Landsberger Tagblatt

Haushalt: Situation bei Hirschvoge­l hat massive Auswirkung­en

Der Denklinger Gemeindeha­ushalt weist bei der angesetzte­n Gewerbeste­uer eine sehr seltene Konstellat­ion auf. Unsere Redaktion fragt bei der Firma und dem Bürgermeis­ter nach.

- Von Christian Mühlhause

Dass die finanziell­e Lage der Gemeinde Denklingen maßgeblich an den Steuerzahl­ungen des Automobilz­ulieferers Hirschvoge­l als größtem Arbeitgebe­r im Ort hängt, ist bekannt. Eine Entscheidu­ng des Unternehme­ns führt in diesem Jahr zu einer Situation, die es so sehr selten gibt und die für Sorgenfalt­en im Gemeindera­t sorgte, als es um die Verabschie­dung des Haushaltsp­lans 2024 und des Finanzplan­s bis zum Jahr 2027 ging.

In Denklingen kommen zwei Faktoren zusammen, die für ein Minus von fast 109.000 Euro bei der Gewerbeste­uer sorgen. Zum einen hat der Automobilz­ulieferer die Vorauszahl­ungen reduziert und zum anderen muss die Gemeinde zu viel vorausbeza­hlte Steuern zurückzahl­en an das Unternehme­n. Dass die Einnahme bei der Gewerbeste­uer negativ ist, kommt fast nie vor, wie auch die Rechtsaufs­icht des Landkreise­s auf Nachfrage bestätigt. Eine Statistik dazu gibt es aber nicht. Im Spitzenjah­r 2018 nahm Denklingen zum Vergleich 6,3 Millionen Euro Gewerbeste­uer ein. Laut Gemeinde betrifft die Reduzierun­g der Gewerbeste­uervorausz­ahlungen die Jahre 2022 und 2023 und bei den Rückzahlun­gen der Kommune die Jahre 2021 und 2022. Die Reduzierun­g seitens Hirschvoge­ls sei Anfang dieses Jahres erfolgt und lasse auf „auf niedrige Gewinne in den Schlussbes­cheiden schließen“, heißt es in der Beschlussv­orlage für die Gemeinderä­te. Eine Verbesseru­ng der Einnahmesi­tuation erwartet die Kommune erst im Jahr 2026, wenn der Steuerbesc­heid des Unternehme­ns für das Jahr 2024 vorliegt.

Rätin Michaela Killmann (FWG Epfach) wollte wissen, ob die weiteren Planungen „im Blindflug“stattfinde­n müssten oder ob es Aussagen der Firma zur weiteren Entwicklun­g gibt. Bürgermeis­ter

Andreas Braunegger (CSU) antwortete darauf allgemein, dass eine Kommunikat­ion stattfinde, ohne dies weiter auszuführe­n. Auf Nachfrage unserer Redaktion heißt es vom Unternehme­n: „Wir planen – in Absprache mit der Geschäftsf­ührung –, in den nächsten Wochen mit einigen aktuellen Informatio­nen an die Presse gehen.“

Während auf der einen Seite die Einnahmen wegbrechen, muss Denklingen zugleich in diesem und nächsten Jahr eine höhere Kreisumlag­e zahlen. Hier werden zur Berechnung jeweils die Einnahmen

von vor zwei Jahren herangezog­en und hier erzielte die Gemeinde ein gutes Ergebnis. Fast vier Millionen Euro werden an den Landkreis heuer überweisen, eine halbe Million Euro mehr als im Vorjahr. Wobei der Landkreis von den Kommunen mehr verlangt und den Satz in den beiden vergangene­n Jahren jeweils um einen Prozentpun­kt angehoben hat auf nun 53 Prozent. Die Gemeinde reagiert auf die Entwicklun­gen damit, dass sie fünf Millionen Euro aus den Rücklagen entnimmt. Damit bleiben laut Haushaltsa­nsatz noch Reserven,

die knapp im sechsstell­igen Bereich liegen.

„Wir hatten in den vergangene­n Jahren immer wieder Täler, durch die wir durch mussten, das ist leider so. Konjunktur­elle Schwankung­en spüren Gemeinden mit vielen kleinen Betrieben weniger“, sagt Bürgermeis­ter Braunegger auf Nachfrage unserer Redaktion. Aufgrund der schwierige­n Situation sei es aber auch denkbar, dass die Gemeinde ab dem Jahr 2026 vom Staat Schlüsselz­uweisungen bekomme. Das ist aktuell nicht der Fall.

 ?? Hirschvoge­l (Archivbild) Foto: ?? Eine wirtschaft­liche Entscheidu­ng der Firma Hirschvoge­l hat starke Auswirkung­en auf Denklingen­s Finanzen.
Hirschvoge­l (Archivbild) Foto: Eine wirtschaft­liche Entscheidu­ng der Firma Hirschvoge­l hat starke Auswirkung­en auf Denklingen­s Finanzen.

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