Atelier immer offen. „Wir können fast alles gebrauchen, etwa Isoliermaterial, Holz, Balken und Fenster“, zählt Hartmann auf.
Über Internetplattformen und ihr inzwischen großes Netzwerk kommen sie oft an brauchbare und ungewöhnliche, ausrangierte Dinge, die sie einer völlig neuen Nutzung zuführen.
So sind mittlerweile mit viel Kreativität rund zehn mobile Bauten im Entstehen, die beispielsweise als Unterbau alte Gepäckwagen oder landwirtschaftliche Anhänger haben und in denen alte Regale als Fußböden fungieren. Ob Kassenhäuschen, Technikraum oder Untergrund für Bühnenbilder – die mobilen Bauten dienen verschiedenen Zwecken, können, wo benötigt, aufgestellt und auch schnell wieder umgebaut werden, vielleicht zur Hütte auf dem geplanten Weihnachtsmarkt oder als Pizzaofen.
Viele kreative Menschen hat das Lech Atelier mittlerweile angezogen, rund 100 arbeiten aktiv und ehrenamtlich mit, wenn es beispielsweise darum geht, Baumaterial zu beschaffen. Künstlerinnen und Künstler nutzen den Raum, um sich in ihrem Metier weiterzuentwickeln, aber auch, um einmal etwas ganz anderes auszuprobieren. Wie das Gärtnern: Hochbeete wurden angelegt und auch im Gewächshaus grünt es schon. Und zwischendrin bleibt immer noch Zeit zum Skaten auf der neuen Skaterbahn, auf der heuer wieder ein Contest stattfinden soll.
Das Architektenfest findet am Samstag, 20. April, ab 19 Uhr im Lech Atelier statt. Sektempfang, ein Vortrag von Till Lill von Supertecture über das Bauen mit Recyclingstoffen, Musik von Felix Kohlscheen und Band sowie von einem DJ stehen auf dem Programm. Der nächste Termin im Lech Atelier steht auch schon fest: Am 30. April ab 19 Uhr wird beim Tanz in den Mai der erste regenbogenfarbene Maibaum aufgestellt.