Landsberger Tagblatt

Wieder Feuer in Gotteshaus: Mesner erwischt Täter fast

Dreimal Feueralarm innerhalb von drei Jahren in Uttinger Gotteshäus­ern: Einmal kommt es zur Katastroph­e, zweimal kann der Mesner Schlimmere­s verhindern. Die Kripo ermittelt.

- Von Frauke Vangierdeg­om

Wäre Mesner Stefan Wegele am Dienstagab­end ein paar Minuten früher an der Kirche Mariä Heimsuchun­g in Utting gewesen, um das Gotteshaus abzuschlie­ßen, hätte er ihn vermutlich erwischt, den mutmaßlich­en Brandstift­er, den die Kripo Fürstenfel­dbruck jetzt sucht.

Dienstagab­end, 16. April, kurz vor 20 Uhr: Mesner Stefan Wegele macht sich auf den Weg zur katholisch­en Kirche Mariä Heimsuchun­g in der Ludwigstra­ße, um das Gotteshaus abzuschlie­ßen. Noch in seinem Auto sitzend, sieht er einen schwarz gekleidete­n, hageren Mann auf der Westseite aus dem Altbau der Kirche kommen, der sich mit schnellem Schritt in Richtung Friedhof bewegt. „Ich habe mir nichts dabei gedacht, schließlic­h kommen immer wieder auch mal am Abend noch Leute aus der Kirche“, sagt der Mesner gegenüber unserer Redaktion. Als er aber selbst das Gotteshaus betritt, schlägt ihm Rauch entgegen. Schnell bemerkt Stefan Wegele die Ursache: Ein Gebetskäst­chen aus Holz, dass er vor rund einem halben Jahr gebaut und mit einer zweiten Schatulle, gefüllt mit Zetteln und Kugelschre­iber in der Kirche aufgestell­t hat, brennt. „Der Unbekannte hat auf der Ablage vor dem Kästchen eine Kerze abgestellt und diese angezündet“, erläutert Wegele. Dank seines beherzten Eingreifen­s konnte der Brand noch im Entstehen gelöscht und somit größerer Schaden abgewendet werden.

Offensicht­lich, so zumindest beschreibt es die Kriminalpo­lizei Fürstenfel­dbruck in ihrem Polizeiber­icht, habe der Unbekannte mittels eines Brandbesch­leunigers versucht, Feuer zu legen. Die Spurensich­erung sei bereits vor Ort gewesen und habe die Kerze sichergest­ellt, so Wegele. „Da sind natürlich auch meine Fingerabdr­ücke dran, ich habe ja keine Zeit gehabt, mir Handschuhe anzuziehen.“Mittlerwei­le ist die Kirche wieder freigegebe­n, und Stefan Wegele kann seine Arbeit im Gotteshaus wieder verrichten. Ein mulmiges Gefühl habe er nicht, aber: „Ich bin richtig verärgert“, sagt er, nicht zuletzt auch, weil er den Täter nicht erwischt hat. „Das muss jemand sein, der sich auskennt“, ist Wegele überzeugt angesichts des Fluchtwegs, den der Mann eingeschla­gen habe. „Aber in der Kirche habe ich

ihn vorher glaube ich noch nie gesehen.“„Das ist nicht das erste Mal, dass jemand versucht hat, in der Kirche ein Feuer zu legen“, erinnert sich Stefan Wegele. Bereits vor einigen Monaten wollte es der Zufall, dass er eine Katastroph­e verhindern konnte. Damals war Wegele am Abend in der Kirche, als er hörte, wie sich die Eingangstü­r öffnete und nur fünf Minuten später wieder schloss. „Ich habe mir auch da nichts Böses gedacht, denn es kommt vor, dass jemand nur kurz in die Kirche kommt.“Dann aber habe er einen seltsamen Geruch wahrgenomm­en

und nachgescha­ut. „Damals waren die Zettel im Gebetskäst­chen angezündet worden. Ich habe schnell den Schlüssel aus der Sakristei geholt und die Flammen mit der Hand ausgeschla­gen“, berichtet Wegele, der seit fast 15 Jahren als Mesner in der Kirche Mariä Heimsuchun­g tätig ist. In all den Jahren habe er noch nie erlebt, dass jemand dem Gotteshaus einen großen Schaden zufügen wollte.

Weil es sich bei dem Vorfall am Dienstagab­end um den zweiten dieser Art innerhalb weniger Monate handelte, habe er nicht nur Pater Xaver Namplampar­a informiert,

sondern auch die Polizei verständig­t. „In Dießen hat man mir dann gesagt, dass sich die Kriminalpo­lizei der Sache annehmen wird, weil das jetzt eine Häufung ähnlicher Fälle in Utting sei.“Während in Mariä Heimsuchun­g eine größere Katastroph­e verhindert werden konnte, hatte die evangelisc­he Kirchengem­einde in Utting in der Nacht vom 25. August 2021 nicht so viel Glück. Die damals fast 100 Jahre alte hölzerne evangelisc­he Christuski­rche wurde nach einem verheerend­en Brand völlig zerstört. Ein LT-Zeitungsau­sträger hatte gegen 3 Uhr in der Früh das Feuer bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Gerettet werden konnte die Kirche aber nicht mehr. Bis heute ist unklar, was zu der Katastroph­e geführt hat.

Der Mann, den Stefan Wegele am Abend des Vorfalls aus der Kirche hat kommen sehen, wird wie folgt beschriebe­n: Etwa 20 bis 25 Jahre alt und etwa 180 cm groß, mit dunklen kurzen Haaren und dunkel gekleidet. Die Kriminalpo­lizei Fürstenfel­dbruck hat die Ermittlung­en wegen des Verdachts der versuchten schweren Brandstift­ung übernommen und bittet eventuelle Zeugen, auffällige Beobachtun­gen unter der Telefonnum­mer 08141/6120 zu melden.

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Fotos: Thorsten Jordan Mesner Stefan Wegele zeigt die Stelle, an der Gebetsbox in der Uttinger Kirche Mariä Heimsuchun­g, an der das Feuer gelegt worden war.
 ?? ?? Aus dieser Tür an der Westseite des Kirchenalt­baus ist der mutmaßlich­e Brandstift­er am Dienstagab­end gekommen.
Aus dieser Tür an der Westseite des Kirchenalt­baus ist der mutmaßlich­e Brandstift­er am Dienstagab­end gekommen.

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